Volles Haus! – Peter Kraus auf seiner Abschiedstour in der Alten Oper Frankfurt

Der große Saal in der Alten Oper ist ausverkauft, die Zuschauer haben sich nach der Pause wieder eingefunden. (Frankfurt am Main, November 2019). © 2019, Foto/BU: Bernd Paschel

Frankfurt am Main, Deutschland (Weltexpress). Die 80-jährige deutsche Rocklegende macht zur Zeit seine fünfte Abschiedstour und ist dabei erfolgreicher als je zuvor. Die Frankfurter „Alte Oper, ein ehrwürdiges Haus (Zitat Peter Kraus), war am 23. November 2019 bis auf den letzten Platz besetzt. Volle Haus für Kraus, Peter Kraus!

Wer ist bereit für einen Platz in den hinteren Reihen 71,50 Euro zu bezahlen?

Es sind schätzungsweise 60 % Menschen im Alter von über 60 Jahren. Viele Ältere, auch im Rollstuhl, strömen pünktlich um 19.30 Uhr in den Großen Saal, wo Peter Kraus mit tosendem Applaus empfangen wird, als er vorerst allein auf die Bühne tritt und das Publikum auf den Abend einstimmt mit einem Rückblick auf das Deutschland der 1950er Jahre aus der Sicht eines 15-Jährigen, der durch die Erkennungsmelodie des AFN, des Senders der US-Streitkräfte im Nachkriegsdeutschland, vom Rock’n’Roll-Virus infiziert wird.

Es ist „Rock around the Clock“ von Bill Haley, das jetzt ertönt von einer Band mit Peter Kraus, die um ein vieles  gewaltiger ist, als wir es von Bill Haley und seinen Comet’s kennen.

Die Frankfurter Alte Oper brennt!

Der junge Peter lernt Gitarrespielen und eignet sich fast alle Texte der aktuellen Rock&Roller von Bill Haley über Chuck Berry, Jerry Lee Lewis u.a. an. Etwas später kommt Elvis dazu.

So beginnt eine Karriere im Showbusiness, die aber einen total anderen Weg nimmt als geplant.

Mit „Blue Suede Shoes“ und „Hartbreak Hotel“ von Elvis wird der talentierte Peter 1956 entdeckt, als er in dem Musiksaal eines Münchener Museums auftritt. Er bekommt seinen ersten Plattenvertrag, aber kurz gesagt: Produzenten und auch die Zuhörer sind noch nicht bereit für die neue Welle aus Amerika.

Die Band um Peter Kraus, Sologitarre und Mundharmonika bekommen mehrfach Extra-Applaus, Frankfurt, 2019 © Bernd Paschel

Wieder bebt die Alte Oper, als Tutti Frutti von Peter, fetzig gesungen, ertönt.

Jetzt am Anfang wird deutlich: Peter Kraus ist nicht der Schmusesänger, den man allgemein von seinen deutschen Liedern her kennt.

Die Rock&Roller  werden aber enttäuscht, die jetzt erwarten, dass es so weiter geht. Sein erster erfolgreicher Hit „Tutti Frutti“ war es, der ihm den Beinamen Deutscher Elvis bescherte. Seine Versuche, amerikanischen Rock&Roll in deutschen Versionen zu präsentieren, waren jedoch nicht erfolgreich. Die deutsche Sprache eignete sich anscheinend nicht für Rock&Roll, was sich später als Irrtum erwies  So startete Peter auf Drängen seiner Berater eine Karriere als „Schmusesänger“. Gleichzeitig war er als gelernter Schauspieler in vielen deutschen Heimatfilmen zu sehen.

Wie reagieren die betagten Zuschauer in der Alten Oper beim Vortrag dieser Schmuselieder?

Ein unerwartetes Phänomen tritt ein: Viele singen mit und als Peter Kraus dann auch noch die Hits von  Bill Ramsey und anderen Zeitgenossen darbietet, tobt das Publikum wie auch bei „Mit Siebzehn fängt das Leben erst an“ von Ivo Robic.

Zwischendurch kommen natürlich auch eigene Schmuse- und Rocklieder. Das Publikum geht begeistert mit.

Nach dem Song „So wie ein Tiger“, erzählt Peter, dass dieser Titel leider nicht bekannt wurde wegen seiner künstlerischen Qualität sondern, weil am nächsten Tag in einer Zeitung berichtet wurde, dass sich die weiblichen Fäns in der ersten Reihe ihrer Unterhöschen entblößten und sie auf die Bühne warfen.

„Das geschieht ja heute nicht mehr“ äüßert Peter mit Anspielung auf die betagten Groupies in der ersten Reihe.

Promt fliegt eine rote Unterhose auf die Bühne, ein netter Gag, egal ob abgesprochen, es sorgt für gute Stimmung und das Publikum verliert seine Hemmungen.

Als Peter die Zuschauer auffordert zu tanzen, ist die Stimmung auf dem Höhepunkt. Man fühlt sich in alte Zeiten versetzt.

Nach einer Pause von 20 Min., die wahrscheinlich nicht der 80 jährige Peter Kraus braucht, der trotz vieler Tanzeinlagen nicht in Atemnot gerät und regelmäßig zu einem Glas Wasser (vermutlich!) greift, sondern es scheint für die weniger agilen Zuschauer nötig zu sein.

Und dann kommt ein Highlight des Abends.

Peter singt das bekannte Lied der Friedensbewegung „Sag mir, wo die Blumen sind“, das von dem Songwriter Pete Seeger in English geschrieben und von Marlene Dietrich in Deutsch international populär wurde.

Ist das eine speziell für Frankfurt konzipierte Präsentation?

Die Antwort allein weiß der Wind, aber das schöne Lied, von Peter gesungen, wirkt sehr authentisch.

Es geht weiter mit Liedern, die auf Peters neuer CD erscheinen, wo er viele „Ohrwürmer“ singt von  ehemaligen Kolleginnen, die z. T. schon gestorben aber noch gut in Erinnerung sind.

Ein Medley dazu und zum Abschluß noch ein Rock&Roll-finale beenden die gelungene Veranstaltung.

Ein Blick aus der letzten Reihe im Finale, Peter Kraus ist nur schwer zu sehen, der Rock&Roll hat alle Zuschauer von den Sitzen geholt. © 2019, Foto/BU: Bernd Paschel

Alle Zuschauer stehen mittlerweile und, wenn sie aus Platzmangel nicht tanzen können, bewegen sie sich singend und klatschend im Rhythmus der Musik, die von einer kleinem Band auf einem  absolut hohen musikalischen Niveau vorgetragen wird, das Peter Kraus in seinen besten Jahren nie als Begleitung haben konnte, wenn er absolut „Live“ unterwegs war wie hier in der „Alten Oper“.

Wir kommen wieder, lieber Peter, bei Deiner sechsten Abschiedstournee  in Frankfurt am Main und anderswo!

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