Nach dem Vorbild der Charta für den Denkmalschutz erarbeitet die FIVA für Oldtimer eine sogenannte „Charta von Turin“, die genaue Vorgaben enthält, wie Oldtimer als Kulturgut geschützt und bewahrt werden können. So soll es eine EU-einheitliche Definition von historischen Fahrzeugen geben, zudem soll eine Initiative die Anerkennung von historischen Fahrzeugen als „automobiles Kulturgut“ bei der EU-Kommission für Kultur vorantreiben. Nach Fertigstellung der Oldtimer-Charta will man sie bei der UNESCO einreichen, damit die Liebhaberautos von der Weltkulturerbeorganisation nach international einheitlichen Standards unter besonderen Schutz analog zum Denkmalschutz gestellt werden.
Derzeit ist die Regelung in der Bundesrepublik so: Autos, die über 30 Jahre alt sind und bestimmte Kriterien erfüllen, etwa dass sie aus Originalteilen in einem guten Zustand bestehen, erhalten ein H-Kennzeichen, das H steht für „historisch“. Weil es aber immer mehr Oldtimer mit H-Kennzeichen gibt, im vergangenen Jahr stieg ihre Anzahl um 10,9 Prozent auf 231.064 Fahrzeuge, könne es schwieriger werden, sagte Stefan Röhrig, Leiter der Fachabteilung Historische Fahrzeuge des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), „dass Oldtimer auch weiterhin als kleine Minderheit akzeptiert werden, für die Ausnahmen nicht ins Gewicht fallen“. Immerhin haben die echten Oldtimer in den Jahren 1983 bis 1992 um 52 Prozent zugelegt.
„Möglicherweise“, bemerkte Röhrig auf Anfrage von Amicale Citroën Deutschland, der Vereinigung deutscher Citroën-Clubs, „wird die Politik in Zukunft versuchen, den Fahrzeugbestand mit H-Kennzeichen zu begrenzen“.
Das könne auf zwei Wegen erreicht werden: Das Mindestalter von bisher 30 Jahren könnte angehoben werden, oder die technischen Voraussetzungen und Prüfungen könnten verschärft werden. Für den VDA ist ein Oldtimeranteil von unter einem Prozent am Gesamtbestand der Fahrzeuge in Deutschland „in Ordnung“ – nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) sind es zur Zeit 0,91 Prozent.
Nicht jedes über 30 Jahre alte Auto ist auch amtlich ein Oldtimer, der das begehrte H-Kennzeichen erhalten kann. Die Anforderungen in punkto Alter, Originalität und technischem Zustand erfüllen, um anerkannt zu werden, sind genau festgelegt und sehr streng. Das zeigt sich daran, dass nur 56 Prozent aller über 30 Jahre alten Fahrzeuge das Kennzeichen erhalten. Die vom Gesetzgeber vorgesehenen Vergünstigungen für Halter von H-Autos erstrecken sich auf einen reduzierten Kfz-Steuersatz, auf freie Fahrt in Umweltzonen auch ohne Plakette. Zudem sind oft auch die Versicherungstarife niedriger.
Die meisten Schnauferl mit H-Kennzeichen in Deutschland sind VW Käfer (Ende 2011: 26.860 Stück), dann erst folgen mit großem Abstand Mercedes SL R 107 (7.100) und Mercedes Strich-8 (6.820). Der am meisten gefahrene Import-H-Oldtimer ist Alfa Romeos Spider mit 2.030 Exemplaren. Den höchsten Oldtimerbestand findet man übrigens in Hamburg, den niedrigsten in Mecklenburg-Vorpommern.
kb