Silvia Neid: "Wir haben eine Fürsorgepflicht gegenüber Sasic"
Die Angreiferin vom 1. FFC Frankfurt hatte sich vor gut einer Woche im Ligaspiel gegen den BV Cloppenburg eine Schienbeinprellung zugezogen. Die Beschwerden hielten auch nach der Begegnung gegen Bayer Leverkusen am vergangenen Samstag an. Bundestrainerin Silvia Neid entschied sich deshalb dafür, für Sasic Pauline-Marie Bremer vom 1. FFC Turbine Potsdam nachzunominieren. "Wir haben eine Fürsorgepflicht der Spielerin gegenüber und wollen nicht das Risiko eingehen, dass die Verletzung bei Célia chronisch wird", liess die Bundestrainerin in der DFB-Pressemeldung von Montag Abend verlauten.
Bremer trainierte im neuen Dress der Nationalmannschaft
Célia Sasic fällt somit für das wichtige WM-Qualifikationsspiel der Frauen-Nationalmannschaft am 5. April (ab 16 Uhr, live im ZDF) in Dublin gegen Irland aus. Das am gestrigen Mittwoch auf dem Trainingsfeld vor der Frankfurter Commerzbank Arena eine erst 17-jährige Fußballerin aus Potsdam mit dem A-Kader trainierte und sich den Fotografen im neuen Dress der DFB-Frauennationalmannschaft zeigen konnte, ist ein weiterer Beleg dafür, dass die rigorose Verjüngung von Silvia Neid ´s Nationalelf noch kein Ende gefunden hat. Pauline-Marie Bremer wird somit die erste deutsche Spielerin des 1996er Jahrganges sein, die es in der Kader der deutschen Frauen-Nationalmannschaft geschafft hat. Turbine Potsdam reagierte überrascht, zeigte grundsätzlich Respekt und liess Deutschlands große Fußballhoffnung zum Trainingslager nach Frankfurt reisen.
Silvia Neid: "Wir haben Pauline schon länger im Blick
"Von dort aus wird sie mit iheren neuen Mannschaftskolleginnen wohl heute direkt nach Irland fliegen. Die Nominierung ist mit Sicherheit ein Signal an Spielerinnen wie zum Beispiel der Essenerin Linda Dallmann, dass beim DFB und Silvia Neid trotz aller Erfolge in Schweden und an der Algarve der Durchmarsch jüngerer Jahrgänge nach ganz oben immer möglich ist. Damit das eine Potsdamerin am Zuge war, hatten die meisten Fachleute nicht gerechnet. "Wir haben Pauline schon länger im Blick. Sie ist eine sehr interessante Spielerin und hat schon bei den U 20-Frauen ihre Torgefahr unter Beweis gestellt, " so der Kommentar der Bundestrainerin Montag abend auf dfb.de. Gestern trafen sich alle benannten 20 DFB-Spielerinnen im Mannschaftsquartier in der Nähe vom Flughafen Frankfurt/Rhein/Main.
Die 17-jährige Newcomerin aus der "Potsdamer Schule"
Célia Sasic war neben der Debütantin Bremer auch dabei, um das weitere Vorgehen mit dem Trainerstab und der medizinischen Abteilung zu besprechen, da Neid immer noch darauf spekuliert, dass Sasic bis zum zweiten Qualifikationsspiel gegen Slowenien in Mannheim wieder fit sein wird. So kam es dazu, dass auf dem Mannschaftsbild der Nationalmannschaft sowohl die nachnominierte Potsdamerin, als auch die Frankfurterin Sasic zu sehen war. Wie Augenzeugen berichteten fand die 17-jährige Newcomerin im Training sofort Anschluss. Eine glückliche Aura der Freude sei bei der Debütantin vorhanden gewesen. Immerhin war die gebürtige Göttingerin Bremer knapp sieben Jahre alt, als sie als kleines Mädchen die Ex-Potsdamerin Anja Mittag schon im Jahre 2004 bewundern konnte. Anja Mittag debütierte damals im Gegensatz zu Bremers ersten Kurzeinsatz erst als 19-Jährige gegen Italien international für Deutschland.
Schröder bemängelt fehlende Abstimmung mit dem Verein
Nun stehen beide im Kader auf Augenhöhe. Bremers Leistungssteigerung in Potsdam war mit viel Einsatz des Vereines und des Sportinternats geplant und ihre Spielerpersönlichkeit systematisch aufgebaut worden. Sie ist ein Kind des "Potsdamer Weges", dem nach Jahren der Mittelmäßigkeit im Nachwuchs mit ihr wieder ein echter großer Wurf gelungen ist. Überrascht zur Nominierung von Bremer zeigte sich neben der Fachwelt und der glücklichen Spielerin selbst, natürlich der für sie verantwortliche Vereinstrainer Bernd Schröder. Schröder ist dafür bekannt, dass er den DFB-Trainerinnen mangelnde Zusammenarbeit im Dialog mit den Vereinstrainern vorwirft. Schröder bemängelte am Dienstag zusammen mit dem Geschäftsführer Mathias Morack in diesem Zusammenhang in einem offenen Brief die Informationspolitik der Verantwortlichen beim DFB.
Wir zitieren aus dem offenen Brief von Turbine:
"Die Nominierung von Pauline Bremer für die oben genannten Spiele hat uns sehr überrascht, unter anderem, weil es gewissermaßen ohne „Vorwarnung“ geschah. Unser Cheftrainer Bernd Schröder wurde am 31. März 2014 gegen 20.12 Uhr über Handy von Pauline informiert, dass sie nachnominiert wurde. Da Bernd Schröder das Spiel der 2. Bundesliga Union Berlin – Energie Cottbus bei Sky direkt im Stadion verfolgte, gab es keinen direkten Kontakt durch den DFB. Schließlich gab es durch den DFB die öffentliche Bekanntgabe der Nachnominierung, ohne mit unserem Verein das Für und Wider abgestimmt zu haben." So lautete der Kerntext des Statements von Morack und Schröder auf der Turbine Homepage.
Schröder: "Auch wir haben eine Fürsorgepflicht gegenüber Bremer
Den zweiten Teil des Statements der beiden Potsdamer lässt sich nur richtig verstehen, wenn man ihn dem Wortlaut der DFB-Pressemeldung vom Montag 20:55 Uhr gegenübergestellt hat und zusammen richtig gelesen hat. Die Potsdamer Verantwortlichen bezogen sich auf das Neid Argument der "Fürsorgepflicht" im Fall Sasic. Daher zogen Schröder und Morack argumentativ im Falle Bremer gleich. "Auch wir haben gerade für eine 17-Jährige eine angemessene Fürsorgepflicht auf allen Wegen der sportlichen und beruflichen Entwicklung, die wir gemeinsam mit dem Elternhaus ständig abstimmen. Leider ist das kein Einzelfall einer mangelnden Kommunikation der verantwortlichen Trainerinnen des DFB mit den Vereinen."
Schröder: "Eine Aussprache erachten wir als dringend erforderlich"
Und am Ende der Stellungnahme fordern die Potsdamer eine Aussprache mit den DFB Trainerinnen: "Wir haben letztendlich Pauline-Marie Bremer keine Steine in den Weg gelegt. Es fehlt uns aber nach wie vor an Überzeugung, dass es für sie zum derzeitigen Zeitpunkt eine ausgewogene Entscheidung ist. Eine Aussprache mit allen Beteiligten erachten wir als dringend notwendig."
Wir, die FF-Sportautoren des WELTEXPRESS International, meinen:
Die Kritik an der mangelhaften Kommunikation scheint berechtigt – und sie ist eigentlich auch nicht ganz neu. Nur Schröder ist der einzigste Bundesliga Vereinstrainer, der den Mut hat, sich öffentlich wirksam zu äußern.
Quellen: DFB, UEFA, Turbine Potsdam