Sandstrände, Ziegenkäse und ein Atom-U-Boot – Serie: An der Küste der Normandie (Teil 1/2)

Der scheinbar unentwegte Wettbewerb um die schönsten Aussichtspunkte wird in Nordosten der Normandie auf der Halbinsel Cotentin eröffnet. Gleich bei der Hafenstadt Cherbourg ist das Cap Lèvy mit seinem Leuchtturm zu finden. In die Gebäude eines alten Forts, von dem noch die Reste von Befestigungen und Mauern erhalten blieben, hat sich seit einigen Jahren ein kleines Seminarzentrum mit einem Hotel eingerichtet. Ausreichend Ruhe und Muße ist hier zu erwarten, denn die einsame Unterkunft hat nur fünf Doppelzimmer. Der Weg vom Cap am Meer entlang zum Leuchtturm, vorbei an kleinen Koppeln mit Pferden, ist Teil des Wanderweges 223 Grande Rondeè. Vom Leuchtturm am Cap ist die Hafenstadt Cherbourg zu erkennen, ein Magnet für Touristenströme. www.fortducaplevi.com

Cherbourg mit seiner kilometerlangen Deichmauer aus dem 19. Jahrhundert beherbergt vier Häfen, den Transatlantikhafen, an dem schon vor 150 Jahren riesige Passagierschiffe anlegten, einen Jacht- und einen Militärhafen und schließlich den Hafen für die Fährschiffe. Von hier geht es mehrmals täglich ins englische Porthsmouth und bis Rosslare nach Irland. Dank des milden Klimas, für das vor allem der Golfstrom sorgt, trifft man beim Spaziergang überall auf Palmen an den Kais.

Abenteuer in der Tiefe

Doch der Anziehungspunkt für die Besucher der Stadt ist die im Jahr 2002 eröffnete Cite de la Mer. Das Meeresmuseum im Cherbourg hat tatsächlich Einzigartiges zu bieten. Denn es zeigt das faszinierende Abenteuer der Tiefe der Meere. Über drei Etagen ist hier ein 11 Meter tiefes Aquarium zu bewundern, das tiefste Exemplar in Europa. Außerdem werden mehrere berühmte Tiefsee-U-Boote ausgestellt darunter die französische Archimedes, die von 1961 bis 1974 in eine Tiefe von mehr als 10.000 Meter gelangte. Interessant auch die in den dunklen Tiefen lebenden Wesen, die an Hässlichkeit kaum zu überbieten sind und in der dunklen Tiefe einem dem Menschen unbekannten sechsten Sinn ausbilden, eine Art elektrischen Impuls (electro detection).

Der unangefochtene Star der Ausstellung ist das französische Atom-U-Boot „Le Redoutable“. Im Jahr 1967 in Dienst gestellt, war es mit 135 Mann Besatzung bis zu 70 Tage ohne Unterbrechung in der Tiefe der Ozeane mit 16 Atomraketen bestückt unterwegs. Als es dann im Jahr 1990 ausgemustert wurde sollte, gelang dem heutigen Museumsdirektor Bernard Cauvin der große Coup. Nach langjährigen Verhandlungen schaffte er es, das Atom-U-Boot, den Stolz der französischen Nation, für die symbolische Summe von einem Euro zu erwerben und am Kai des Museums festzumachen. Jetzt erobern täglich Touristen auf schmalen Gängen mit Audiogerät am Ohr das Boot. Doch der rührige Museumsdirektor hat schon wieder ein spannendes Projekt im Visier. Ab Frühjahr 2012 können die Touristen eine neu eröffnete Titanic-Ausstellung besuchen. Ein Teil der Ausstellung wird das alte gut erhaltene Zollgebäude sein, durch das sich über viele Jahrzehnte die Ströme der Auswanderer bewegten. Der Hafen von Cherbourg war im Jahr 1912 der letzte Stopp des Ozeanriesen auf dem europäischen Festland, bevor er in Richtung New York bekanntlich in einen Eisberg steuerte. www.citedelamer.com

Welt der Dinosaurier

Ein Museum ganz anderer Art ist im April dieses Jahres in Villers-sur-mer eröffnet worden. Der Badeort an der berühmten Cote Fleurie, der Blumenküste, mit langen Sandstränden, pompösen Ferien-Villen und eleganten Spielcasinos ist auch Platz bedeutender Fossilienfunde. Vor 165 Millionen Jahren war das Gebiet der Normandie von einem warmen Meerwasser bedeckt und besonders in felsigem Gebiet von Villers-sur-mer haben seit Ende des 19. Jahrhunderts Paläontologen viele Knochen von Dinosauriern gefunden. Jetzt wird auch die Öffentlichkeit auf einer Fläche von 300 Quadratmetern mit der Welt der Saurier bekannt gemacht. Die Ausstellung ist sehr anschaulich und bietet auch viele Exponate, die Kinder und Jugendliche ansprechen. Eine Hauptrolle spielt Ichthyosaure mit dem Spitznamen Anna. Das Wasserreptil mit zwei kleinen Flossen und einem riesigen Maul schwebt an der Decke und scheint den Besuchern zuzuwinken. Die Öffnung des Museums wird sicherlich die Anzahl der Touristen erhöhen, für die es ein beliebter Freizeitsport ist, am Strand nach fossilen Knöchelchen zu suchen. www.paleospace-villers.fr

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Infos:

www.normandie-tourisme.fr/de

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