Politprominenz persönlich im Einsatz: Trump, Netanjahu, Erdogan und Konsorten werfen Kalorienbomben (sprich: Süßigkeiten) für die Kinder in Syrien ab, nur Putin und Assad werfen richtige Bomben, oder?

Ein bunt bemaltes Flugzeug am Himmel. Quelle: Pixabay, Foto: Dennis Larsen

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Viel mehr Hetze geht kaum. Laut „Bild“ (19.12.2019) würden Wladimir Putin und Baschar al-Assad derzeit Kinder in Idlib bombardieren. Nach WELTEXPRESS-Informationen jedoch sind beide weder in der Stadt Idlib noch in der gleichnamigen Provinz beziehungsweise des Gouvernements.

Dennoch lautet der Titel „Erneut 50 000 Syrer auf der Flucht! Assad und Putin bombardieren Kinder in Idlib“. Mohammad Rabie und Julian Röpcke halten darunter fest, dass Putin und Assad „Diktatoren“ seien, die „ihren Krieg gegen die syrische Zivilbevölkerung in der Rebellen-Provinz Idlib noch einmal verschärft“ hätten.

Syrien zu verstehen, das ist nicht einfach. Einerseits gibt es die pan-arabisch-sozialistische Baath-Partei, sie ist seit Jahren die Regierungspartei, andererseits gibt es Familien wie die der Makhloufs und die der Assads. Als Hafez al-Assad Anisa Makhlouf heiratete, wurden die zweit größten Familien verbunden. Hafez al-Assad war zu seiner Zeit Generalsekretär der Baath-Partei, Ministerpräsident und Staatspräsident von 1970 bis 2000. Er war der Herr der Familie, der Herr beider Groß-Clans, der Herr der Partei und der Herr des Staates. Mehr Herr und Herrscher geht kaum.

Doch die Zeiten haben sich etwas geändert. Als sein Sohn Baschar al-Assad übernahm, bröckelte es an den Rändern der Clans, der Partei und des Staates. Scheinbar hält er alle Fäden in der Hand, die der Familie, die der Partei, die der Regierung und die des Staates, doch das Gebilde ist seit Jahren fragil. Von einer weitreichenden bis unbeschränkten politischen Macht kann keine Rede sein. Mehr denn je ist Baschar al-Assad abhängig von Entscheidungen anderer, die nicht nur in Damaskus sitzen, sondern in Moskau und Teheran, aber auch in Beirut und Ankara, Erbil, Jerusalem, Amman und Bagdad, Washington und so weiter.

Der Krieg auf dem Staatsgebiet Syriens ist seit Jahren ein Stellvertreterkrieg und das, was in den meisten Medien verbreitet wird, ist Lug und Trug.

Ob nun nach „Bild“-Angaben „50 000 Menschen … auf der Flucht“ seien, wobei sich die Autoren auf Aussagen von Recep Tayyip Erdogan als Präsident der Türkei, die den Krieg entfahrt hat und führt, verlassen, der das „am Donnerstag erklärte“ haben solle, oder laut „Deutschlandfunk“ (19.12.2019) „8 000“, wer kann das schon kontrollieren? Unter der Überschrift „Syrien – Tausende fliehen Richtung Türkei“ wird eine „in London ansässigen syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ beim Wort genommen, die jedoch ihre Zahlen für einen Zeitraum „innerhalb von 24 Stunden“ angibt, aber nicht, um welchen Zeitraum es sich genau handelt. Allerdings wird im „Deutschlandfunk auch auf „die türkische Nachrichtenagentur Anadolu“ Bezug genommen, die „dagegen von 12.000 Personen“ gesprochen haben solle. Die Zahlen der „Bild“ sollen sich hingegen auf einen Zeitraum „seit Anfang Dezember“ beziehen.

Im Grunde gilt: Nichts genaues weiß man nicht, aber Putin und Assad persönlich werden gebombt haben: ausschließlich Kinder. Falls Zweifel aufkommen sollten, dann wenigstens nur Zivilisten, aber auf jeden Fall Putin und Assad persönlich. Trump, Netanjahu, Erdogan und Konsorten hingegen werfen auf Syrien nur Kalorienbomben, Süßigkeiten also und Spielzeug ab und nur für die Kinder in Syrien, oder? Super!

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