Denn bis zum Ende der 90er-Jahre zogen gerade junge Familien fast selbstverständlich aufs Land oder in die Randgebiete der Städte, um für sich den Traum vom eigenen Heim mit Garten wahr werden zu lassen. Dieser Trend kehrt sich jetzt um. Immer mehr Menschen – egal ob jung oder alt – entdecken die Stadt als Lebensraum. „Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Verkehrswege sind kurz, das kulturelle Angebot und die Einkaufsmöglichkeiten sind groß“, erklärt Rüdiger Grimmert von der BHW Bausparkasse. Ein weiteres Argument für das städtische Wohnen haben junge Familien, in denen beide Partner berufstätig sind: Kind und Karriere lassen sich in der Stadt leichter miteinander vereinbaren, da der Weg zwischen Kindertagesstätte und Arbeitsplatz oft nur wenige Minuten beträgt. Und außerdem: Die Benzinpreise steigen und fallen und steigen wieder, die Verkehrsanbindungen sind nicht immer optimal und viel Zeit geht verloren, die als Freizeit mit der Familie oder allein gefeiert werden könnte.
Neu ist diese Idee nicht. Blicken wir doch einmal über „den Zaun“ in die Niederlande oder nach Großbritannien, blicken wir in die deutschen Großstädte Hamburg und Bremen. Da finden wir diese „Townhouses“: Eng stehende Stadthäuser in Reihe mit geringem Flächenbedarf und kleinem Garten. Oftmals sind es gepflegte Altbauten, die ihren ganz besonderen Charme haben und voll modernisiert wurden, um den heutigen Anforderungen der Bewohner zu genügen. Doch auch neue innerstädtische Reihenhäuser entstehen vor allem auf Brachflächen in Großstädten wie Hamburg, Leipzig und Berlin. Weil Baugrund in der Stadt teuer ist, wird in die Höhe statt in die Breite gebaut. Oft sind die Grundstücke nicht breiter als sechs Meter – auf schmalem Grundriss verteilt sich die Wohnfläche dann auf drei bis fünf Geschosse.
Für ein Stadthaus mit Garten müssen Käufer mehr ausgeben als für ein vergleichbar großes Haus am Stadtrand – können im Alltag jedoch Geld und vor allem Zeit sparen. Diesen Vorteil erkennen immer mehr Deutsche, wie eine aktuelle Umfrage der BHW Bausparkasse zeigt. Etwa 50 Prozent der Befragten geben die Reduzierung der Fahrtkosten und der Fahrzeit zur Arbeit als Grund für einen Wohnortwechsel an. Während die Pendler auf dem Weg zur Arbeit oder zum abendlichen Kinobesuch lange Strecken mit dem Auto zurücklegen, erreicht der Eigenheimbesitzer in der Stadt sein Ziel oft bequem zu Fuß oder nutzt öffentliche Verkehrsmittel was in der Stadt schnell gehen kann. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel.
Schlankes Haus mit Gartenidylle: der Trend geht zum städtischen Wohnen
Wenn Pendler zu Wort kommen, so kritisieren sie zuerst den oft auch langen Weg zur Arbeit. Das Motto heute lautet häufiger: Pendeln war gestern. Gerechnet auf den Cent, so kostet einen Arbeitnehmer, der täglich rund 50 km mit dem Auto pendelt, das etwa 5.200 Euro im Jahr. Hinzu kommt, dass Familien häufig zwei Autos benötigen, um in ländlichen Wohnlagen mobil zu sein. Für die Finanzierung, die Reparaturen und das Betanken von zwei Autos sowie Monatskarten für die Kinder kommen so schnell Kosten von bis zu 1.000 Euro im Monat zusammen. Spart man diese monatliche „Mobilitätspauschale“, lässt sich der Mehrpreis für das Wohnen in der Stadt leicht finanzieren: Ein 140 Quadratmeter großes Haus am Rande Leipzigs kostet beispielsweise circa 200.000 Euro, Käufer eines vergleichbaren Stadthauses müssen etwa 250.000 Euro ausgeben. Der Mehrpreis für die Stadtimmobilie amortisiert sich durch das Einsparen von Fahrtkosten schon in weniger als zehn Jahren – und für das Wohnen im Alter zahlt sich eine zentrale Wohnlage in jedem Fall aus! Überhaupt ist der Wunsch vieler Senioren immer lauter, im Alter in der Stadt zu wohnen und nicht „im Grünen“, in einem Altersheim weit draußen vor den Toren der Zentren. Altenwohnheim im Stadtzentrum sind sehr beliebt, wie sich auch mitten in Bonn zeigt, und wie es Gespräche mit den Senioren beweisen. „Wenn wir ins Grüne wollen, dann fahren wir aus der Stadt hinaus, aber wohnen wollen wir im Herzen einer Stadt“, so das Motto!