Obdach für die Seele – Urlaub im Klösterreich

Kloster Wernberg - Hostienbäckerei

„Der Name der Rose“, flüstert jemand: „Gleich wird Sean Connery in brauner Kutte die Arkaden entlang eilen.“ Szenen aus Umberto Ecos Roman und dessen späterer Verfilmung gehen einigen der wartenden Besucher durch den Kopf. Nur fehlt der Nebel, der die alten Gemäuer einhüllt. In Kärnten strahlt die Sonne, es herrscht mal wieder Fön, und Pater Gerfried Sitar erwartet seine Gäste in ziviler Kleidung im Klosterhof. Zwölf Benediktiner-Mönche leben im Stift St. Paul im Lavanttal. „Sie können mit uns fromm sein“, sagt Pater Gerfried: „Sie können an unseren Gebeten teilnehmen, die Begegnung mit Gott suchen, aber sie müssen es nicht. Sie können sich auch einfach nur erholen und bewusst vom Alltag Abstand nehmen.“

Neun Klöster und Exerzitienhäuser gibt es in Kärnten, dem südlichsten Bundesland Österreichs, die „Kloster auf Zeit“ und „Einkehrtage“ anbieten. Jedes Haus widmet sich bestimmten Schwerpunkten und setzt dadurch auf unterschiedliche Zielgruppen. „Das Kloster St. Paul ist ein anerkanntes Bildungs- und Kulturzentrum“, berichtet Pater Gerfried. Die stiftliche Kunstsammlung umfasst Werke von Rubens, Rembrandt, Dürer, van Dyck, Tiepolo, Da Vinci und Kremser Schmidt. Sie ist ein Dorado ostasiatischer Kunstgegenstände. Die Büchersammlung dokumentiert mit 100.000 Bänden die Schreibkunst vom frühen vierten bis zum ausklingenden 18. Jahrhundert. Das Stift St. Paul bietet nicht nur der Seele etwas, sondern auch dem Leib. Wer gehobene Gastlichkeit schätzt, findet sie im klostereigenen Café-Restaurant „Atrium“ und lässt den Abend mit einem edlen Tropfen aus klösterlicher Erzeugung ausklingen.

Urlaub auf dem Bauernhof vermittelt das Kloster Wernberg östlich von Villach. Die 64 Missionsschwestern vom Kostbaren Blut sind Selbstversorger. Sie bewirtschaften fast 180 Hektar Wald, Ackerfläche und Weideland. Rinder, Schweine, Hühner, Kaninchen und Bienenvölker stehen unter der Obhut der Schwestern. “Wer ein Obdach für die Seele sucht, benötigt keine Fünf-Sterne-Luxus-Suite“, sagt Schwester Monika Maria: „Ein Atemholen der Seele ermöglicht die für ein Kloster charakteristische Stille.“ Bei Schwester Hedwig kann man alles über Kräuter und daraus zusammengestellte Teemischungen erfahren. Wer altes Handwerk bewundern möchte, der kann in der Paramenten-Stickerei den Schwestern Michaeli und Edeltraut über die Schulter schauen, wie sie Ministranten- und Taufkleider anfertigen. In der Hostien-Bäckerei darf man auch mal eine Oblate frisch aus dem Ofen probieren.

Heute geht es ein Stück entlang des Pilgerwegs der heiligen Hemma, der Landesmutter Kärntens. Das Ziel ist Gurk. Dort stiftete die heilige Hemma 1043 eine Marienkirche und ein Benediktinerinnen-Kloster. Seit 1932 wirkt im Gurker Dom die Ordensgemeinschaft der Salvatorianer. „Das Pilgern lehrt uns, durchzuhalten, Vertrautes loszulassen, Mut zu fassen, neue Ufer anzusteuern“, so Andrea Enzinger vom Diözesanen Pilgerbüro Klagenfurt. Die Glocken des Gurker Doms läuten, als die Pilger ihr Endziel erreicht haben. Pater Leo Thenner segnet die Ankommenden und verteilt Früchtetee, Äpfel und Brot, bevor er die Gruppe durch den romanischen Dom und in die mit 100 Marmorsäulen ausgestattete Krypta zum Grab der heiligen Hemma führt.

Ein Bildungshaus und Seminarhotel ist das Stift St. Georgen am Längsee. Das über 1.000 Jahre alte ehemalige Benediktinerinnenstift ist die älteste noch bewohnte Klosteranlage Kärntens. Der erste Eindruck lässt das Gefühl aufkommen, in einem normalen Drei-Sterne-Plus-Hotel hinter Klostermauern zu sein, wären da nicht die beiden Kreuzschwestern Isabella und Bernadette. Sie gehören zum Orden der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz, der 1844 gegründeten Franziskanischen Gemeinschaft. „Wir leben seit fast 45 Jahren im Stift“, erzählt Schwester Bernadette. Zu ihren morgendlichen Gebeten in der kleinen Hauskapelle  sind Gäste herzlich willkommen. „In elf Tagungsräumen wird ein vielseitiges Programm in den Bereichen Schöpfungsverantwortung und ökosoziales Wirtschaften angeboten“, berichtet Hoteldirektor Mario Bergmoser: „Über 1.100 Veranstaltungen finden pro Jahr hinter unseren dicken Mauern statt.“ Darüber hinaus bieten die Stiftsgärten ausreichend Entspannung für den Urlaub zur „Destination-Ich“: einen kleinen Pilgerweg, das St. Georgener Lavendel-Labyrinth, eine Kräuterspirale, einen Arzneigarten und einen Naturspielplatz. Direkt vom Kloster führen Wanderwege durch Wald und Wiesen, die auch für Nordic-Walking-Anhänger nutzbar sind. Entlang des Längsees gibt es ausreichend Bademöglichkeiten.

Der letzte Morgen. Ein Blick aus dem Fenster: „dicke Suppe“. Keine zehn Meter Sicht. Auch wenn Sean Connery nicht auftauchen wird, die Kulisse stimmt.

Informationen

Anreise:
per Flugzeug nach Klagenfurt:
von Berlin, Hamburg, Hannover mit Air Berlin
von Köln-Bon mit Air Berlin oder German Wings
von Frankfurt-Hahn mit Ryan Air
von München mit Lufthansa
www.airberlin.com
www.germanwings.com
www.ryanair.com/de
www.lufthansa.com

Klöster:

Benediktinerstift St. Paul/Lavanttal
Tel. 0043-4357-2019-16
www.stift-stpaul.at

Kloster Wernberg/Wernberg
Tel. 0043-4252-2216
www.klosterwernberg.at

Gästehaus St. Hemma/Gurk
Tel. 0043-4266-8236-14
www.dom-zu-gurk.at

Stift St. Georgen am Längsee
Tel. 0043-4213-2046
www.stift-stgeorgen.at

Pilgern in Kärnten:
Diözesanes Pilgerbüro
Tarviserstr. 30
A-9020 Klagenfurt
Tel. 0043-676-8772-1996
www.pilgerninkaernten.at

Informationen über Kärnten und weitere Angebote zum Thema „Urlaub im Kloster“:
Kärnten Werbung
Casinoplatz 1
A-9220 Velden
Tel. 0043-4274-52100-0
www.kaernten.at
www.kultur.kaernten.at

Vorheriger ArtikelInsiderblick in die Geschichte des britischen Hooliganismus
Nächster ArtikelHessen vorn – Wirtschaftsminister Dieter Posch und die Wirtschaftsdezernenten Markus Frank und Detlev Bendel stellen auf der ITB in Berlin das Bundesland Hessen als Reiseland vor