Berlin, Deutschland (Weltexpress). Am Ende ging den Füchsen gerufenen Spielern der Füchse Berlin Handball GmbH in der ausverkauften Berliner Max-Schmeling-Halle die Luft aus. Anders formuliert: Bis zur letzten Sekunde stand es Spitz auf Knopf. Dann ertönte die Schlußsirene. Handballer der Kapitalgesellschaft mit Sitz in Berlin siegten als Tabellenführer mit 35:34 (18:16) gegen Handballer der Kapitalgesellschaft mit Sitz in Balingern, die auf dem 18. und also letzten Platz der Tabelle der Handball-Bundesliga stehen. Über weite Strecken der Partie um Punkte war kein Klassenunterschied feststellbar, jedenfalls nicht am Ergebnis.
Auffällig war vielmehr die Auslegung von Situationen durch Jannik Otto und Raphael Piper, die in vielfach auf Siebenmeter entschieden. Für den Geschmack des einen oder anderen Zuschauers sowie dem von Jens Bürkle, Cheftrainer bei der HBW Balingen-Weilstetten Bundesliga GmbH & Co. KG, war das zu viel. Zehn Siebenmeter gab es für die Berliner. Siebenmeter-Schütze Hans Lindberg kam dadurch auf zehn Tore, neun erzielte er vom Punkt. Zudem wurden die Spieler der Gäste doppelt so häufig bestraft.
Für die Gäste, die sechs Siebenmeter zugesprochen bekamen, trat jedes Mal Oddur Gretarsson an. Er traf immer, zudem zweimal aus dem Spiel heraus. So kam Gretarrson zu acht Toren. Elias Fügel steuerte fünf Treffer bei. und auch Filip Vistorop war mit sechs Toren äußerst erfolgreich. Heraus ragte für mein Dafürhalten jedoch Elias Huber, der aufgrund seiner eher zu geringen Einsatzzeit äußerst erfolgreich agierte. Nicht nur, daß der junge Mann auf vier Treffer kam, er setzte zwei, drei Mal seine Nebenleute gekonnt und also auf eine Art in Szene, die als ästhetisch beschrieben werden muß. Doch wer sagt oder schreibt man das? Nur wenige Kenner und Könner wissen, den Sport im Allgemeinen und Handball im Besonderen auf die Höhe des Begriffes der Ästhetik zu bringen.
Auffallend war, daß Jerome Müller unter seinen Möglichkeiten blieb. Der Wille war da, er mühte sich redlich und agiert oft alleine, aber entweder reichte an diesem Abend das Können nicht oder er durfte nicht, weil seine direkten Gegenspieler zu gut waren.
Herausragend war bei den Füchsen neben Lindberg nicht nur Mathias Gidsel, sondern noch Nils Lichtlein (beide je sechs Treffer). Von Rückraumspielern wie Lasse Bredekjaer Andersson kam hingegen zu wenig (drei Tore) und Paul Drux (ein Tor). Gidsel holte übrigens mehrere Siebenmeter nach dem Clever-und-hart-Motto heraus. Sein Treffer zum 9:6 solle, so der Hallensprecher, sein „200. Treffer in dieser Saison“ gewesen sein.
Beim 16:14 stand der Berliner Torschütze bereits so lange mit einem Bein auf dem Boden, daß das selbst dem Größten Anti-Blitzmerker aufgefallen sein mußte. Stefan Kretzschmar wird’s wohl gesehen haben und auch gemerkt, daß das Spiel mit zunehmender Dauer Spitz auf Knopf stand. Wohl wahr, daß die Liga „verrückt“ sei, wie er meinte, und daß sei „keine Floskel“. Daß „ein Tabellenletzter beim Tabellenersten gewinnen könne“, das schob er hinterher.
Auch mit diesen Anmerkungen lag Kretzschmar richtig: „Mathias Gidsel war eben auch wieder der Unterschiedsspieler mit seiner Cleverness, der die 1 gegen 1 Aktionen sucht. Und dann haben wir einen 42-jährigen, der so jeden Siebenmeter reinhaut. Das ist eine Nervenstärke, die wir heute gebraucht haben, um gegen Balingen zu gewinnen.“
Füchse-Trainer Jaron Siewert sprach nicht nur die „gute Leistung der Balinger“ an, sondern auch die „fehlende Konsequenz unserer Abwehr“ an diesem Sonntag in der Migranten-Metropole Berlin.
Die Aufstellungen
Füchse Berlin Handball GmbH: Milosavljev (11 Paraden), Kireev; Lindberg 10/9, Gidsel 6, Lichtlein 6, Andersson 3, Freihöfer 3, Marsenic 3, West av Teigum 2, Drux 1, Milosavljev 1, Wiede, Darj, Tollbring, Langhoff, Jacobs
HBW Balingen-Weilstetten Bundesliga GmbH & Co. KG: El-Tayar (5/1 Paraden)m Mario Ruminsky (3 Paraden); Grétarsson 8/6, Vistorop 6, Fügel 5, Huber 4, Grahovac 3, Ingason 2, Leimeter 2, Müller 2, Grüner 1, Heinzelmann 1, Hildenbrand, Locher, Saueressig
Zuschauer: 9 000
Schiedsrichter: Jannik Otto / Raphael Piper
Strafminuten: 6 / 12