Berlin, Deutschland (Weltexpress). Im Laufe des letzten Drittels wurde spätestens nach dem 4:2 von Konrad Abeltshauser (54.) langsam klar, dass die Roten Bullen aus München bei den Berliner Eisbären vor 13.030 Zuschauern, die Zahl wurde vom Hallensprecher verkündet, gewinnen würden.
Dabei hatten die Gastgeber gleich in der ersten Spielminute eine Großchance. Die ließen der über weite Strecken sichtlich bemühte Vizemeister zum Leidwesen seiner Fans links liegen. Der Meister aus München spielte hingegen regelrecht arrogant.
Dieser Hochmut, der sich gemeinhin aus Jahre langen Erfahrungen und gewonnenen Erkenntnisse aus vielen Siegen und also dem dem eigene Können speist, kam nicht vor dem Fall, obwohl die Berliner nach den Treffern von Maximilian Kastner und Abeltshauser (25.) wehrten und durch Thomas Oppenheimer (31.) und Florian Kettemer (38.) zurückschlugen.
Doch als sie mussten, beispielsweise in Drucksituationen, in Unterzahl und beim zwischenzeitlichen Ausgleich, da machten die Münchener das Nötigsten, zeigten ihre Macht und Möglichkeiten auf dem Eis. Sie nahmen den Berliner Angriffsbemühungen, die durchaus phasenweise sehenswert waren, den Wind aus den Segeln, wehrten Powerplay und Puck meist cool ab und nutzten die vielen Fehler bei den Berliner Verteidigen ab und an aus.
Nicht immer konnte der engagiert agierende Maximilian Franzreb, der allerdings nicht die Ruhe seines Gegenübers Danny aus den Birken ausstrahlte, halten, was gehalten werden sollte, wenn man gegen Titelanwärter bestehen will.
Nein, die Meisterlichen schätzten ihre Möglichkeiten richtig ein. Justin Shugg stellte die Weichen auf Sieg und Abeltshauser stellte den Endstand sechs Minuten vor der Schlusssirene prächtig per Penalty her.
Nach fünf Niederlagen in fünf Pflichtspielen, vier in der CHL, eines in der DEL, steht für manche Beobachter fest, dass das Niveau im Tor nicht meisterlich ist. Franzreb hat noch nicht die Klasse seines Vorgängers Petri Vehanen.
Hoffentlich wird Stéphane Richer, der Sportdirektor der Eisbären Berlin wird im „Tagesspiegel“ (13.9.2018) mit den Worten „Wir wollen Meister werden!“ zitiert, nicht laut ausgelacht.
Vorne fehlt ein Nick Petersen, ein Ende der Hauptrunde nach Berlin gewechselter und in den Playoffs stark spielende Rihards Bukarts, mittlerweile ein Marcel Noebels und jetzt auch noch Thomas Oppermann, der nach seinem Anschlusstreffer so hart gecheckt wurde, dass er sich eines seiner Schlüsselbeine brach, verletzt vom Eis und direkt in die Kabine musste (32.) und die nächsten Wochen ausfallen wird.
Von den Neuen im Eisbären-Trikot konnte gegen München nur Meister Florian Kettemer, der von Don Jackson aussortiert wurde, überzeugen. Das sollte zu denken geben.
Wer meint, dass die vielen Strafen der Eisbären in der CHL und jetzt in der DEL gegen den Deutschen Meister eine Sache der Disziplin wären, wie Marcel Stein in der „Berliner Morgenpost“ (14.9.2018), der hat wohl nicht gesehen, dass die Berliner oft viel zu weit vom Gegner weg und viel zu oft nicht eng sondern so falsch standen, das Lücken klafften, in die Münchener fuhren und dabei den Puck per Pass meist perfekter serviert bekamen. Wer zu spät kommt und hinterher läuft, der muss sich anderweitig helfen. Dass das von Schiedsrichter gepfiffen wird, das darf einen nicht wundern.
Rausgeflogen aus der CHL sollten sich die Berliner in der DEL vorerst auf das Wenige, was gut klappt, konzentrieren und vom Schlechten nicht so viel zeigen, sonst wird es am Sonntag gegen die Ice Tigers in Nürnberg wieder eine Niederlage geben. Die von Kevin Gaudet trainierten Mannschaft scheint in der Spur zu sein. Sie besiegte in der CHL 2x Mountfield HK aus Tschechien und 2x sogar den finnischen Meister Oulun Kärpät. Alle Achtung!