Berlin, Deutschland (Weltexpress). Im November 2023 trat S. Wagenknecht aus der Partei Die Linke mit der Begründung  aus, sie sei nicht mehr ihre Partei, sie sei von ihrem Ziel und ihrem Programm abgewichen. Das hat sie allen Ernstes gesagt. Ein Datum nannte sie nicht, so dass unklar blieb, wann diese Abkehr stattgefunden hat. Als die Partei  noch funktionierte und als bürokratisierte Bonzen-Partei noch eine ausreichende Menge Mandate bei Wahlen einheimsen konnte, schien die Welt der Linkspartei noch in Ordnung. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wäre  es heute noch so, hätten sich nicht immer mehr Wähler und Wählerinnen von der Partei mit Grausen abgewandt, so dass  Bonzen und Funktionäre als Elite dieser Speckjägerpartei das verdiente Schicksal ereilte, von Mal zu Mal tiefer in die Röhre  gucken zu müssen. Die Basis, von vornherein zur Parteisoldateska degradiert und ohne innerparteiliche Demokratie,  genoss nur die ehrenvolle Pflicht, Mitgliedsbeiträge  zahlen zu dürfen. Als Madame aus oben genannten Gründen ihre über drei Jahrzehnte währende politische Heimat verließ, vergaß sie geflissentlich, dass sie sie nicht unwesentlich gestaltet und geprägt hat, was die Annahme nahe legt,  mit dem Verrat am Ziel habe sie nichts zu tun; der müsse irgendwann hinter ihrem Rücken stattgefunden haben, so dass sie ihre Hände in Unschuld wasche. Und da ein realer Kampf um Ideen, Ziele und elementare politische Inhalte in dieser Partei samt ihrer von der SED angefangen vorgenommenen Häutungen zu keinem Zeitpunkt  bekannt geworden ist,  konnte sich der finale oberlausige Zwist zwischen Madame und um die Futterkrippe bangende Bonzen unter dem letzten Recken Bartsch nur um Mandate drehen. Und so war es auch. Dass sie und ihre Leibgardisten nicht im Traum daran dachten, ihre Mandate dem noch verbliebenen Schrotthaufen auszuhändigen und damit auf Einnahmen zu verzichten, von denen Sterbliche nur träumen können, war alles andere als verwunderlich.                 

Die SED/PDS  wurde von Gysi und seinen Athleten, die sich Erneuerer nannten, aus der Konkursmasse der SED mit wohlwollender Unterstützung  der westlichen Sieger zusammengekratzt. Genauer gesagt erblickte sie die Welt als eine Partei von Siegers Gnaden in Tateinheit mit der Rolle als Opposition Seiner Majestät (J. Agnoli). G. Gysi als begnadeter Büttenredner war offensichtlich schon da und für seinen künftigen Job präpariert. Madame kam aus dem Schoß der Kirche (Weissenseer Blätter, Kirchenzeitung) und wie vom Himmel als junger Engel in etwa zeitgleich angesegelt. Nach relativ kurzer Zeit fiel SED weg, so dass PDS übrig blieb. Nach dieser ersten Häutung standen Name und Ziel fest: „Partei des demokratischen Sozialismus“. Eine unsinnige Tautologie, die einen undemokratischen Sozialismus impliziert und damit die Gleichsetzung  von Sozialismus mit Diktatur und Unrechtsstaat affirmiert. Interessanterweise blieb die PDS dabei, die DDR sei sozialistisch gewesen, widersprach aber nicht der westlichen  Auffassung, sie sei ein unfreier Unrechtsstaat gewesen. Auf diese Weise zusammengereimt  ergab sich die von der PDS unwidersprochene Behauptung, Sozialismus bedeute Unfreiheit und Unrecht. Während sich  Gysi gleich ans Werk machte, die marxistische Theorie als Orientierung und Grundlage sozialistischer Politik zu eliminieren, trat Madame als Luxemburgverschnitt und bizarren Interpretationen  des  Marxismus  ins Geschehen. Dank ihrer pubertären Elogen a la E. Weinert auf Stalin in der Kirchenzeitung  aus Weißensee, nahm sie das Hospiz der PDS, die Kommunistische Plattform, mit offenen Armen auf, wählte sie zu ihrer Sprecherin und kürte sie zugleich zur Ikone der Ziegenhalsfahrer und säkularen Priesterin stalinistischer Apologetik. Im Grunde mehr Beinhaus als revolutionäre Avantgarde diente die KPF primär als Flügelstabilisator ohne Einfluss auf die Politik der PDS. Im Beinhaus hob sie sich von ihrer Umgebung ab wie eine Wiege von einem Sarg. Es war nicht zu übersehen, dass sie Kontraste bevorzugte, um zu erscheinen. Es mussten auch nicht immer Friedhöfe sein, genügten  mitunter auch drollige alte Genossen neben  ihr. In dieser Zeit hatte sie wohl ihr Urerlebnis, das sie bis heute beibehalten hat. Nachdem sie es zum Talkshowstar mit Dauerpräsenz gebracht hatte und die lammfromme und allem kritischen Denken entwöhnte Parteibasis anfing stolz auf ihre Sahra zu werden, fühlte sie sich offenbar endgültig dazu berufen, als Himmlische aufzutreten.            

Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren, warnt das Schild am Eingang zu Dantes Hölle. Gemeint in diesem Fall sind die, die sich einen emanzipatorischen Aufbruch erhoffen und dabei vergessen, welche bahnbrechenden Leistungen in drei Jahrzehnten medialer Dauerpräsens Sahra I. den nach Erkenntnis Dürstenden erbracht   hat. Der Himmlischen vorletzter Schrei war die perfekte staatsfromme Bonzen-Partei Die Linke, der vorläufig letzte die nach Mandaten jagende Wagenknecht-Partei. Von Gysi stammt die erzene  Versicherung „Wo PDS draufsteht, muss auch PDS drin sein!“ Sahra I., von Anfang an auf Himmelspfad , ließ sich von dessen prosaischer Advokatenrabulistik nicht beeindrucken, reichte es doch, den Feuertrunkenen mit knallrotem Outfit Himmlisches vorzugaukeln. Ohne mit der Wimper zu zucken übernahm sie allerdings vom sterblichen Gregor den politischen Judogriff, statt innerparteiliche Demokratie zu unterdrücken, sie erst gar nicht  entstehen zu lassen. Diese Tradition setzte sie unverdrossen bis zum schäbigen Ende der Linkspartei fort. „Wo Wagenknecht draufsteht, muss auch Wagenknecht drin sein“, stände ihr insofern nicht schlecht zu Gesicht, als sie auch den Monolog bei konsequenter Niederhaltung des Dialogs als innerparteiliches Herrschaftsmittel von Gregor dem Älteren übernahm.

Himmlische steht ihr zu, nachdem sie sich mit ihrem Opus Magnum „Couragiert gegen den Strom“ selbst kanonisiert hat. Was  glatt über die Bühne ging, indem sie den obligatorischen Advocatus Diaboli aus dem Spiel ließ und die Rolle des Advocatus Dei selbst übernahm. Bei ihren monarchistischen Ambitionen und byzantinischen Praktiken nimmt es nicht wunder, dass sie sich nach diesem Akt auch selber gekrönt hat. Gysi, der sich heute mit der Rolle  des alten weisen Vaters vom Berg begnügen muss, pries durchweg die Bedeutung von Köpfen und begründete damit ihre Herrschaft in der Partei. Zugleich ließ er immer wieder durchblicken, dass sein Kopf der denkfähigste, wenn nicht der Stern von Bethlehem unter ihnen sei. In diesem Fall ließ sich Sahra I. ebenfalls nicht lumpen, schob sie doch  in der neuen Partei Ihrer Majestät einer innerparteilichen Demokratie nicht nur einen Riegel vor, sondern ließ den Gedanken daran erst gar nicht aufkommen. Geistige Hoheit, Krönung, Kronrat, Hofstaat, Jubelperser: Nach sozialdemokratischem Brauchtum revolutionärer Gymnastik, Einsatz Indischer Hauselefanten und die ihnen verwandte Spezies der Jubelperser; so benannt nach der Jubelmeute, die der Schah von Persien Reza um sicher zu gehen bei seinen Besuch in Westberlin mitgebracht hatte. Nun werden sich Sahra I., die Himmlische, und ihr komplett fertiggestellter Parteiapparat nicht in demokratischer Fairness Wahlen aussetzen, die ihre jetzt schon fest etablierten Positionen infrage stellen könnten. Notfalls greift ultima ratio wie ein präsentes Beweismittel die notwendige Anzahl an Jubelpersern ein, jedwede Abstimmung zu majorisieren. Wie Gysi machte die noch unheilige, noch nicht gesalbte S. Wagenknecht beliebig Gebrauch davon – Hybris? Cäsarenwahn wäre zu hochgegriffen. Vielleicht hat sie nur den Rückweg zur  Erde aus dem Auge verloren.

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