Es beginnt Rainer Gefeller, neuer Chefredakteur der FNP, damit, daß der immer schon lädierte Ruf Frankfurts erneut durch die Krise und ihre mediale Wirkung gelitten habe. Meldungen über die Schweinegrippe z.B. werden im Fernsehen sofort mit dem Frankfurter Flughafen gezeigt, beim Stichwort „Finanzkrise“ werden die Frankfurter Bankentürme gebracht und noch schlimmer sei, daß sich der Frankfurter nicht zu seiner Stadt bekenne, sondern nur zu seinem Kiez, womit er die Stadtteile meinte, die in Frankfurt am Main keiner so nennt, dafür sagt man hier Wasserhäuschen, wofür anderswo Kiosk benutzt wird. Aber darum ging es hier nicht. Matthias Arning ist seit drei Jahren Regionalchef der FR und sieht sein Berufsethos darin, das Frankfurter Leben authentischer abzubilden. Er lebt gerne hier, spricht enthusiastisch über das angenehme Leben in Frankfurt und vermittelt an Beispielen, daß er dem Kollegen von der FNP vehement widerspricht. Wir würden dem zustimmen. Vor allem seine Beispiele, wie er sich mit dem Fahrrad die Stadt zu eigen macht, aber auch die Wahrnehmung, daß die Leute sehr gerne hier leben, aber das nicht dauernd im Munde führen.
Probleme sieht Arning woanders. Nirgends gibt es solche Zeitungskonkurrenz wie hier. Er spricht über das tolle neue Zeitungshaus in Sachsenhausen, aber auch über die Unverständlichkeit, das alte gebogene Rundschauhaus am Eschenheimer Tor abgerissen und nicht unter Denkmalschutze gestellt zu haben. Er führt die politische Diskussion zum Abriß des Technischen Rathauses und einer rekonstruierten Altstadt als politischen kommunalen Blödsinn an. Auch hier würden wir ihm zustimmen. Matthias Alexander von der FAZ findet es schwer, Arning noch zu toppen. Er selbst lebt seit 11 Jahren hier, fühlt sich wohl und hält die Mund zu Mund Propaganda für das Wichtigste, um der Stadt Frankfurt gerecht zu werden.
Seine Auffassung zum Zeitungsmachen sieht er nicht in Lobhudeleien der Stadt gegenüber, sondern in einer kritischen Berichterstattung und verweist auf andere Beispiele, wo Zeitungen der verlängerte Arm der Standorte und deren Werbeträger sind.
Die Stichworte regional und überregional, werden von Thomas Feda nachgefragt. Denn die ganzen, auf vielen Seiten in den drei Blättern ausgebreiteten Wichtigkeiten von und über Frankfurt bleiben in Frankfurt. Das bedeutet, daß die eigenständigen Frankfurtredaktionen eine Beilage in ihren jeweiligen Zeitungen haben, die nur den hiesigen Abonnenten zukommt, während die Süddeutsche Zeitung (SZ) z.B. die Nachrichten über München in allen Ausgaben hatte. Alle drei Regionalchefs sprachen sich für die Beibehaltung der nur in und um Frankfurt herum ausgelieferten Frankfurtteile. Etwas anderes sei zu teuer. Dies sei auch eine Frage des Redaktionsschlusses. Denn die Deutschlandausgaben müßten sehr viel früher abgeschlossen werden, während man in die Frankfurtausgaben sogar noch Abendveranstaltungen hineinbekomme. Thomas Feda bohrte weiter. Eine nationale Angelegenheit wie das Internationale Turnfest sei in der Frankfurter Neuen Presse auf der Titelseite gewürdigt worden, aber in der Rundschau und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nur auf der ersten Seite des Regionalteils erschienen, so daß die überregionalen Leser dieser Zeitungen davon nichts erfahren hatten, denn eine kleine Berichterstattung im Sportteil sei keine ausreichende Würdigung dieses großen Festes.
Thomas Feda erklärte, weshalb ihm das so wichtig sei – der Mann hat recht! – und betonte, daß man die Bürger und auch die potentiellen Gäste nur über die positive Berichterstattung in Zeitungen erreiche, nicht über Anzeigen oder gar Plakate. Das war ja auch ein Ergebnis der im vorherigen Bericht referierten Tourismusstudie. So ganz wurde nicht klar, ob Thomas Feda von den Lokalredaktionen tatsächlich eine positive, d.h. geschönte Berichterstattung erwartete. Alle drei Chefredakteure legten auf jeden Fall wert auf ihre journalistische Funktion des Sachwalters der Öffentlichkeit. Frankfurt zu mögen und gerne hier zu leben sei t kein Widerspruch zu einer kritischen Berichterstattung, meinte Gefeller. Denn man müsse unterscheiden zwischen der Stadt und ihren Funktionsträgern, die kaum Kritik vertragen. Gefeller sieht auch den Frankfurter als jemanden, der genauso kritisch das Geschehen verfolge und ablehnen würde, wenn die Zeitungen sich anders verhielten und Lobeshymnen veranstalteten.Alexander betonte, der gemeine Frankfurter sei sozusagen geschichtssüchtig. Denn alle Veranstaltungen, die Geschichte zum Inhalt haben, sind überfüllt und es sei auffällig, wie man sich mit Geschichte in dieser Stadt eine Identität aufbaue, worin er richtig lag. Wir aber fanden andere Dinge noch auffälliger. Nämlich die Tatsache, daß die städtische Tourismusgesellschaft ausgerechnet bei den Lokalredaktionen Frankfurter Zeitungen nach dem Medienstandort Frankfurt als Imageträger für die Stadt nachfragt. Denn es stand kein Fragezeichen hinter dem Podiumstitel. Der richtige Adressat wären die Chefredakteure der Blätter außerhalb von Frankfurt gewesen. Die hätten zum Medienstandort Frankfurt und der Imagetragerei sicher Nachdenkenswertes beigetragen. So blieb das ein durch die munteren Reden der Herren amüsanter Nachmittag.
Wir fanden noch etwas auffällig, nämlich, daß die sechs Nachmittagsreferenten allesamt männlich waren, dagegen das nette Hilfspersonal weiblich. Aber nicht dazu hat unser Mitarbeiter Sebastian Zeh, der den ganzen Tag verfolgte, den Leiter des 2. Tourismustages 2009, Thomas Feda befragt, sondern zu Folgendem:
1. Herr Feda, was hat Ihnen der Tag Neues gebracht?
„Der Frankfurter Tourismustag wurde heuer aufgrund der positiven Resonanz im letzten Jahr zum zweiten Male veranstaltet. Hintergrund ist der Gedanke, eine Informations- und Kommunikationsplattform für lokale und regionale touristischen Partner und Leistungsträger in Frankfurt am Main zu schaffen. Im Mittelpunkt des Frankfurter Tourismustages stehen Analysen, Informationen, Perspektiven und Gespräche zum Thema Tourismus in Frankfurt, aber auch zur allgemeinen Entwicklung in Deutschland.
Daß der Tourismusstandort Frankfurt ganz unterschiedliche Facetten hat, zeigt ja auch die Bandbreite der Vorträge – da hat jeder Vortrag für mich einen neuen Impuls gegeben, und ich gehe davon aus, daß auch die Teilnehmer mit dem ein oder anderen Impuls nach Hause gehen. Dies ist ja auch der Sinn unserer Veranstaltung. Neu waren für mich insbesondere die Ergebnisse des Qualitätsmonitors, den wir letztes Jahr beim dwif (Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr in München) in Auftrag gegeben hatten, und der jetzt vorgestellt wurde. Daß die Mehrheit der Frankfurter Gäste z.B. Erstbesucher sind, war neu, oder auch, daß das Thema Shopping kaum eine Rolle spielt bei den Gästen, dafür aber Veranstaltungen um so mehr.
2. Was davon werden Sie in Ihr Konzept übernehmen?
„Die Ergebnisse des Qualitätsmonitors bestätigen unsere Marketingaktivitäten und -schwerpunkte. Wir versuchen mit spektakulären Veranstaltungen, wie z.B. zuletzt beim Turnfest, möglichst viele Besucher nach Frankfurt zu holen. Der Vortrag von Herrn Kemper hat gezeigt, daß auch große Sportereignisse viele Gäste nach Frankfurt locken. Wenn die Besucher dann einmal hier sind, ist das touristische Angebot, das wir in Frankfurt haben, überzeugend genug. Schon jetzt sind gewaltige Umbaumaßnahmen in der Frankfurter Innenstadt im Gange. Wenn dann 2010 die Zeil fertig ist, werden wir auch das Thema Shopping nochmal hochfahren: den niedrigen Prozentsatz, der wegen Shopping nach Frankfurt kommt, den wollen wir natürlich steigern!“
Internet: www.frankfurt-tourismus.de