Zuvor waren es Reparaturarbeiten am Antrieb, jetzt steht eine Grundinstandsetzung an, wie Holger Naaf von der Wehrtechnischen Dienststelle in Eckernförde mitgeteilt hat. In den nächsten Tagen verholt die „Planet“ auf den Schiffslift der Volkswerft, damit der Unterwasserrumpf inspiziert werden kann. Bis Anfang Juni soll der Katamaran in Stralsund bleiben. Im August wird er zu Sonar-Forschungsarbeiten im Flachwasserbereich auslaufen.
Für Kapitän Reiner Skerka und seine Besatzung ist die Hansestadt schon „fast zur zweiten Heimat“ geworden. Nicht umsonst ziert eine Stralsund-Tischflagge die Brücke.
Technisches Neuland
Forschen können, wo die Marine fährt – so könnte man den Auftrag für das hochmoderne Doppelrumpfschiff formulieren. Der blau-weiße, bei den Nordseewerken in Emden gebaute und Ende Mai 2005 in Dienst gestellte Erprobungskatamaran setzt Maßstäbe.
Vergleicht man seine Abmessungen jedoch mit denen der jüngsten Volkswerft-Containerschiffgeneration, sind sie eher bescheiden: 3500 Tonnen Verdrängung, 73 Meter Länge, 27,2 Meter Breite. Der Tiefgang allerdings von 6,80 Meter war schon fast zu viel für die Ostansteuerung.
Bisher wurde in Deutschland noch kein Schiff dieser Größe als SWATH (Small Wapterplane Area Twin Hull) gebaut. Auch in technischer Hinsicht betraten die Konstrukteure gleich auf mehreren Gebieten absolutes Neuland: unter anderem bei der Konstruktion des trapezförmigen Unterwasserschiffes mit Flossenstabilisatoren, der Festigkeit und Stabilität des Rumpfes und der Schallreduzierung.
Optimales Seegangsverhalten
Die „Planet“ kann auch von sich behaupten, zur Familie der U-Boote zu gehören. Sie hat den vollelektrischen Antrieb und Maschinen eines U-Bootes, kann sich dank eines ausgeklügelten Ballastwasser-Systems absenken und wieder auftauchen. In einem Schwimmkörper ist unter Wasser sogar ein Torpedorohr eingebaut. Bei rund 90 Millionen Euro ist der Baupreis allerdings fast dreimal niedriger als der eines U-Bootes.
Vier MTU-Dieselgeneratoren mit zusammen 5400 kW erzeugen den Strom für ebenso viele extrem leise Elektromotoren. Die wiederum, in den Schwimmkörpern gelagert, treiben zwei Propeller an und sorgen für eine Geschwindigkeit von maximal 17 Knoten.
Zu einem fast völligen vibrations- und geräuscharmen Arbeiten in den Labors und an den Messgeräten trägt auch die Katamaranform bei, die ein sehr gutes Seegangsverhalten garantiert. Auch bei rauer See können, wie die Erprobungen in der stürmischen Biskaya gezeigt haben, Besatzung und wissenschaftliches Personal Messgeräte zu Wasser bringen und Forschungsarbeiten durchführen.
Die „Planet“ wird sowohl von der Forschungsgesellschaft der Bundeswehr für Wasserschall und Geophysik (FWG) in Kiel als auch von der Wehrtechnischen Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen (WTD 71) in Eckernförde als Plattform für Forschungen und Erprobungen genutzt.