Berlin, Deutschland (Weltexpress). Am Freitag müssen die Eisbären zum ersten Mal in der neuen Saison Farbe bekennen. Im alten „Welli“ in Hohenschönhausen empfangen die Berliner den tschechischen Extra-Liga-Klub HC Dynamo Pardubice. Nur ein Freundschaftsspiel – aber immerhin!
Von ihrer zehntägigen Rundreise von den Dolomiten über das Trainingslager in den Berchtesgadener Alpen bis an den Rand des Riesengebirges kehrten die Berliner mit drei Niederlagen und einem Sieg zurück.
Angesichts des Watzmann und der frischen Alpenluft hatte Sportdirektor Stephane Richer verkündet: „Wir sind besser aufgestellt, als zum gleichen Zeitpunkt im vorigen Jahr.“
Dann liefen die Berliner zum Testspiel in Wien auf und staunten. Die Capitals sind keine Sängerknaben. Es stand bereits 0:6 ehe Kai Wissmann, Lukas Reichel und Florian Kettemer für drei Eisbären-Tore sorgten. Doch die deutliche 3:8-Klatsche konnten sie nicht verhindern.
Wahrscheinlich naschten die Eisbären ein paar bayrische Schmankerln zu viel. EHC-Trainer Serge Aubin ließ es jedenfalls nach dem Wien-Match ziemlich krachen: „Es war ein Abend, an dem man stets das Gefühl hatte, dass das gesamte Team immer eine halbe Sekunde langsamer war als der Gegner.“
Die Standpauke hat gewirkt. Beim starken HC Mountfield Hradec Kralove krallten sich die Eisbären mit einem 2:1 ihren ersten Sieg in der neuen Saison. Der einstige NHL-Star Maxime Lapierre und Pierre-Cedric Labrie sorgten für die Treffer. Wobei beim 1:1 durch Labrie die Glücksgöttin Fortuna die Hand im Spiel hatte. Der Puck war übers Tor gegangen sprang von der Glasumrandung an den Rücken des Mountfield-Keepers und fiel dann ins Tor. Kurios, aber Tor ist Tor.
Nach dem Erfolg gegen die starken Tschechen (Hauptrunden-Vierter) atmete Serge Aubin erste einmal durch: „Heute gefiel mir das gut, was ich von allen Reihen gesehen habe. Das ganze Team hat vollen Einsatz gezeigt, es war Leben auf der Bank, alle waren drin im Spiel. Das ist es, was wir brauchen. Wenn jeder alles gibt, muss ich auch nichts ändern.“
Der Trainer tauschte immer wieder das Personal, um zu sehen, wer mit wem am besten harmoniert. Sieben Tore in fünf Spielen, davon drei gegen Weißwasser, stellen wahrlich keine Traumausbeute dar. Da fragt man sich schon, ob Stürmer wie Sean Backman, Austin Ortega oder Marcel Noebels im Sommer vergessen haben, dass zum Eishockey auch Tore gehören.
Unwillkürlich taucht natürlich die Frage auf, warum die Eisbären Jami MacQueen (24 Tore) nach Schwenningen ziehen ließen, dafür aber mit Labrie einen Kanadier aus der dritten Liga und mit Sebastian Streu (19) einen unerfahrenen Spieler zum Probetraining holten.
Streu ist für seine Entwicklung zunächst bei Weißwasser gut aufgehoben. Bei Labrie ist es nur schwer vorzustellen, dass er den Eisbären bei Spielen gegen Mannheim, Köln oder München entscheidende Impulse geben könnte.
Selbst Leonhard „Leo“ Pföderl , der bei Nürnberg mit 19 Toren und 17 Vorlagen glänzte und von sich sagt: „Ich bin als Torjäger nach Berlin geholt worden“, schien seine Torkanone im heimischen Bad Tölz vergessen zu haben. Den letzten Treffer erzielte Pföderl am 17. März. Bei der WM und bisher bei den Eisbären vermeldet der Nationalspieler in 13 Spielen Fehlanzeige. Doch der 26-Jährige tröstet die Fans, denn bis zum DEL-Start am 13. September will er seine Torkanone nach Berlin holen. Hoffentlich!
Mit ein bisschen Sorge muss man auch auf die Torwart-Position schauen. So richtige Glanzvorstellungen lieferten weder Dänemarks Nationaltorwart Sebastian Dahm noch Marvin Cüpper ab. Mal sehen, wie die Saison beginnt. Noch ist alles Probe.