Berlin, Deutschland (Weltexpress). Was für ein Saisonfinale furioso, gewürzt mit einem Schuss Ironie aus der Fußballgeschichte in der 2. Bundesliga. Während unten fast alles klar ist, einzig offene Frage, kann Ingolstadt die Abstiegsrelegation vermeiden, geht es oben um den zweiten direkten Aufsteiger. Schafft der SC Paderborn den Durchmarsch oder erfüllt sich der langersehnte Traum des 1. FC Union Berlin. Gewinnt der SC Paderborn in Dresden ist es völlig egal, wie das Spiel in Bochum endet. Der SC Paderborn wäre zum zweiten Mal, nach 2014 in der Bundesliga. Der 1. FC Union dagegen ist zum siegen verdammt, ein Unentschieden würde nur reichen, wenn Paderborn mit wenigstens sieben Toren Differenz gegen Dynamo Dresden verlieren würde.
Egal, wer es am Ende direkt schaffen wird, die Ironie der Geschichte ist auf beiden Seiten bemerkenswert. Eigentlich dürfte der SC Paderborn – zumindest in diesem Jahr – kein Zweitligist sein. Am 20. Mai 2017 reichte es am 38. Spieltag der 3. Liga für den SC Paderborn nur zu einem 0:0 beim Derby in Osnabrück. Damit war, nach dem Abstieg im Jahr zuvor aus der 2. Liga, der freie Fall in die Regionalliga Wirklichkeit geworden. Es kam Hilfe aus München. Der TSV 1860 scheiterte in der Relegation an Jahn Regensburg, dann weigerte sich Finanzier Hasan Ismaik die geforderte Bürgschaft für die 3. Liga zu hinterlegen und so reichte der drittletzte Platz für den Klassenerhalt. Ein Jahr später stiegen sie in die 2. Liga auf und könnten jetzt durchmarschieren in die Bundesliga. Trainer und für diesen Erfolg verantwortlich ist ausgerechnet ein Ex-Unioner, ehemals Kapitän der Mannschaft, bis heute Mitglied beim 1. FC Union, Hauptwohnsitz in Berlin-Köpenick, seine Ehefrau leitet den Verkauf der Union-Fanartikel, die Rede ist von Steffen Baumgart. Er wurde am 16. April 2017 als neuer Trainer in Paderborn vorgestellt, er sollte den Abstieg aus der 3. Liga verhindern. Jetzt kann er als Trainer erstmals in die höchste Spielklasse aufsteigen und dabei gleichzeitig den schönen Traum des Vereins seines Herzens zerstören.
Der 1. FC Union wird sich bereits einen Tag eher als gewöhnlich auf den Weg zum Auswärtsspiel nach Bochum machen. Trainer Urs Fischer wird in Gelsenkirchen die Partie des VfB Stuttgart auf Schalke beobachten. Spiele um die Aufstiegsrelegation sind nicht ausgeschlossen und der VfB steht bereits als Gegner fest. Die Hoffnungen der Eisernen ruhen vorher auf ausgerechnet Dynamo, wenn auch der aus Dresden. Da ist die eingangs erwähnte Ironie der Geschichte auf die Spitze getrieben, der 1. FC Union drückt ausgerechnet einer Dynamo-Mannschaft die Daumen, zum Glück ist sie nicht weinrot. Trainer in Dresden ist ein anderer Ex-Unioner und Fußball-Gott, diesen Namenszusatz bekommen ja alle verliehen, die mal eine paar guten Taten für den Verein vollbracht haben. Christian Fiel ist der Mann, der mit dafür sorgen könnte, dass Paderborn in dieser Saison keine Punkte mehr holt und so eine Möglichkeit besteht, dass der zweite Aufsteiger 1. FC Union Berlin heißt.
Am Sonntag, 19. Mai werden 5.000 Fans des 1. FC Union in Bochum versuchen ihre Mannschaft zu Sieg zu brüllen. Direkt vor dem Stadion in der Wuhlheide werden es auch einige tausend werden, die gebannt auf eine große Videowand schauen und dabei stattliche Mengen Bier verbrauchen werden. Beide spielen auswärts, wo wird nach dem Schlusspfiff gefeiert werden in Dresden oder Bochum. Wer einen Euro riskieren will, die Quoten auf einen Auswärtssieg sind mau, besonders in Dresden.
Die Königslösung wäre natürlich, wenn es beide schaffen würden und der SC Paderborn in der kommenden Saison mit Steffen Baumgart gleich zweimal nach Berlin zum Punktspiel fahren könnte. Es wäre zudem sicherlich ganz nach dem Geschmack von Frau Baumgart.