Berlin, Deutschland (Weltexpress). Das Warten hat ein Ende, seit ein paar Tagen gibt es endlich eine vernünftige Hacks-Biografie, die Werk und Leben des salonkommunistischen Dandys und literarischen Eigenbrötlers gerecht wird. Roland Weber hat sie in vielen Monden verfasst, Archive gesichtet, Zeitzeugen gesprochen, was man so macht, wenn das Objekt der Begierde schon längst auf einem Friedhof an der Grenze zwischen Wedding und Mitte modert.
In den 60ern gelangte der von der BRD in die DDR umgesiedelte Hacks mit seinen Dramen zu Ruhm auf diversen deutschen Bühnen. In den 70ern mehrte er ihn, um in den 80ern die Ernte einzufahren und in den 00ern in Vergessenheit zu geraten.
Er war ein typischer DDR-Künstler, der ohne direkt zu kritisieren, durch die Blume am „besseren Sozialismus“ bastelte. Was Karat und die Puhdys in der Popmusik, oder Tübke, Sitte und Heisig in der bildenden Kunst gewesen, war Hacks neben Kant und Strittmatter in der DDR-Literatur. Immer in diversen Anspielungen und Anlehnungen (bei Hacks gern an die Klassiker) etwas kritteln, gleichzeitig die Partei für ihr großes Wissen loben und lieben.
Einst der meistgespielte deutsche Dramatiker, ist Hacks heute in der Versenkung verschwunden. Das ist schon ein wenig tragisch, wenn er heute wirkt, dann meist durch seine Kinderbücher. Hacks war sich für nichts zu schade, ob quengelnder Nachwendebänkelgesang, Kinderbuch oder selbstverfasstes Anekdotenbändchen (naturgemäß nur Hacks-Anekdoten), der Meister war für jeden Schwank zu haben, immer in der Gewissheit, auf allen Gebieten die Nummer eins zu sein. Wer ihm dabei in die Quere kam, wurde untergepflügt. Groß ist die Schar seiner Feinde, aus denen Christa Wolf, Hauptfeind Heiner Müller und andere, vom Dichter Hacks als verquere romantische Naturen und lumpenproletarische Kaffeehaussitzer und Knechte der Reaktion entlarvt, hervorstechen. Auch in der Politik hatte er einige schlimme Finger deutlich erkannt, ganz oben auf der Verräterliste steht Michail Gorbatschow, dieser laut Hacks, neben willfährigen Bütteln wie Erich Honecker und Mischa Wolf, den guten alten Kommunismus auf dem Gewissen hat.
Hacksens ziemlich merkwürdiges politisches Weltbild sah einen mäßig gnädigen, irgendwie kommunistischen Despoten an der Spitze, der mit mildschweiniger Knute das Volk züchtigte und im Großen und Ganzen Geister wie Peter Hacks zu würdigen wusste. Demgemäß nahm er auch jeden Preis gern an, weil er das als zutiefst normal empfand. Egal ob Honecker, oder eine kapitalistische Kinderbuchjury ihn überreichten.
Er lebte wie ein Dandy, baute sich ein kitschiges, schlösschenähnliches Stilmixgebäude vor den Toren Berlins, knabberte gern am Frauenbein und wusste gute Zigaretten und hochprozentige Getränke zu würdigen.
Nun können wir all das und noch viel mehr auf 560 prallen Seiten nachlesen. Und weil nur ein Peter Hacks ein wacher Gent ist, hat sein Buch zwei Lesebändchen anstatt nur einem, So!
Bibliographische Angaben
Ronald Weber, Peter Hacks (Künstler), Peter Hacks, Leben und Werk, 560 Seiten, Format: 14,5 x 21 cm, gebunden mit Schutzumschlag, mit 2 Lesebändchen, Eulenspiegel Verlag, Berlin 2018, ISBN: 978-3-359-01371-6, Preis: 39 Euro