Berlin, Deutschland (Weltexpress). Im ersten Spiel des 1. FC Union Berlin in der ersten Liga der DFL Deutsche Fußball Liga e.V., in der vor allem Kapitalgesellschaften Mitglieder sind – Ausnahmen bestätigen die Regel – und die die erste und zweite Liga in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung ausgelagert hat, die wiederum eine Hand voll Tochterunternehmen hat, wurde der Aufsteiger von der neuerdings von Julian Nagelsmann trainierten ersten Mannschaft der RasenBallsport Leipzig GmbH genannten Gesellschaft, die angeblich aus ehrenwerten Herren besteht, gewogen und für zu leicht befunden.
Das am Sonntagabend im Osten Berlins ausgetragene Punktspiel der Bundesliga genannten Veranstaltung ging 4:0 (3:0) für den Gast aus Leipzig, der mit seinen Gelegenheiten fahrlässig umging, aus, denn sonst hätte es doppelt und dreifach so viele Tore für die ganz in Weiß spielenden und zu einer Mannschaft zusammengekauften Angestellten geben müssen, die in dieser Saison auch in der ersten Liga der Union Europäischer Fußballverbände antreten wollen, aber auch zeigten, warum sie dort nicht weit kommen werden, denn „Effektivität bestimmt das Handeln“, wie schon Peter Schilling in „Major Tom“ zu singen wusste.
Immerhin waren die Anhänger der Unioner im mit 22.012 Zuschauern ausverkauften Stadion An der Alten Försterei auf Augenhöhe und taten, was sie konnten: sie sangen. Und sie zeigten, dass sie den meisten anderen im Kopf voraus sind. Sie hielten Plakate von 455 verstorbenen Eisernen in Schwarz-Weiß-Bildern vor Spielbeginn in die Höhe, als das von Nina Hagen gesungene Lied im Stadion erklang. Sie und die Toten hätten sich kaum zu träumen gewagt, dass eine Elf der einstigen Schlosserjungs aus Oberschöneweide genannten Berliner einmal 1. Liga spielen würden. Mancher auf den Tribünen hätte Tränen in den Augen. Wo gibt es schon sowas zu erleben?!
Allerdings gibt es auch sonst nirgends so viel Schweizer Käse. Die Abwehr war kein Schwarzes Loch, in dem die Angreifer des Gegners verschluckt wurden, sondern eines, durch das sie spazierten wie ich im Wald der Wuhlheide, weil ich nicht reinkam. Die Führung bevorzugte mehr denn je Haus- und Hofberichterstatter der großen Kapitalmedien. Beim 1. FC Union Berlin wird das nicht Zensur genannt, sondern mit Platzmangel bedauert. Platz im Stadion ist jedoch für über 22.000 Personen genug, es kommt darauf an, wie man ihn verteilt. Einerseits.
Andererseits ist das Stadion zwischen Wald, Wuhle und Spree schlicht zu klein. Schon zu diesem Punktspiel wollten wohl doppelt und dreifach so viele Personen hinein, als reingelassen wurden.
Gut, dass an die Verstorbenen gedacht wird, und schön, wie das geschieht, während die draußen vor der Tür vergessen werden.
Berlin hat ein großes Stadion, das der Stadt gehört und von der Olympiastadion Berlin GmbH betrieben wird. Ein Stadion für alle Berlin! Wie lange will die Führung des 1. FC Union Berlin eigentlich noch das Fußball-Volk mit dem Mythos Kult statt Kommerz für dumm verkaufen und in einem für die Bundesliga mangelhaften Stadion spielen lassen, während in der Stadt ein sehr gutes Stadion steht?
Nebenbei bemerkt: Dass diese Saison für den Kommerz-statt-Kult-Klub ein einziger Abstiegskampf werden würde, das war klar, aber ein augenscheinlich aussichtsloser, das nicht.
Noch ist nicht aller Tage Abend, aber der Kader, den der Schweizer Urs Fischer in Berlin-Köpenick trainiert, scheint nicht konkurrenzfähig – so wie das Stadion. Dass die für beide Miseren verantwortliche Führung mit und unter Präsident Dirk Zingler daran etwas ändern wird, das ist leider wenig wahrscheinlich.