Zwei Seeräuber wurden an Deck gesichtet, als ein Aufklärungsflugzeug des Atalanta-Verbandes auf einem Erkundungsflug an dem gekaperten Schiff vorbei flog. Der Frachter zog außerdem zwei Schnellboote der Piraten hinter sich her. Der Panmax Bulker wurde im vergangenen Jahr gebaut und gehört dem Pekinger Reeder Cosco an. Leider wurde das Schiff – trotz der Piratengefahr – nicht bei den Sicherheitsbehörden für die Durchfahrt duch das Risiko-Gebiet angemeldet. Damit sind derzeit sechs Schiffe mit 146 Seeleuten in den Händen somalischer Kriminellen.
Am letzten Donnerstag kam der Frachter „Kota Wajar“ aus Singapur hinzu. Auch ihn brachten die Somalier in ihre Gewalt in einem Gebiet, in dem jetzt auch der chinesische Bulker gekapert wurde.
Dennoch scheint der „De Xin Hai“-Fall ein neuer Meilenstein in dem kriminellen Prozedere. Das Schiff wurde ca. 550 Seemeilen nördlich der Seychellen angegriffen. Man kann auch sagen: knapp 700 Seemeilen östlich der somalischen Küste. Vor einem Jahr wurde der saudische Supertanker, die „Sirius Star“, von den Piraten gekapert. Der Tanker war ca. 450 Seemeilen von der somalischen Küste entfernt. Während des Angriffs wurde der Kapitän drei mal von internationalen Überwachungsbehörden gebeten, eigene Position zu überprüfen und diese noch einmal mitzuteilen. Kaum jemand glaubte daran, die Seeräuber wären imstande „so weit“ weg von der eigenen Küste zu operieren. Ein Jahr später sind daraus knapp 1300 Kilometer geworden.
Beide Angriffe erfolgten in unbewachten Gewässern südlich des Sicherheitskorridors, den Atalanta-Verband (EU), die NATO und andere Bündnispartner im Golf von Aden kontrollieren.
Die früher angedeuteten Szenarien werden langsam zur Realität: Nachdem Ende September der Monsun im Indischen Ozean abflaute, wurden die Piraten deutlich aktiver geworden. Weit im Indischen Ozean haben sie auch „mehr Zeit“ um die Attacken zu wiederholen. Gerade am Freitag jagten sie erfolglos mehr als 40 Minuten lang einem Containerschiff nach und gaben dabei mehrere Schüsse ab.