Und nun noch mal zum Lobspruch über Haas. Da zitieren wir uns einfach selber: In der Tat ist dieser Kriminalroman einer aus aneinandergereihten Lebensfragen, die oft mehr Antworten geben, als wir überhaupt Fragen hatten, was dazu führt, daß man noch mal von vorne liest und immer tiefer, wenn schon nicht in die Jauchegrube des Schufts, so doch in die Gehirngänge des Brenner gerät, der mehr noch als ein von den Toten wiederauferstandener Detektiv ein Alltagsphilosoph ist, der sich keiner speziellen Lehre verpflichtet glaubt, wenngleich er von sich denkt, er sei ein Hedonist, und doch die Sadomasomasche für sich persönlich durchzieht, immer wieder in das tritt, was doch eigentlich in der Senkgrube liegen sollte und dort auch besser aufgehoben wäre, als unter seinen Schuhen. Dabei befindet sich in der Grube noch so manches und nachdem man beim Lesen denkt, daß die verwirrenden Verhältnisse nie aufzuklären sind, hat, ohne daß wir’s merkten, der Brenner schon eins und eins zusammengezählt und alle Trümpfe in der Hand. Ja, beim lieben Gott!
Wir wollen ja immer zu den Neuen etwas sagen, denn die Kommentare zu den letztmonatlichen Plazierungen finden Sie in unseren Oktober- oder Septemberartikeln. Und da sieht es duster aus. Linus Reichlin – neu auf Platz 4 – hat mit „Assistent der Sterne“, erschienen bei Galiani Berlin unser Ohr und Auge noch nicht erreicht, weshalb wir Sie mit den Angaben in der Liste vertrösten müssen. Malla Nunn liegt mit „Ein schöner Ort zum Sterben“, erschienen im Verlag Rütten&Loening, auf Platz 7 der neuen KrimiBestenliste. Das hat der Aufbau Verlag, zu dem auch dieser ehemalige DDR-Verlag aus alter Tradition gehört, wohl schon geahnt, denn sie haben unter dem Motto „Weil Lesen ein Abenteuer ist“, diesem Titel die Umschlagseite gewidmet und eine Anzeigenkampagne gestartet. So häufig passiert das nämlich nicht, daß die eigene Familiengeschichte aus den Fünfzigern Grundlage von Ermittlungen in einem Roman werden. Hintergrund ist die Rassentrennung, die in Südafrika und Mosambik mit den neuen Apartheidsgesetzen strikt durchgezogen werden, ohne Rücksicht auf persönliche Gefühle und Familienzusammenhänge, die bisher trotz schwieriger gesellschaftlicher Lage existieren konnten. Detektiv Cooper ist ein lupenreiner Engländer aus Johannisburg, der sich allein auf weiter Flur um den Tod des erschossenen Captain Pretorius, einen Buren, kümmert, sieht sich auf einmal in einem undurchdringlichen Strudel von Geheimnissen und Gewalt und einer anderen Grenzziehung im Dorf, als es Schwarz und Weiß glauben machen möchten. Was das Buch über die Spannung hinaus anrührend und lesbar macht, ist dem Lokalkolorit der Erzählerin geschuldet, die so tief von Innen von Afrika berichtet, daß man glaubt dabei gewesen zu sein und die Gerüche und den Geschmack noch auf der Zunge fühlt.
Entschuldigung beim schwedischen Erfolgsautor Hí¥kan Nesser. Aber wir haben seinen neuesten Thriller: „Das zweite Leben des Herrn Roos“, herausgekommen bei btb, noch nicht goutiert. Wird nachgeholt. Viel Spaß beim Studieren, Auswählen, Kaufen und Lesen.
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* im September 2009
Die „Bestenliste“ wird im Hörfunk immer am letzten Wochenende des Monats: Samstag 8.05 – 9.00 Uhr; Sonntag 15.05 – 16.00 Uhr in der „Literaturzeit“ des NordwestRadio vorgestellt. Das Beste vom Besten: Immerhin erscheinen übers Jahr verteilt über 800 Kriminalromane auf Deutsch. An jedem letzten Samstag im Monat geben 19 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Sie halten nach dem literarisch interessanten, thematisch ausgefallenen, besonderen Kriminalroman Ausschau. Die besten Zehn werden mit Bibliographie und Kurzbeschreibung hier veröffentlicht.
Die Jury setzt sich zusammen aus:
Tobias Gohlis, Hamburg, Kolumnist DIE ZEIT, Moderator und Jury-Sprecher der KrimiWelt Volker
Albers, Hamburg, Hamburger Abendblatt, Herausgeber „Schwarze Hefte“
Andreas Ammer, Berg, „Druckfrisch“, Dlf, BR
Sven Boedecker, Zürich, Sonntagszeitung
Kathrin Fischer, Frankfurt/Main, Hessischer Rundfunk
Fritz Göttler, München, Süddeutsche Zeitung
Michaela Grom, Heidelberg, SWR
Lore Kleinert, Bremen, Radio Bremen
Thomas Klingenmaier, Stuttgart, Stuttgarter Zeitung
Ekkehard Knörer, Berlin, Perlentaucher, Crime Corner
Kolja Mensing, Berlin, Tagesspiegel
Ulrich Noller, Köln, Deutsche Welle, WDR
Jan Christian Schmidt, Berlin, Kaliber 38
Jochen Schmidt, Düsseldorf, elder critic
Margarete v. Schwarzkopf, Köln, NDR
Ingeborg Sperl, Wien, Der Standard
Sylvia Staude, Frankfurt/M., Frankfurter Rundschau
Hendrik Werner, Bremen, DIE WELT
Thomas Wörtche, Berlin, Kolumnist Freitag, Plärrer
Alle weiteren plazierten Krimis entnehmen Sie bitte den Krimi-Besprechungen in den vormonatlichen Artikeln, die Sie unter Kultur.Bücher oder unter dem Autorennamen im Archiv finden. Dreimal darf ein Buch einen Platz bekommen, dann scheidet es aus und hat nur noch die Chance, in der Jahresbestenliste wieder aufzutauchen, die diesmal Ende Januar herauskommt.