Profiboxen: Abraham vs Smith am Tag der Abrechnung – Doch ein vorzeitiger K.o. wäre kontraproduktiv

Präsentiert wurde die neueste Marketing-Errungenschaft des einstigen Schlumpf-Boxers und seines Sprüche-Kulttrainers auf der Pressekonferenz in einem Berliner Hotel vor dem WM-Kampf im Supermittelgewicht am Samstag in der Berliner O2-Arena!

Die beiden Figürchen in 3D-Technik zierten das Podium bereits vor Beginn der neun Herren umfassenden Erklärungsrunde. Weil das Duo aber „wegen Verkehrsstau“ ein paar Minuten verspätet eintrudelte, ließen sich ein paar Fotografen nicht die Chance entgehen, die Minifiguren samt Namensschild auf ihren Chips festzuhalten”¦

Bei den Statements aber präsentierten sich die Protagonisten – wie in der Branche üblich – ebenso wie das britische Duo Smith/Trainer Joe Gallagher dann großformatiger. Unisono wurde verkündet, überzeugt vom Sieg zu sein.

Die Briten, weil sie sich bei der Punktniederlage im Herbst in Kiel verschaukelt fühlten („Paul hatte mehr Schläge“). Und Abraham, weil er die  Berechtigung jenes Urteils nachhaltig mit einer zweifelsfreien Vorstellung unterstreichen möchte. Einen vorzeitigen K.o.-Erfolg allerdings – wie noch in der Pressemappe – versprach er nicht. Aber, es werde eindeutig und „eine brutale Sache.“

Trainer Wegner ist vom erfolgreichen Ausgang am „Tag der Abrechnung“ (so das Marketing-Motto) überzeugt, weil sein Schützling „härter schlägt, höhere Nehmerqualitäten und mehr Erfahrung hat.“ Mehrmals betonte der 72-Jährige, der noch immer das Schlagtraining mit den Tatzen durchsteht, was für „wahnsinniges Potenzial“ Abraham habe. Und fast beschwörend wiederholte Wegner, „Arthur muss gewinnen, er muss, muss”¦“.

Damit er weiter den Profi-Weltmeister der WBO betreuen darf. Und ihr Boxstall Team Sauerland, dazu noch die Weltmeister Jürgen Brähmer (Halbschwer) und Juan Pablo Hernandez (Cruisergewicht), dem Vertragspartner Sat 1 Zugpferde und WM-Titelkämpfe präsentieren kann.

Nachdem sich RTL und ARD/ZDF vom Unterhaltungsspektakel Profiboxen verabschiedet hatten und beispielsweise der langjährige Veranstalter-Konkurrent Boxstall Kohl (Hamburg) Pleite ging, gelang Sauerland der Coup, mit Sat 1 einen Zwei-Jahres-Vertrag zu vereinbaren. Mit acht Kampfabenden pro Jahr und möglichst attraktiven Hauptkämpfen.

Dafür hat, wie Junior Kalle Sauerland, der die Führung des Unternehmens von seinem Vater Wilfried übernahm, informierte, das Team in Deutschland 13 Profis unter Vertrag. Dazu auch Kämpfer in Großbritannien und in Skandinavien, wo Sauerland ebenfalls als Veranstalter aktiv ist.

Sat1 hat etwa 180 Leute und 13 Kameras am Samstag für die Übertragung eingesetzt. Ein enormer Aufwand, der sich über die Erlöse für Eintrittskarten nicht egalisieren lässt. Zudem gibt es ab 18.30 Uhr einen kostenlosen livestream über www.ran.de, weil im Vorprogramm sechs weitere Duelle zu sehen sind. In die Gewinnzone kommt der Sender jedoch wohl nur über den Verkauf von Werbetrailern. Da wäre ein vorzeitiger Sieg eher kontraproduktiv – im Gegensatz zu Einblendezeiten bei der vollen Kampfdistanz von 12 Runden.

Allgemein sind die Gagen auch für einen Akteur wie Abraham gesunken. Dem gebürtigen Armenier wird geschäftliches Interesse nachgesagt. Und er hatte die Idee mit den Figuren als Angebot für Fans. Die sind in Nordamerika derzeit im Profisport und dessen Vermarktung als „bobblehead“ in Mode. Die Eisbären haben erste Versuche mit Miniausgaben von Sven Felski und Stefan Ustorf, zwei Idole des DEL-Rekordmeisters, gestartet. Die kosten aber lediglich unter 10 Euro.

Abraham/Wegner denken da in anderen Kategorien. Angeboten in drei Größen, sind sie zwischen 80 und 199 Euro zu haben”¦auch deshalb also „muss, muss“ Abraham den Ring gegen den mutigen, aber boxerisch wohl nicht gefährlichen Smith als Sieger verlassen.

Allerdings darf der Mann aus Manchester sich einer lautstarken Unterstützung gewiss sein. Rund 2000 seiner Landsleute werden als Fans erwartet, denn in zwei weiteren Rahmenkämpfen schwingen Briten ihre Fäuste. Beim Wiegen am Freitag – Abraham76,1 kg, Smith 75,1 kg – in der neuen Konsum-Mall am Leipziger Platz sorgten sie eine Stunde lang mit Sprechchören- und Gesängen für Stimmung. „Very british“ war es da bereits.

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