Rast in Rossberg oder Zeit und Zünftiges für mehr als eine Mahlzeit im Gasthof „Zum Bräuhaus Rossberg“

Von der Poststation über das Bräuhaus zum Gasthof

Hochparterre befinden sich im gemütlichen wie rustikalen Gasthaus aus dem Jahre 1874 Küche, Schank- und Speiseräume, im ersten Stock sind noch ein Saal für Feste und Feiern sowie zwei großzügige Gästezimmer der 3-Sterne-Kategorie. Doch ich bin mit einem Wohnmobil da, das auf dem nahen Stelllatz parkt, wo früher die Pferde gewechselt wurden, denn bevor der Gasthof Bräuhaus wurde, diente er als Poststation. Bis 1920 wurde hier noch Bier produziert. Der Hopfen kam vom Bodensee und die vielen eigenen Getreidefelder rund um das Bräuhaus lieferten eine weitere wichtige Zutat.

Mittagesmenue

Wie die meisten will ich mittags nicht Bett oder Bier sondern eine zünftige Mahlzeit und blicke auf die große Karte des familiengeführten Gasthofes, die den Reisenden „Herzlich Willkommen“ heißt und zum „Kartenklau“ animiert. Für durchgehend 6 Euro und 50 Cent stehen immer eine Tagessuppe und Salat vom Buffet sowie heute Spiegeleier auf Spinat mit Petersilienkartoffeln und morgen Zwiebelfleisch mit Spätzle und auch ein vegetarisches Hauptgericht mit dem rätselhaften Titel „Verlorene Eier“ in Senfsauce mit Kartoffeln auf dem Plan. Nein, die Eier sind nicht so klein, die Kartoffeln samt Senfsauce sind so groß.

Groß sind auch die Teller für die Suppen. Von der aufgeschäumten Feigensuppe über die Wildkräutersuppe vom Spitzwegerich und Pfifferlingscremesuppe bis hin zur Fischsuppe mit Brot reicht das ansprechende Angebot.

”¦ mit Apfelsaft

Familie Dutzki züchtet nicht nur Zicklein, um die zwanzig Ziegen und Schafe groß zu ziehen, auf Wiesen weiden und später schlachten zu lassen, damit der Gast bestes Fleisch aus eigener Zucht auf den Teller bekommt, auch der Apfelsaft ist hausgemacht. Die Äpfel fallen derzeit wie reife Früchte von den Bäumen, die auf den hofeigenen Streuobstwiesen stehen. Frischgepresst wird der Apfelsaft ins Glas gegossen. Zusätzlich angebotene Säfte kommen von der Firma Kumpf, die für ihre „Kumpf-Produktphilosophie“ bekannt ist. Will sagen: Höchste naturbelassene Qualität aller Produkte ist oberste Verpflichtung. Jede Frucht, die als 100%-Fruchtsaft trinkbar ist, wird auch so hergestellt.

Wandern rund um Rossberg

Nach dem Mittagsmahl mit selbstgemachtem Apfelsaft, der köstlich aber nicht klar sondern naturtrüb ist, will ich die Bäume sehen, die rings um Rossberg stehen, und tausend Schritte tun statt rasten und rosten. Auf asphaltierten, oft einspurigen Wegen, die sich entlang der hügeligen Landschaft schlängeln, wandere ich durch kleine Siedlungen, an Wald- und Wiesen und Höfen vorbei. Entlang der Wege stehen immer wieder Kreuze und kleine Kapellen. Zum Bauernmuseum nach Wolfegg (www.bauernhausmuseum-wolfegg.de), wo die Geschichte Oberschwabens (www.oberschwaben-tourismus.de) und des Westallgäus gezeigt wird, sind es nur sechs Kilometer. Da will ich auch noch hin und werde berichten.

Spaß und Spannung kann die ganze Familie im Kletterpark Tannenbühl (www.abenteuer-kletterpark-tannenbuehl.de) erleben, der auch nur sechs Kilometer von Rossberg entfernt liegt.
Bad Waldsee mit seiner Therme (www.waldsee-therme.de), das fluorid- und schwefelhaltiges Thermalwasser in einer Badelandschaft mit über 720 m ² Wasserfläche nutzt, ist für viele Pflicht, für mich Kür.

Kaffee und Kuchen

Zu Kaffee und Kuchen kann und sollte man wieder im Gasthof in Rossberg sein. Wundern sie sich nach einer Wanderung nicht, wenn sie zurückkehren. Nicht nur für Autofahrer, Radfahrer, Wanderer, die wie Winfried Kretschmann auf Schusters Rappen kommen, sondern auch für Wanderreiter ist das Bräuhaus Rossberg ein Pflichttermin im kulinarischen Kalender. Der Gasthof "Zum Bräuhaus Rossberg" ist für Wanderreiter die zwölfte von 30 Stationen. Fürs Wanderreiten ist diese oberschwäbische Region wahrlich ein barockes Erlebnis, denn herrliche Kirchen und Kapellen aus dem Barock stehen am Wegesrand des Wanderreiters und laden zum Besuch ein (www.barockstrasse.org).

Abendessen im Gasthof

Auch abends kommen Fertigprodukte nicht in die Tüte und auf den Teller. Frische Ware aus der Region wird verarbeitet. Landwirte und Gasthöfe vereinten sich im Zeichen des guten Geschmacks unter der Marke Landzunge. Langzunge-Plus garantiert, daß die Gasthöfe beispielsweise nur Rindfleisch aus der Region kaufen, verarbeiten und anbieten.

Der Lammschinken, der in dünnen Scheiben auf einem grünen, saisonalen Salat mit wilden Kräutern, die aus dem eigenen Kräutergarten kommen, liegt, ist schon etwas Besonderes und von hier. Spitzwegerich, Ruccola, Minze, Schnittlauch mit orangefarbenen streichholzdünnen Streifen von Karotten geben einen guten Vorgeschmackt auf das, was noch kommt. Ein, zwei Löffeln gemischt mit Joghurt-und Kräuter-Dressing bieten breite Geschmackserlebnisse. Dazu wird ein Korb mit Weiß- und Graubrot gereicht, das hier und heute gebacken wurde. Lecker.

Dann bringt die Bedienung hausgemachte Maultaschen, die während meiner Wanderung frisch produziert wurden. Auf dem Teller platzieren sich vier fast handtellergroße Maultaschen unter einer Wildkräuter-Safran-Soße. Hokaido-Kürbis ist in der gelblich-orangen handgeformten Maultasche. Auch die Wildmaultasche schmeckt wunderbar. In den Teig wurde Spinat verarbeitet, und rein kam durch den Fleischwolf gedrehtes Reh. „Ins Hackfleisch kommen nicht nur Pfeffer und Salz“, erklärt Wolfgang Dutzki, „sondern viele verschiedene Kräuter einer alten Hausmischung.“ In der Käsemaultasche trifft Emmentaler auf Bergkäse.

Dutzkis Nudeln

Familie Dutzki produziert Nudeln selbst aus Hartweizengries, Eier (und zwar von Hühnern aus Freilandhaltung), Speisesalz und Wasser. Bei der Herstellung werden diese Zutaten rund 20 Minuten miteinander vermischt. Dafür steht eine teure Maschine im Gasthof. Der Teig wird dann durch verschiedene Formen gepresst, um damit die verschiedenen Nudelsorten zu erhalten. Drei Tage trocknen die Nudeln und anschließend werden sie abgepackt. Im Restaurant werden die Nudeln frisch nach der Herstellung verarbeitet, wovon ich mich überzeugen konnte.
Die leckeren Nudeln, darunter auch Sorten wie Vollkorn, Dinkel, Spätzle, schmale und breite Suppennudeln, Bärlauch oder Biernudeln, wofür das Landzüngle Bier der Brauerei Härle genommen wird, verkaufen Dutzkis direkt ab Hof und im Internet.

Wer will, bleibt über Nacht im Haus. Gut gegessen gehe ich zum Wohnmobil, eine Tüte Nudeln und eine Flasche Apfelsaft unterm Arm.

Gasthof "Zum Bräuhaus Rossberg", Familie Dutzki, Roßberg 1, 88364 Wolfegg, Telefon: 07527/4544, Email: info@braeuhaus-rossberg.de, Website: www.braeuhaus-rossberg.de

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