Neuer Rasen, altes Pech – Union Berlin trotzt mit neun Mann Arminia Bielefeld ein 2:2 ab

Rasenschrubben an der Alten Försterei

An diesem sonnigen Nachmittag waren 15 789 zahlende Zuschauer in das Stadion gekommen. Sie sahen einen frisch verlegten sattgrünen Rasen, der kurz vor Spielbeginn noch von einigen Platzarbeitern mit Wasser und Bürsten geschrubbt wurde. Das ist ja nicht unbedingt üblich auf einem Spielfeld, aber aus welchen Gründen auch immer war der 16-Meter-Strafraum um das Tor um drei Meter zu gering markiert worden. Nun mussten die falschen Linien entfernt und neue gezogen werden.

Ob nun die plötzlichen Linienänderungen oder einfach der ungewohnte Anblick eines echten Rasenplatzes die rot gewandeten Platzherren irritierte, jedenfalls schienen sie in den ersten Spielminuten derart unorientiert, dass die Kicker des weit abgeschlagenen Tabellenletzten durch die Unioner spazierten als seien sie auf dem Rasen vergessene Wassereimer. So freute sich dann auch in der vierten Minute der einstige Herthaner Christian Müller, dass er nun in Diensten der Ostwestfalen seinen ehemaligen Stadtkonkurrenten ungestört den Ball ins Netz semmeln konnte. Zehn Minuten später revanchierte sich auf der anderen Seite zwar Halil Savran und glich für Union aus, aber nur wenig später verwerte Josip Tadic einen durch den ganzen Strafraum segelnden Freistoß zur erneuten Führung für die Arminia.

Was zwei Minuten danach passierte, sollte den gesamten weitern Spielverlauf bestimmen. An der Seitenauslinie vor der Bank der Gäste traf Unions Dominic Peitz im Kampf um den Ball den nahe daneben stehenden Bielefelder Co-Trainer Abder Ramdane am Schienbein. Der warf daraufhin den Ball wütend in den Rücken des Spielers. Unions Kapitän Torsten Mattuschka wollte sich daraufhin den Ball von Ramdane holen und schubste ihn leicht am Rücken. Daraufhin ging der Mattuschka an den Hals. Im Nu entwickelte sich eine sogenannten Rudelbildung. Letztlich schickte Schiedsrichter Sascha Thielert Ramdane auf die Tribüne und zückte für Mattuschka die Rote Karte. Mattuschka : „Ich habe den Schiedsrichter gefragt, warum er Rot zieht. Er meinte, der Assistent habe ihm gesagt, ich hätte den Betreuer gewürgt. Als ich daraufhin den Linienrichter fragte, sagte der, ich hätte den Bielefelder mehrfach geschubst. Auch das stimmt nicht. Es ist bitter, dass ein Linienrichter soviel Einfluss auf das Spiel nimmt“, beklagte sich Mattuschka.

 Nun zog nicht nur auf dem Spielfeld Hektik ein, auch von den Rängen klang es entsprechend zurück. Jede Ballberührung eines Bielefelders wurde mit Pfiffen begleitet. Die Unioner kämpften nun mit doppeltem Einsatz um den Ausgleich. Nach einem Freistoß von Christoph Menz zappelte der Ball auch im Bielefelder Netz. Das Tor wurde indes von Thielert annuliert, weil ein Unioner im Abseits stehende Torhüter Dennis Eilhoff irritiert hätte.

In der 58. Minute dann war es aber doch soweit. John Jairo Mosquera nahm einen herrlichen Pass von Ede auf, umkurvte den herausstürzenden Eilhoff und schob den Ball ins leere Tor. Nun bekam Union noch mehr Oberwasser. Erst hatte Mosquera Pech als er im Strafraum allein vor Bielefelds Torwart auftauchte und zu Fall kam. Nicht klar war, ob Arminias Verteidiger Markus Schuler mit einer Fußspitze an diesem Fall beteiligt war. Auf jeden Fall aber säbelte in der 67. Minute Markus Bollmann den durchgebrochenen Savran mit einer Notbremse als letzter Mann um. Es gab nur Gelb. Nun flogen Bierbecher auf den neuen Rasen, der Schiedsrichter wurde Schieber und Hoyzer (nach dem wegen verschobener Spiele verurteilten Referee) genannt. Auch ein schwerer Ellenbogencheck gegen Peitz wurde von Thielert nicht geahndet. Dafür sah Mosquera wegen einer Lappalie Gelb um wenig später nach einem unbeabsichtigten Wischer im beim Kopfball an Schulers Kopf mit einer Gelbroten Karte vom Spielfeld verwiesen wurde.

Die Ränge an der Alten Försterei schienen zu explodieren. Trotzdem hatten die Eisernen mit zwei Spielern weniger sogar noch die Siegchance. Björn Brunnemann hatte sich wunderbar am linken Flügel durchgesetzt, verzog aber allein vor Eilhoff den Ball weit am Tor vorbei.

„Union hätte auch mit vier Mann weniger auf dem Feld heute nicht verloren“, behauptete nach dem Spiel Bielefelds Vorstandsvize Wilfried Lüttkenmeier. „Die haben uns gezeigt, wie man kämpft.“ Dieses Lob bringt Union zwar nicht die nötigen Punkte im Kampf um den Klassenerhalt, aber zumindest hat sich die Tabellensituation kaum geändert, weil alle nachfolgenden Mannschaften Punktverluste zu verbuchen hatten. Allerdings wird Union beim nächsten Auswärtsspiel in Oberhausen auf Mattuschka und Mosquera verzicheten müssen. Auch Patrick Kohlmann, der seine fünfte Gelbe Karte sah, muss aussetzen. Ob Schiedsrichter Sascha Thiele für seine wiederholt umstrittene Leistung büßen muss, ist ungewiss. Der DFB scheint über seine Pfeifenmänner so etwas wie Artenschutz verhängt zu haben.

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