Berlin, Deutschland (Weltexpress). Sebastian Polter, noch in Diensten des 1. Fußballclub Union Berlin e.V., „weist“ laut Pressemitteilung des !. FC Union Berlin e.V. vom 29.5.2020 „den Vorwurf des unsolidarischen Verhaltens jedoch ausdrücklich zurück. Wahr ist, dass sich der 1. FC Union Berlin und Herr Polter wechselseitig Vereinbarungen zur Handhabung des Gehaltes aufgrund der Corona-Pandemie unterbreitet haben. Keine Vereinbarung hat die Zustimmung beider Seiten gefunden. Sebastian Polter betont, dass er sich nicht verweigert hat, seinem Herzensverein während der Corona-Pandemie wirtschaftlich entgegen zu kommen und zu helfen.“
Diese Gegendarstellung habe das Präsidium des 1. FC Union Berlin e.V. per Pressemitteilung auch der WELTEXPRESS-Sport-Redaktion übermittelt, weil „die Anwälte von Sebastian Polter uns aufgefordert haben, unsere Pressemitteilung vom gestrigen Tage mit einer Gegendarstellung zu versehen. Nun, nicht die Pressemitteilung vom gestricken Tage wurde mit Polters Gegendarstellung versehen, sondern eine neue Presseinformation genannte Pressemitteilung verschickt. Dieser wurde eine Erklärung des Präsidiums des 1. FC Union Berlin vorangestellt. Davon kann man halten, was man will.
Das Präsidium besteht aus Dirk Zingler als Präsident, Jörg Hinze, Oskar Kosche, Lutz Munack und Dirk Thieme. Nicht mehr, nicht weniger. Für sie gilt das gleiche wie für Sebastian Polter: Pacta sunt servanda.
Dass Verträge einzuhalten ist, das ist der Grundsatz, auf dem die Vertragstreue im öffentlichen und privaten Recht aufbaut. Daran haben sich bei Seiten, die einen Vertrag abschließen zu halten. Das gilt solange, bis der Vertrag gekündigt wird. Über das Kündigen eines Vertrages steht in der Regel alles Wichtige im Vertrag. Und was nicht im Vertrag steht, das wird in Gesetzen geregelt, die in Büchern stehen.
Solidarisch ist, wer sich an Verträge hält, in denen sich beide Seite gegenseitig verpflichtet und Rechte eingeräumt haben. Solange sich also niemand gegen den Vertrag verhält, ihn also einhält, handelt auch niemand unsolidarisch, denn immer und überall gilt: pacta sunt servanda!
Dass die Verträge, die das Präsidium des 1. FC Union Berlin e.V. geschlossen hat, unter anderem mit Sebastian Polter, das Papier kaum Wert sind, auf dem sie geschrieben stehen, das ist eine Anschauung, die viele teilen, aber nur wenige auf den Begriff bringen, der ohne ein Verständnis der aktuellen kapitalistischen Gesellschaft nicht zu erklären ist.
Die gute Miene der Berliner zum bösen kapitalistischen Spiel ist eine heuchlerische. Das Präsidium wird Polter vor, seine Interessen zu vertreten. Ja, welche sonst? Vertritt die im Präsidium vertretene Bourgeoisie etwas nicht ihre Interesse? Welche Interessen vertreten Herren wie Zingler und Hinze, wenn nicht die eigenen Profitinteresse, die im Widerspruch zu denen ihrer Lohnarbeiter stehen? Erst diese Verhältnis von Herr und Knecht, von Kapitalist und Lohnarbeiter ermöglicht den Herren vom Bau den Aufstieg in ein Präsidium, um von oben herab den Untergebenen wie eine Leimrute und Peitsche den Begriff Solidarität um die Ohren zu hauen, sodass das dumm und dümmer gehaltene Fußball-Volk nur so mit diesen wackelt wie ein Hund mit dem Schwanz wedelt, statt zu knurren und zu beißen.
Sie Zuschauer knurren und beißen so wenig wie die Spieler, weil sie wissen, wo sie stehen: auf den billigen Plätzen, im Rang unten.
Polter hat weder geknurrt noch gebissen. Er hat nicht pacta sunt servanda gesagt und Vertragstreue gezeigt, also auf sein Recht gepocht, sondern das gemacht, was jeder machen darf. Er hat verhandelt und verhandeln lassen wie die Herren vom Präsidium. Diesen Herren, denen der Arsch beim Poker um Penunzen auf Grundeis zu gehen scheint, war dieses Verhalten eines Untertans, offensichtlich unbotmäßig. Dass diese Herren des Präsidiums die Veranstaltung, der sie vorstehen, ohne Reserven an den Rand der Pleite spekuliert haben, das ist wahrlich nicht Polters oder anderer knien sollender Knechte Problem.
Zingler, Hinze und Konsorten sind Hasardeure, aber sie nicht nicht die einzigen. Statt sich frei nach Hannah Arendt auf das Schlimmste vorzubereiten und das Besten zu hoffen, spekulieren sie seit Jahr und Tag.
Polter hat sich nicht so verhalten, wie es von der Obrigkeit gewünscht wurde, wohl wahr, aber auch nicht holterdiepolter, also unverzüglich und überstürzt, sondern überlegt und übereinstimmend mit dem Recht auf seiner Seite, das auch für ihn gilt, und der Würde der Vertragstreue. Dass Polter nicht auf pacta sunt servanda gepocht hat, sondern verhandelt und vorgeschlagen, das mussten auch die die Hasardeure in ihrer kaiserlich-nackten Peinlichkeit bestätigen. Das Fußball-Volk sollte sie auslachen und zwar laut!
In meiner Halle der Helden bekommt Polter einen Ehrenplatz, denn jeder Versuch des Aufrichtens im allgemeinen Aftergang muss gewürdigt werden. Polter hat meine Solidarität, denn Solidarität bedeutet, zu wissen mit wem man solidarisch ist und gegen wen. Sowohl das eine als auch das andere gilt.
Und niemals vergessen: im Prinzip gegen das Präsidium und pacta sunt servanda als Prinzip!
Anmerkung:
Siehe auch den Artikel „Streit ums Geld – Sebastian Polter darf seinen Vertrag nur noch trainierend erfüllen“ von Hans-Peter Becker.