Geboren auf jeden Fall wurde er im Januar 1975 in Gelsenkirchen, wobei den Kennern natürlich einfallen muß, „Das gibt es nur bei uns in Gelsenkirchen“ vom Altmeister Georg Kreisler. Dem übrigens würde dieses neuen Album von Gaebel gut gefallen, da sind wir uns sicher, denn dieses Album hat den Schwung und die leichte, ganz leichte Ironie über die Flottheiten, die über die Lippen kommen, sich selbst zu amüsieren. Das nämlich führt dann dazu, daß auch Schmachtfetzen wie Jingle Bells oder White Christmas auf den süßlichen Ton verzichten können, zumindest, wenn man sie so arrangiert und singt, wie es Tom Gaebel tut.
Natürlich nicht alleine. Aber es gehört zu den Ungerechtigkeiten des Lebens, daß auch hier nur auf seine Musiker verwiesen wird, mit denen er seit 2004 als Bigband auf Tournee und für Aufnahmen zusammenarbeitet. Denn wir müssen jetzt noch mehr über die insgesamt 13 Stücke von „Easy Christmas“ weitertragen. Aber zuerst auf die klassische Ausbildung des Unterhalters eingehen. Erst war es die Geige, die er lernte, aber dann kam im Eigenstudium Posaune und Schlagzeug hinzu. Trotzdem machte er ganz ordentlich Abitur und studierte in Hilversum Musik. Daß sein Hauptfach Jazzsang war, das hört man und gibt tatsächlich allen Liedern diesen swingenden Rhythmus, der für Tom Gaebel zum Markenzeichen wurde und immer noch wird.
Nach den Klassikern aus der amerikanischen Welt wagt er sich mit „Wintersong“ (Nr. 8) auch an teilweise eigene Texte, vor allem eine eigene Komposition und wiederholt dies in derselben Besetzung mit Mittexterin Jemma Endersby im zehnten Song „Let it snow“. Hört man die Platte das erste Mal, erscheinen alle Stücke schon durch das gleiche Arrangement wie aus einem Guß, musikalisch und inhaltlich auch. Erst, wenn man dann die einzelnen Aufnahmen noch einmal auf die Komposition hin durchhört, werden eigene Töne hörbar. Das ist eine gute Idee, sich nicht nur auf Fertigware zu verlassen, die – wie gesagt – stimmungsvoll und doch nicht pathetisch rüber kommen, sondern auch einen eigenen Ausdruck hinzuzufügen.
Es gibt also nichts auszusetzen an „Easy Christmas“, sondern eher deutlich festzustellen, daß man das sonstige Gedudel zu Weihnachten hier vergessen darf. Und dennoch bleibt eine Frage: Warum müssen alle, aber auch alle Lieder auf Englisch gebracht werden? Will das der Markt? Das können wir uns nicht vorstellen. Und diese jazzangehauchte Vortragsweise und das rhythmisch interessante Arrangement sind doch nicht auf die amerikanische Sprache beschränkt. Spricht etwas dagegen, daß mit deutschsprachigen Stücken in der gleichen Art zu versuchen?
Und während wir noch darüber nachdachten, empfanden wir auf einmal bei den beiden letzten Stücken, „It’s the most wonderful time of the year“ und „Have yourself a merry little christmas“ stark, daß hier die amerikanische Art des Liedersingens stark durchschlägt. Jeder, der weiß, wie nach Feierabend in Washington oder sonstwo, die Angestellten in die anliegenden Bars strömen und gemeinsam singen, weiß wovon hier gesprochen wird und jeder der solche Alben von berühmten Namen wie Ella Fitzerald, aber auch klassischen Sängerinnen wie Kiri Te Kanawa u.s. kennt, nickt dazu.
Tom Gaebel, Easy Christmas, Telemedia Music GmbH