Ohne Trainer und limitierte finanzielle Mittel – Dennoch sind Herrera/Gavira Europameister im Beachvolleyball geworden

Gut für den Beginn des Grand Slams, der höchsten Turnierkategorie auf der Welttour (Preisgeld 440 000 Dollar). Denn unter den Teilnehmern sind alle Medaillenteams der WM in Polen und der EM in Klagenfurt. Sowie insgesamt sechs Akteure, die schon einmal bei Olympia mit Gold dekoriert worden sind.
Bei den Frauen fehlen die Weltmeisterinnen Xue/Zhang Xi (China) sowie aus dem deutschen WM-Silberduo die verletzte Britta Büthe. Das Medaillentrio von der EM dagegen ist komplett dabei.

Insgesamt baut die deutsche Hauptstadt mit dem 14. Weltturnier Männer und dem achten der Frauen seinen Status als Beachvolleyball freundlichste Metropole aus. Finals der Männer sind am Samstag, die ihrer Kolleginnen am Sonntagmittag. Entertainment-Teile ergänzen die sportlichen Darbietungen.

Heiße Anwärter auf Rang eins sind neben anderen auch die Spanier Pablo Herrera und Adrain Gavira. Denn mit dem Triumph am letzten Wochenende im „Mekka “ des Beachvolleyballs, in Klagenfurt am Wörthersee, rückte Pablo Herrera in der EM-Chronik in den erlauchten Kreis der Mehrfach-Titelträger auf. Hinter den Deutschen Jonas Reckermann (4x), Julius Brink und Markus Dieckmann, den Niederländern Reinder Nummerdor/ Richard Schuil (je 3 Siege) rangiert der 31-jährige Spanier mit zwei EM-Goldmedaillen auf Augenhöhe mit den Schweizer Brüdern Laciga.

Bereits 2005 hatte Herrera zusammen mit Raul Mesa ganz oben auf dem EM-Treppchen gestanden. „Ich habe keine Worte, was ich fühle, dass ich nach so langer Zeit wieder mal ganz oben stehen darf. Und ich bin glücklich, dass es hier passierte “, sagte der Mann aus Castellon de la Plana in Klagenfurt. Und der sechs Jahre jüngere Gavira fügte an, er sei überwältigt, hier gewonnen zu haben: „Wir haben hart dafür gearbeitet. Und beim besten Turnier auf der Tour zu gewinnen, das ist fantastisch. “

Sieben Mal stellten sich das spanische Duo in Österreich der Konkurrenz und ebenso oft verließen es als Gewinner den Court.

Kaum schlechter war zuvor Anfang Juli die Bilanz bei der WM im polnischen Stare Jablonki. Nach fünf erfolgreichen Auftritten wurde das Duo erst im Viertelfinale vom brasilianischen Silberpaar Ricardo/Alvaro gestoppt. Herrera/Gavira schieden als WM-5. aus Stare, wo die holländischen WM-Debütanten Brouwer/Meeuwsen nach einer Vorrunden-Niederlage mit gnadenlosem Power-Volleyball eine der größten WM-Überraschungen aller Zeiten vollbrachten.

Dass indes Herrera (Nr. 1 auf dem Trikot) und Gavira (Nr. 2) die wohl besten Wochen ihrer sportlichen Gemeinsamkeit seit 2009 erleben – nach der WM noch 2. beim Grand Slam in Long Beach -, kommt nicht von ungefähr. Bei jeweils 1,93 m Körpergröße sind sie aus Volleyball-Sicht nur "mittelgroß" und daher zumindest beim Block gegenüber 2-m-Gegnern benachteiligt. "Das kompensieren sie durch Ballsicherheit, Übersicht und Spielkontrolle. Das macht sie unberechenbar. Und Eigenfehler machen sie ganz selten – da ist es ganz schwer,  wichtige Breakpunkte zu machen", sagt der Berliner Kay Matysik, WM-Dritter mit Jonathan Erdmann.

Beide kennen mittlerweile die Spanier recht gut, weil sie sich Anfang des Jahres durch Vermittlung ihres spanischen Trainers Danny Wood gemeinsam auf Teneriffa, der Heimat von Gavira, auf die Welt Tour vorbereitet hatten. Da erfuhren sie auch von den finanziellen Problemen ihrer Trainingspartner.

Der spanische Verband muss sparen. Und so erhielten Herrera, U 21-Weltmeister 2002, Olympiasilber 2004 mit Raul Mesa, 9. der Olympischen Spiele 2008 (mit Mesa) und 2012 (Gavira), nur einen Saisonzuschuss von insgesamt 12 000 Euro. Dazu Unterstützung durch einen Athletik-Trainer, bei Trainingslagern sowie Bälle, Kleidung, Schuhe. Einen eigenem Trainer haben sie auf der Welttour nicht dabei.

Nicht vergleichbar mit dem, womit Erdmann/Matysik kalkulieren können (total ca. 150 000 Euro für die gesamte Saison). Noch besser versorgt sind die Spitzenpaare Brasiliens, Russlands oder Italiens und die von Sponsoren unterstützen Millionär-Teams aus den USA!

Für die Spanier waren daher die 20 000 Euro Preisgeld von der EM eine erhebliche Aufstockung ihres Budgets, das von Sponsoren der Szene, Institutionen (Verband/Heimatregionen) und dem Fußball-Klub Villareal ergänzt wird.

Die emotionale Reaktion des Stierkampf-Anhängers Herrera während der EM-Woche hat auch damit zu tun, dass seine Karriere mehrmals durch Verletzungen gefährdet schien. So lag er nach einem schweren Autounfall drei Tage im Koma. Beim olympischen Highlight im Vorjahr an der Themse traten im Turnier Kniebeschwerden auf. So blieben sie wie Erdmann/Matysik auf Rang neun hängen. Und Gavira musste den ersten Teil der aktuellen World Tour ohne den besten und erfolgreichsten Beachvolleyballer Spaniens bestreiten.

Beim Wiedereinstieg hatten sie die teilweise den mühsamen Umweg über die Qualifikation fürs Hauptfeld zu absolvieren.

Doch die jüngsten Auftritte sind belohnt worden: So wurde einer spielstarken Kombination dank einer Wild Card ein Platz im 32-er Hauptfeld des Berliner Grand Slam reserviert.

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