15 Jahre lang hat VW den Sharan durchgezogen: er war damit – trotz regelmäßiger Modellpflege – der Methusalem im Sortiment und letzter Zeuge einer 2006 beendeten Kooperation zwischen Ford und dem VW-Konzern bei der Van-Entwicklung und -Produktion: Bis dahin lief der Sharan wie auch der Seat Alhambra zusammen mit dem Galaxy vom Band.
Die Neuauflage hat mit dem Vorgänger so gut wie nichts mehr gemein; nur die Sonnenblenden habe man übernommen, merkt der technische Projektleiter Hans-Joachim Bohn an. Dass VW alles anders gemacht hat, sieht man freilich nicht: Der neue Sharan ist kein Typ, der auffällt, sondern ein prima Kompromiss zwischen Touran und Multivan.
Standardmäßig tritt die Großraumlimousine als Fünfsitzer an und offeriert 885 Liter Gepäckraum. Die Sitze in der zweiten Reihe machen neigungsverstellbare Lehnen richtig kommod, auch für groß gewachsene Beifahrer; die äußeren Sessel sind auf Wunsch mit integriertem Kindersitz erhältlich. Alle Sitze in der zweiten Reihe sind einzeln verschiebbar und ebenso einfach umklappbar. Ein Handgriff genügt, um die Lehne auf die Sitzfläche zu klappen und das Polsterpaket im Boden zu versenken. Ist das geschehen, eröffnet sich hinter der auf Wunsch elektrisch betätigten Heckklappe ein 2430 Liter fassendes Ladeabteil. Die ausbaubaren Sitze, die aus dem Auto heraus- oder hineinzuhieven ein Kraftakt war, hat VW also endlich abgeschafft.
Optional kann das Heck mit einer 1500 Euro teuren dritten Sitzreihe bestückt werden, die sich ebenfalls einebnen lässt. So bequem wie weiter vorne sind die Passagiere 6 und 7 nicht untergebracht, doch eine Rückgratverkrümmung bleibt der Hintermannschaft erspart. da VW darauf verzichtet hat, die Karosserie hinten abzuflachen, um der Silhouette eine dynamische Note zu verpassen: Lobenswerterweise wurde beim Sharan die Funktion nicht der Form untergeordnet. Dem Fahrer bringt das wenig; aus seiner Sicht zeichnet sich die Karosserie – wie die vieler Großraumlimousinen – durch Unübersichtlichkeit aus, weshalb es gut ist, dass VW den Sharan mit weiterentwickeltem Parkassistenten offeriert. Dieses 840 Euro teure Extra lenkt den Wagen mit Hilfe von insgesamt 12 Ultraschallsensoren selbsttätig in die Lücke, und zwar neuerdings genauso gut quer zur Fahrtrichtung wie parallel zum Bordstein. Fürs Gasgeben und Bremsen ist der Fahrer allerdings weiterhin zuständig; allerdings ist der Parkassistent nunmehr in der Lage, selbsttätig die Geschwindigkeit – wenigstens ein bisschen – zu verringern und damit den Fahrer darauf aufmerksam machen, dass er eingreifen muss. Nützlich macht sich das System übrigens jetzt auch beim Ausparken, wenn mindestens 50 Zentimeter Rangier-Spielraum vorhanden sind.
Die Serienausstattung umfasst alles, was der Sicherheit dient bzw. in einem Auto nicht fehlen sollte, dessen Preisliste bei 28 875 Euro beginnt: Deshalb sind neben ESP und sieben Airbags grundsätzlich auch elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber in allen Türen, eine Klimaanlage und ein Radio mit CD-Schlitz an Bord. Kostenpflichtig ist hingegen der Wunsch nach einem tiefer gelegten, straffer abgestimmten Sport- anstelle des wohlgeratenen Standardfahrwerks. Wer im Interesse der Mitreisenden den Komfort erhalten will, obwohl er die sportliche Alternative begehrt, kann die adaptive Fahrwerksregelung in Auftrag geben und damit die Dämpferabstimmung nach Stimmungslage per Tastendruck variieren.
Das Motorenangebot, mit dem VW den Marktstart im September bestreitet, birgt keine Überraschungen. Das Benziner-Angebot besteht zunächst aus dem 110 kW/150 PS bereitstellenden 1.4-Liter-Direkteinspritzer und einem zweiten TSI, der in 2,0 Hubraum 147 kW/200 Pferdestärken mobilisiert. Die Diesel-Kunden können ebenfalls wählen: Der 2,0-Liter-TDI wird mit 103 kW/140 PS und 125 kW/170 PS offeriert. Der Top-Benziner ist ausschließlich mit einem sechsgängigen Doppelkupplungsgetriebe erhältlich, das in den anderen drei Versionen, die serienmäßig mit Sechsgang-Schaltung bestückt sind, als 2050 Euro teures Extra zu bekommen ist.
Zur Grundausstattung gehört bei allen Sharan eine Start/Stopp-Funktion, die den Kraftstoffverbrauch vor allem im Stadtverkehr senkt. Entsprechen günstig fallen die Verbrauchswerte im Test nach EU-Norm aus; beim schwächeren der beiden TDI, der mit einem ordentlichen Zugkraftmaximum von 320 Nm ausgestattet ist, stehen 5,5 Liter je 100 Kilometer zu Buche. Damit erzielt er laut VW „den neuen Weltbestwert in dieser Klasse“, eine Feststellung, die auch für den Kohlendioxidausstoß von 143 Gramm pro Kilometer gilt. Die Kraft, die der TDI zu Preisen ab 30 950 Euro bereitstellt, ist völlig ausreichend, denn er muss zwar viel Masse – ohne Inhalt rund 1,7 Tonnen – bewegen, aber nicht mehr als bisher, denn trotz Größenwachstum ist der Sharan nicht schwerer geworden. Deshalb bereitet es dem 140 PS-TDI keine größere Mühe, die Van in 10,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen und mit maximal 194 km/h über die Autobahn zu bewegen.