„Scheißdeutschland“ – Zum Buch „Wenn Deutschland so scheiße ist, warum sind Sie dann hier?“ von Stephan Zantke

Stephan Zantke:
Stephan Zantke: "Wenn Deutschland so scheiße ist, warum sind Sie dann hier?" Ein Strafrichter urteilt. © Riva

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Als Ende 2017 ein angeklagter libyscher Flüchtling vor dem Amtsgericht Zwickau über „Scheißdeutschland“ schimpft, scheint Strafrichter Stephan Zantke der Kragen zu platzen. Er fragt: „Wenn Deutschland so scheiße ist, warum sind Sie dann hier?“

Mit diesem Satz wurde Zantke über Zwickau hinaus berühmt und dieser Satz ist auch der Titel seines Buches, das am 8. Oktober 2018 erschien. Er berichte als „einfacher“ Amtsrichter aus Zwickau über zehn Fälle, die nicht ohne sind, und ermöglicht Uneingeweihten mit einfachen Worten Einblicke in die Parallelwelten der Berliner Republik und seine kriminelle Milieus.

Zantke, der in Heidelberg Jura studierte, zeigt, wie nah das Verbrechen und wie machtlos der Staat im Grunde genommen ist. Mit anderen Worten: Die Justiz ist mit der Wahrheitsfindung und der Rechtssprechung überforderte. Recht und Gerechtigkeit kommen nicht zusammen. Kriminelle, die sich die Schwäche von Polizei und Justiz zunutze machen, haben leichtes Spiel. Dass immer mehr Menschen in deutschen Landen der Meinung sind, dass Justitia weder Wahrheit findet noch Gerechtigkeit herstellt, das wundert wenig, vor allem dann nicht, wenn man Zantkes Buch gelesen hat.

Der Autor gibt sich überzeugt, „dass die Justiz die Mittel, die ihr zur Verfügung stehen, auch einsetzen muss“, weil sie sonst „zahnlos“ werde, wie er im Vorwort (S. 12) schreibt. Das ist ihm ein echtes Anliegen, dass er im Nachwort wiederholt. Nachdem er ein Beispiel bringt, schreibt er: „Die Inkonsequenz vieler Gerichte ist meines Erachtens falsch. Sie verhindert Gerechtigkeit. Was ist eine Strafe denn wert, wenn sie nicht zur Anwendung kommt, sondern immer nur angedroht wird?“

Zantke hält fest, dass ein anderer Richter einen Fall eben anders beurteilen könne, „aber wenn die Milde in den oberen Instanzen Methode hat und an vielen Gerichten bundesweit gehandhabt wird, dann kann man den Glauben an die Gerechtigkeit verlieren“.

Wer noch nicht den Glauben an die Gerechtigkeit vor Gericht verloren hat, der sollte dieses Buch von Stephan Zantke lesen.

Bibliographische Angaben

Stephan Zantke, „Wenn Deutschland so scheiße ist, warum sind Sie dann hier?“, Ein Strafrichter urteilt, 250 Seiten, Gewicht: 405 g, Verlag: Riva, 1. Auflage, München Oktober 2018, ISBN: 978-3-7423-0720-0, Ladenpreis: 16,99 EUR (D), 17,50 EUR (A)

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