Schlagworte Berlinale
Schlagwort: Berlinale
Noch ein Sozialdrama – „Narben im Beton“ porträtiert eine Mutter in...
Berlin (Weltexpress) - Bestimmt die Umwelt, wer man ist? Treiben uns die Umstände in den Abgrund? Wenn Anna aus dem Fenster schaut und sinniert, blickt sie auf eine DDR-Neubausiedlung, wie sie in Marzahn und Hohenschönhausen noch immer stehen. Schön ist das allerdings weniger.
Anna hütet drei Kinder und hat noch ein viertes im Bauch. Um sie herum prollt das Leben gar bitterlich. Sie spricht in dem ganzen Film keine 10 Sätze und sieht betrübt aus. Dazu Grund gibt ihr auch Andreas, der vor ihren Augen mit einer anderen herum-macht, derweil Anna den Haushalt organisiert und sehr erschöpft wirkt.
Viel ertragen – Familiendrama „Sebbe“ im Programm der Berlinale Generation 14plus
Berlin (Weltexpress) - Manchmal lohnt sich für den Kritiker bei der Berlinale eine Vorstellung mit dem Zielpublikum. In diesem Fall sind es Jugendliche im Alter des Gymnasiasten Sebastian, kurz Sebbe. Ihre Reaktionen kommen ungefiltert und erschrecken mitunter. Als Sebbe von drei stärkeren Mitschülern gehänselt, verprügelt, beschimpft und misshandelt wird, lachen einige Jungs im Kino, da sie über eine geringere Reflektionsfähigkeit verfügen. Pädagogen und Eltern haben also noch viel Arbeit vor sich. Ich durchlebte meine eigenen Flashbacks mit Hänseleien. Aha, die Empathie mit dem Protagonisten ist etabliert über sein Leiden.
Auf Reisen mit Oma und Mama – Drei deutsche Frauen im...
Berlin (Weltexpress) - Großmutter, Mutter und Tochter unternehmen eine Reise nach Gran Canaria. Etwas, das wohl öfters in deutschen Familien vorkommt. Im Raum steht die Idee: Einmal noch mit Oma verreisen, wer weiß, wie lange das noch möglich ist... So machen sie sich auf, und die Enkelin, die Regisseurin Bettina Schoeller, nimmt den Urlaub mit der Handkamera auf.
Mitten im Leben – Berlinale Wettbewerb: Jasmila Zbanic ,Gewinnerin des Goldenen...
Berlin (Weltexpress) - Eine komplexe, sehr überzeugende filmische Arbeit, die zeigt, wie sehr das Kino ein Abbild gesellschaftlicher Wirklichkeit sein kann, wahr, spannend, traurig und froh auf einmal. Regisseurin Jasmila Zbanic, die auch das Drehbuch schrieb, hatte mit ihrem Erstling „Grbavica“ auf Anhieb 2007 den Goldenen Bären gewonnen. Nun legt sie erneut einen Film vor, der auf die Veränderungen ihrer Heimat Bosnien in Sarajewo und Umgebung reagiert. Es handelt sich um ein junges, durchaus gutsituiertes Paar, das sich liebt, das spürt man den ganzen Film über. Es ist eine junge unbeschwerte Liebe, die nichts hat von den gängigen Küchen- und Schlafzimmerszenen nebst neurotischen Beziehungskrisen, aber auch nichts von dem stummen Nebeneinanderleben anderer Filmehen. Sie ist Stewardeß und er wird gerade wegen seiner Alkoholprobleme im Dienst gefeuert. Beide wollen ein Kind, das von alleine nicht kommt, weshalb sie eine künstliche Befruchtung in Gang setzen.
Tobias Moretti wird zu Ferdinand Marian – Berlinale Wettbewerb: Oskar Roehler...
Berlin (Weltexpress) - Die Zeiten ändern sich. Heute kennen die Kinder die Hollywoodstars mitsamt ihren Liebhabern oder Ehemännern, Anfang der Fünfziger Jahren gab es in dem abgepackten Keksverschnitt für 10 Pfennige kleine Drucke der bekannten Filmstars, die fast alle aus dem Dritten Reich überlebt hatten, die man in Alben einkleben konnte. So auch der rassig aussehende österreichische Schauspiele Ferdinand Marian, Ferdl genannt, der nach dem Kriege zwar Berufsverbot erhalten hatte, aber im Gedächtnis der Leute haften geblieben war, denn mit seiner Darstellung des Jud Süß in dem gleichnamigen Film, - den Veit Harlan im Auftrage Goebbels, der diesen Auftrag von Hitler erhalten hatte, - war wie beabsichtigt der deutsche (nationalsozialistische) internationale Film konstituiert. Hitler hatte damit an die Traditionen der Stummfilmzeit anknüpfen wollen und diesen Film zu Propagandazwecken nutzen wollen.
Mütterlein fein – Berlinale Wettbewerb: Natalia Smirnoff legt mit „Rompecabezas“ filmische...
Berlin (Weltexpress) - Das eine kann man jetzt schon sagen. Diese Berlinale wird durch zwei Häufungen in die Geschichte der Berlinalen eingehen. Das eine sind die Filmsujets mit den ach so armen Männern, die im Gefängnis schmachten, woran meistens die Mütter schuld sind – nicht konkret, aber grundsätzlich. Das andere ist die Tatsache, daß weit mehr als eine junge Regisseurin hier den alten Hasen zeigt, wie man das macht, einen Film so zu erzählen, daß auf der Leinwand Charaktere erscheinen, die man noch nicht kannte, die Dinge machen, von denen man auch nicht wußte, daß sie in solcher Ruhe und mit solcher Leidenschaft durchgezogen werden können. Die 1972 in Buenos Aires geborene Regisseurin Natalia Smirnoff bringt mit ihrem Film genau das: Die emsige Hausfrau, liebevolle Mutter und brave Ehefrau Maria Del Carmen erhält zum 50. Geburtstag von der Familie ein Puzzle geschenkt. Gleich beginnt sie zu puzzeln, hört quasi nicht mehr auf, erfüllt trotzdem ihre Familienpflichten und gewinnt im Nu die nationalen Meisterschaften in Argentinien. Nur nach Deutschland, dem Ort der Weltmeisterschaft will sie dann nicht.
Zerstörte Blütenträume – Berlinale Wettbewerb: Lisa Cholodenko verführt mit „THE KIDS...
Berlin (Weltexpress) - Die angesprochenen Blütentraume beziehen sich darauf, daß hier die amerikanische Regisseurin einen tollen Stoff – zwei lesbische Frauen in Lebensgemeinschaft, von denen die eine mit Samenspende zwei Kinder zur Familie beisteuerte, die andere finanziell die Familie erhält – munter und mit Witz und Verve erzählt und den Mut hat, die Kinder den Samenspender suchen zu lassen, mit ihm Kontakt aufnehmen und eine neue Form des Familienlebens kreiert, weil dieser, dem die Ergebnisse seiner Samenspende richtig gefallen, die eingefahrene Familienstrukturen so richtig aufmischt und sich eine Liebesbeziehung zwischen ihm und der Mutter seiner gespendeten Kinder ergibt. Auch dies völlig glaubwürdig. Ein schönes und ein aufklärerisches Kinoerlebnis, werden doch Außenseiter der Gesellschaft hier zu selbstverständlichen Akteuren. Und dann zerstört die Regisseurin ihre eigene Geschichte, indem sie einen Schluß herbeiführt, in dem die Ursprungsfamilie sich rein und heilig des Störenfriedes entledigt, mit dem die Kinder nicht mehr reden und den die Frauen aus dem Haus werfen. Obwohl gerade dieser weder besitzergreifend noch zerstörerisch, sondern geradezu integrativ und warmherzig allen Familienmitgliedern gegenüber auftrat. Damit ist das reaktionäre Familienbild, mit dem Amerika seit den 50er Jahren die Welt überzieht, wiederhergestellt: die heilige Familie.
Der muslimische Aschermittwoch – Berlinale Wettbewerb: Burhan Qurbani kommt mit seinem...
Berlin (Weltexpress) - Mit einem filmischen Erstling als Regisseur direkt auf die Berlinale zu gelangen, das sei zuvor nur Roland Emmerich gelungen, hieß es anläßlich der Pressekonferenz nach der Filmvorführung. Der Film selbst, dessen Titel als erste Säule des Islam dem Koran entnommen „Glaubensbekenntnis“ heißt, ist ein Episodenfilm, in dem am Anfang die handelnden Personen an ihrer Arbeitsstelle, der Großmarkthalle, vorgestellt werden, wobei von drei Muslimen anschließend deren Geschichten ausführlicher erzählt werden, die immer wieder in Gemeinsamkeiten münden, entweder, daß sich die handelnden Protagonisten im gefilmten Leben treffen oder indem in eine Geschichte die zeitlichen Parallelexistenzen kurz eingeblendet werden. Um was es geht? Um das Leben in Deutschland im Zeichen des Islam.
Männer unter sich – Berlinale Wettbewerb: Alexej Popogrebski läßt den Sommer...
Berlin (Weltexpress) - Ein Männerfilm. Zwar sind es nur zwei, aber dafür sind sie das total und immer von morgens bis abends und auch des Nachts noch zusammen, denn auf ihrem insularen Aufenthaltsort, einer Polarstation im Arktischen Meer, geht die Sonne im Sommer nicht unter. Auch wenn die beiden die Hauptrollen spielen und uns die dramatische Gefühlsskala einer russischen Seele eines russischen Mannes auf 124 Minuten Film aufzeigen, so spielt die eigentliche Hauptrolle diese arktische Landschaft, daß man angesichts der sanft-blauen geschichteten Farben und Nebelbänken glatt vergessen möchte, daß es eine todgefährliche Gegend ist, wo das Eis Leben auslöscht und die schroffen Felsformationen nicht nur bedrohlich aussehen, sondern einen auch erschlagen können. Unwirklich und unwirtlich, aber fast überirdisch schön.
Früher war mehr Lametta – Gudrun Ritter und Michael Gwisdek tragisch-komisches...
Berlin (Weltexpress) - Seltsam, wie Matti Geschonnckes leises Drama beginnt. Mit einem Spaziergang, vom „Boxhagener Platz“, diesem charmanten kleinen Fleck in Berlin-Friedrichshain, zum Friedhof. Dieses Eigentümliche und Eigensinnige verleiht Matti Geschonncks tragischer Komödie ihre Originalität und die nötige Spur Trotz, um weit mehr als nur amüsant zu sein. Für die in Geist, Körper und Herzen agile Seniorin Otti ist der Friedhofsbesuch ein gewohnter Gang. Sie richtet hier die Gräber her. Jene ihrer verstorbenen Gatten und oft auch die Fremder. Alles bedenkt Otti mit ihren launigen Bemerkungen: Walter Ulbricht, der im Handlungsjahr 1968 die DDR preist, den VoPo-Gatten ihrer Tochter, die „Suffköppe“ beim Fisch-Winkler und nebenher erzählt sie Anekdoten über ihre einstigen Flammen. Ihr Enkelsohn Holger (Samuel Schneider) schaut zu und lauscht und Matti Geschonnck lauscht und beobachtet mit ihm in seiner bitter-humorigen Verfilmung von Torsten Schulz ´ Roman über Otti und die anderen Menschen vom „Boxhagener Platz“ im Herbst 1968.