Heute übernimmt diese Funktion die Fotografie, und so lag es nahe, in einem Ausstellungsrojekt beide Kunstformen aufeinander zu beziehen und zu kontrastieren. Für die Fotoseite konnte dafür die weit über das Rhein-Main-gebiet hinaus bekannte Fotografin Barbara Klemm gewonnen werden. Die Eröffnung der daraus resultierenden Ausstellung in dem von der Altana-Kulturstiftung getragenen Sinclair-Haus in Bad Homburg führte angesichts der Popularität der beiden Protagonisten zu einem Besucherandrang, den das Haus kaum bewältigen konnte (Foto).
Barbara Klemm reiste als Bildjournalistin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung um die ganze Welt und hat – abseits der politischen Schauplätze – ein umfangreiches Konvolut von Landschaftsaufnahmen geschaffen. Sie folgte für die Ausstellung „Reisenotizen” den Spuren Johann Wolfgang Goethes. Inspiriert von seinen Zeichnungen entstanden Fotografien, die im Museum Sinclair-Haus erstmals gezeigt und gemeinsam mit den Reisezeichnungen des Dichters ausgestellt werden. In vielen Skizzen und Tuschezeichnungen hielt Goethe die Seheindrücke der Orte und Landschaften seiner Reisen und Wanderungen fest. Bilder aus Thüringen, der Schweiz und Italien dokumentieren seine intensive Beschäftigung mit der Zeichenkunst. Mit diesen Arbeiten ist er nun Impulsgeber für eine außergewöhnliche fotografische Spurensuche.
Was Barbara Klemm schuf ist aber keine „Vorher-Nachher-Serie“. Sie bestand auf der Freiheit, selbst zu entscheiden, wie nahe sie den Vorbildern kommen möchte. Konsequenterweise haben die Ausstellungsmacher auch darauf verzichtet, die Motive jeweils nebeneinander zu hängen: Goethe belegt den ersten Stock, Barbara Klemm das Parterre. Eine Entscheidung, die beim Besucher zwar entweder das optische Gedächtnis strapaziert oder die Beine, wenn er auf Vergleiche nicht verzichten möchte. Dennoch ist die Entscheidung gerechtfertigt, denn sie erleichtert es dem Besucher, die jeweils spezifische Form und Technik der Darstellung eigenständig wahrzunehmen und nicht nur immer im Bezug zu dem Ausstellungspartner. Als kleine Hilfe gibt es aber ein Begleitheftchen mit vergleichender Darstellung. Außerdem gibt es einen informativen Katalog. Reisenotizen wird Anfang 2015 von der Klassik Stiftung Weimar, Kooperationspartnerin dieser Ausstellung, übernommen.
MUSEUM SINCLAIR-HAUS, Löwengasse 15, Eingang Dorotheenstraße, 61348 Bad Homburg v. d. Höhe. Öffnungszeiten: Dienstag 14-20 Uhr, Mittwoch bis Freitag 14-19 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen
10-18 Uhr, montags sowie am 08., 09. und 10. Mai geschlossen