Kruschwitz, Polen (Weltexpress). Nach dem Ablegen erreichen wir nach zwei Kilometern den Jezioro Goplo/Goplo See. Laut Karte 27,5 Kilometer lang, 2,5 Kilometer breit und unter Schutz gestellt. Während im Ostteil noch einige Marinas auszumachen sind, ist der flache Westteil zwar in der Mitte befahrbar, aber einige Buchten sind komplett gesperrt und nur Wasservögeln vorbehalten.
Die Sonne scheint und wir lassen uns vor dem Wind treiben. Steuermann Marcel ist dreieinhalb Jahre auf der Marine-Bark GORCH FOCK (II) gesegelt und fühlt sich erinnert: „Aber so leger und locker wie hier mit Baden, Sonnen und Mittagsschläfchen – das gab´s da nun doch nicht“.
Nach Sonntags-Kaffee und Gebäck an Oberdeck wird die Maschine wieder gestartet und gemächlich weitergebummelt. Stressfrei und völlig entspannt.
Zum Übernachten haben wir uns die Marina in dem Städtchen Kruszwica/Kruschwitz in der Region Kujawy/Kujawien ausgesucht. Es bleibt auch keine andere Wahl.
Diesmal begrüßt uns eine freundliche Hafenmeisterin. Ihre Antwort auf unsere Preisfrage überrascht uns: nur 25 Zloty, etwa sechs Euro, für den Liegeplatz, Strom und Wasser. Während Marcel den Tank auffüllt, fahre ich mit dem Mann der Chefin zur nächsten Tankstelle, um die Reservekanister – für den Fall der Fälle – aufzufüllen. Er freut sich sehr über einen Fünf-Euro-Schein. Dann sehe ich auf dem Vordeck unserer MAGDALENA Matratzen liegen. „Hast Du ein Sonnenbad genommen?“, frage ich Marcel, aber der schüttelt nur den Kopf: „Tut mir leid, aber das Wasser ist übergelaufen!“ Nicht etwa am Decks-Einfüllstutzen, sondern in meiner Kammer Vorpiek-Kammer. Ein „sauberer“ Overflow mit nassen Folgen. Das konnte selbst Fachmann Marcel nicht ahnen! Den Sprit füllen wir per Schlauch und Ansaug-Methode ein. Zurück bleibt ein übler Geschmack. Den schließlich bekämpfen wir entschlossen beim abendlichen Malefiz-Spiel mit ein paar Gläsern Wein.
Für den nächsten Vormittag haben wir uns einen Stadtbummel vorgenommen: mit ergänzendem Proviant-Einkauf – sehr preiswert für unsere Verhältnisse – vorbei an der romanischen Stiftsbasilika und mit einem Rundgang über das Burggelände aus dem 14. Jahrhundert. Der Festungs- oder Mäuseturm und Reste der gewaltigen Feldsteinmauer aus der Piasten-Zeit des Fürsten Popiel haben die Stürme der Zeit überdauert.
Wir tuckern auf dem Bydgoski Kanal/Netze-Bromberg-Kanal weiter nach Norden. Durch eine schmale Seenkette und auf kilometerlanger Kanalstrecke. Die hat sich durch das wuchernde Schilf auf eine Fahrwasserbreite von nur noch acht Metern verengt. Umgestürzte Bäume, von Bibern gefällt, wie man über all an den Nagespuren sehen kann, sorgen für zusätzliche Navigationshindernisse. Nautiker Marcel sitzt am Ruder, fährt begeistert Slalom und strahlt: „Das ist doch mal was ganz anderes als einen schwerfälligen 30.000-Toner zu steuern!“