Sauerkirschbrot, Brotschnaps und Klosterbier – Serie: Audienz beim Papst im Gourmet-Tempel (Teil 2/2)

Joseph Ratzinger als Papst. Unbekannter Künstler.

Mittelalterliches Eis

Zum Hauptgericht gehören Spezialitäten wie der edle Kapaun, das Perlhuhn, ein guter Fisch oder Fleisch vom Kobe-Rind. Dazu gibt es einen edlen Wein. Die auserlesenen Produkte werden originell zubereitet. Jeden Monat werden die Speisekarten gewechselt und die Gerichte der Jahreszeit angepasst. „Es gibt nur Produkte, die in der jeweiligen Jahreszeit geerntet werden. So wie in alten Zeiten. Erdbeeren im Dezember sind da verpönt.“, erklärt Claudia. Selbstverständlich werden die alten Rezepte für unsere heutigen Geschmacksnerven etwas abgewandelt. Die servierten Speisen sind gesund, mit frischen Kräutern gewürzt. Es gibt als Beilagen aber z. B. keine Kartoffeln, Reis oder Tomaten. Die kannten die Köche um 15hundert nicht. Wohl aber gab es schon vor 500 Jahren Speiseeis. „Das wissen viele Gäste heute nicht. Wir haben alte Eisrezepturen ausgegraben. Vor Jahrhunderten war allerdings Speiseeis sehr aufwendig herzustellen und nur von den Oberen der Gesellschaft zu genießen. Wir haben einige sehr spezielle Kreationen. Begehrt ist im Sommer z. B. das Roseneis, im Winter dagegen unser Blauschimmel-Käse-Eis. Es wird das nach mittelalterlicher Idee hergestellte Halbgefrorene serviert. Rüdiger gibt einen Tipp: „Lasst es unbedingt mindestens fünf Minuten stehen. Erst beim angetauten Eis entfaltet sich das Aroma für Gaumen und Nase so richtig.“

Kräuteraufguss statt Espresso

Nach dem Dessert ein Espresso”¦ „Aber was für ein Stilbruch!. Kaffee ist doch erst lange Zeit nach der Kolumbus-Entdeckung von Amerika nach Europa gekommen. Im Klosterschankhaus gibt es zum Abschluss ein spezielles Getränk. Nicht üblich für ein Gourmet-Restaurant wird vor dem Aufbruch ein würziger Kräutertee-Aufguss serviert. Die Kräuter sind variabel von Claudia Bartels gemischt – zum Schlafen oder zum Munterwerden. Der Gast zahlt, plaudert noch etwas, geht”¦ Lebensgroße Musiker auf die Leinwand gebannt verabschieden ihn neben dem Ausgang vor dem Kloster-Gourmet-Restaurant. Der Künstler Rüdiger Bartels arbeitet daran, alle 185 Mitglieder des Leipziger Gewandhausorchesters im Bild festzuhalten. „Die hier stehen schon länger als ein Jahr – unversehrt und erhalten Patina.“, scherzt der Meister zum Abschied.

Kontrast und Harmonie

Nachzutragen wäre noch: Menschen haben es dem Künstler Rüdiger Bartels und seiner Frau angetan – im Leben und in der Malerei. Seine Frau eifert ihm seit einiger Zeit als Malerin nach. „Claudia ist gegenwärtig meine beste Meisterschülerin.“, sagt Rüdiger lächelnd. „Ach wo – ich bin erst am Anfang.“, erwidert die zarte und empfindsame Frau. Er kontert anerkennend: “Jeder ist mal am Anfang. Das war bei den Großen auch so.“ In der bis in die USA bekannten großen Leipziger Kunstwerkstatt, der ’Spinnerei’ – real eine ehemalige Spinnerei-Fabrik, hatte das Ehepaar Bartels vor kurzem seine erste gemeinsame Vernissage. Ein Ehepaar stellt gemeinsam aus. Das kommt nicht oft vor. Die Ausstellung ’Garantiert geträumt’, mit zarten aber doch kraftvollen Porträts gemalt und gezeichnet von ihr und ihm, aber auch eindrucksvollen Landschaften kann gegenwärtig im Haus ’Café-Versorgung’ in der Leipziger Spinnerei Straße 7, bis 15. Mai 2011 besucht werden. In dieser Kunstoase, in der viele Künstler z. B. auch der bekannte Maler Neo Rauch, ihr Atelier haben, hat Rüdiger Bartels seine ’Ideen-Schmiede’ im ’Atelier 105’. Noch ein ’Bild’ zur aktuellen Ausstellung: Rüdiger Bartels scheute sich nicht ein gefühlvolles Frauenporträt gezeichnet von Claudia Bartels auf das Bild eines  seiner mit kräftiger Hand gemalten Gewandhausmusikers zu heften – ganz dem Motto: Kontrast und Harmonie, so wie in dem Klosterschankhaus im Städtchen Taucha am Rande von Leipzig präsentiert.

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Information

Restaurant Klosterschankhaus Leipzig; Lindner Straße 28; 04425 Taucha;

Tel. 034298-13373; www.klosterschankhaus.de

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 18 bis 24 Uhr

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