Vorangegangen war eine Fahrt des ICE am Wochenende nach London (gut fünf Stunden), wo die deutsche Bahn am Bahnhof St. Pancras heute großen Bahnhof machte und diesen Zug der englischen Öffentlichkeit vorstellte. St. Pancras, der einen Nachbarbahnhof hat, ist vor Jahren groß aufgeputzt worden, indem man das alte historistische Gebäude entkernte und die Gleise direkt hineinlegte. Es gibt wie bisher den Bahnhof für die regionalen und nationalen Züge. Für den Fernverkehr wurde ein eigenes Schienenfeld und eine an den Flugverkehr erinnernde Sicherheitsabfertigung vorgebaut, die zu St. Pancras International wurde und damit den vorherigen internationalen Bahnhof Waterloo ablöste, weshalb der berühmt-berüchtigte Bahnhofsname nur mehr als Song der Beatles international überlebt.
Zum großen Bahnhof in London und der Vorstellung des ICE war auch Theresa Villiers, Staatssekretärin im britischen Verkehrsministerium gekommen. Aus Deutschland nahmen Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, der DB-Vorstandsvorsitzende Rüdiger Grube sowie die Konzernvorstände Ulrich Homburg und Richard Lutz teil. „Der erste Meilenstein auf dem Weg zu einer regelmäßigen ICE-Direktverbindung ab 2013 ist vollbracht“, sagte der DB-Vorstandsvorsitzende und ergänzte: „Durch die konsequente Nutzung der Möglichkeiten des liberalisierten europäischen Schienenverkehrsmarkts bieten wir unseren Kunden echte Alternativen zum Flugverkehr.“ Dem schloß sich Peter Ramsauer an: „Die geplante ICE-Verbindung zwischen Frankfurt, Köln und London wäre ein gewaltiger Fortschritt für den europäischen Zugverkehr. Davon würde die wirtschaftliche Entwicklung der drei Metropolen enorm profitieren. Mit der Einführung könnten Geschäftsleute und Touristen gleichermaßen eine äußerst attraktive und klimafreundliche Verbindung zwischen Main, Rhein und Themse nutzen.“
„Reisende können sich darauf freuen, ab 2013 neue europäische Destinationen einfacher und umweltfreundlicher zu erreichen. Für viele Menschen sind Hochgeschwindigkeitszüge die bequemere Alternative zum Flugzeug oder Auto. So ist es möglich, direkt im Stadtzentrum einzusteigen und während der Fahrt zu arbeiten. Ich bin überzeugt, dass diese neuen kontinentaleuropäischen Verbindungen bei Geschäftsreisenden und Touristen gleichermaßen Anklang finden werden. Sie wären auch eine willkommene Ergänzung zu den Regierungsplänen für den Hochgeschwindigkeitsverkehr in Großbritannien“, freute sich die Staatssekretärin im Verkehrsministerium Großbritanniens Theresa Villiers.
Nach der erfolgreichen Testfahrt durch den Kanaltunnel werden weitere Schienenpläne bekannt. So ist eine neue Direktverbindung von Frankfurt nach Amsterdam geplant und die Zusatzpläne für Belgien erneut bekräftigt, wo noch im Dezember des Jahres ein weiteres, das vierte Zugpaar nach Brüssel unterwegs ist. Die ICE-Verbindung Richtung Südfrankreich dagegen ist für das Jahr 2011 geplant und auch an den Schluß des Jahres gesetzt. Kooperation mit der SNCF sollen ab Dezember 2011 die Aufnahme von Direktverbindungen von Frankfurt nach Marseille über Straßburg, Mühlhausen und Lyon möglich machen.
Zur Sicherheitsübung im Kanaltunnel gibt die Deutsche Bahn bekannt: „Am Wochenende fanden im Kanaltunnel in Zusammenarbeit mit dem Infrastrukturbetreiber Eurotunnel und unter der Aufsicht der Sicherheitsbehörden Evakuierungsübungen mit dem ICE statt. Mit der Klärung dieser Sicherheitsaspekte ist der erste Schritt im Zulassungsprozess bereits drei Jahre vor Aufnahme des Regelbetriebs in Angriff genommen worden. Weitere Zulassungsschritte folgen in den kommenden Monaten. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013 sollen dann täglich drei Zugpaare (Hin- und Rückfahrten) zwischen Frankfurt und London über Köln, Brüssel und Lille verkehren. Parallel dazu sind Verbindungen von Amsterdam über Rotterdam und Brüssel nach London vorgesehen. Die Fahrtzeit von Köln nach London soll bei unter vier Stunden liegen, von Frankfurt nach London bei knapp über fünf Stunden. Von Amsterdam aus soll die britische Hauptstadt in unter vier Stunden zu erreichen sein.“ Ulrich Homburg, DB-Vorstand für Personenverkehr, faßte zusammen: „Wir werden auf diesen Verbindungen mit dem ICE 3 der Baureihe 407 den modernsten Hochgeschwindigkeitszug Europas einsetzen, der die höchsten Standards bei Sicherheit, Fahrgastkomfort und Effizienz erfüllt“.
Fünfzehn dieser 320 Stundenkilometer fahrenden Hochgeschwindigkeitszüge hatte die Deutsche Bahn bei Siemens für 500 Millionen Euro bestellt. Im Jahr 2011 werden die ersten Fahrzeuge ausgeliefert und die letzten sollen bis Sommer 2012 dem Schienennetz der Bahn zur Verfügung stehen. Bereits heute bietet die Deutsche Bahn in Kooperation mit den europäischen Partnerbahnen ICE-Verbindungen in sechs europäische Länder an: Österreich, Schweiz, Frankreich, Belgien, Niederlande und Dänemark. Insgesamt sind rund 80 europäische Städte direkt von Deutschland aus erreichbar. Die 220 Verbindungen – davon 70 Prozent mit dem ICE und weiteren Hochgeschwindigkeitszügen- nutzen täglich mehr als 40 000 Fahrgäste.