Mit Lust und Laune literarisch-lukullisch durch Lukanien oder Strangolapetri und Erwürgter Pfaffe? – Zum Buch „A’ Muntagnola, Die Basilicata und ihre Küche“

Essen im Restaurant Trattoria à Muntagnola in Berlin.
Grandios. Antipasti im Restaurant Trattoria à Muntagnola in Berlin. Im Bild: Tagliere Lucano. Verschiedene Wurst- und Käsespezialitäten aus der Basilikata. © 2017, Foto: Fritz Hermann Köser

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Lukanien – wo liegt denn diese Landschaft? Zwischen Sporn und Stiefel, oder da Look und Leder hier kein Thema ist eher zwischen Apulien und Kalabrien in Süditalien. Wobei: Jenes antike Lucania deckt sich nicht mit dem Gebiet der heutigen Region Basilicata, die unter Mussolini erneut Lucania hieß. Matera ist (mit Potenza) eine der Provinzhauptstädte – und eine der beiden Kulturhauptstädte von Europa 2019. 1935 hausten Mensch und Tier in den Höhlen, den „Sassi“ zusammen, wie Carlo Levi eindringlich schilderte. Wir sind keine Christen, sagten sie, „Christus kam nur bis Eboli“. Heute ist der Ort UNESCO-Weltkulturerbe, die Felsen sehenswert; einst der Schandfleck, soll es zum Schmuckstück werden. Somit höchste Zeit, sich mit der regionalen Küche anzufreunden, die bekanntlich zur Kultur zählt. Zumindest in Italien.

Wie der Kultur im Ganzen kann Küche und Keller im Besonderen ein Botschafter gut munden. Für Lukanien, für die Basilicata ist es in Berlin eine Familie, natürlich mit Mamma als Oberhaupt. Angela Matarrese, „la Muntagnola“, im Dialekt „die Frau aus den Bergen“. Aus den heimischen Gefilden brachte sie das überlieferte Wissen für Genüsse und Gerichte welche ihre in der Ferne angesiedelten Söhne den Gästen auftischen, wirkt und werkelte selbst tatkräftig am Herd. A’ Muntagnola nennt sich ihr zu Ehren das Restaurant, die Trattoria von ihrem Pino (Bianco), und das Buch über „Die Basilicata und ihre Küche“ – noch immer „Eine Entdeckungsreise“. Kenntnisreich die Schilderung der meist italienischen Autoren, mit einem Panorama als Überblick und vielfältigen Ausflügen zum Beispiel nach Aliano, Levi’s „Gagliano“.

Ein Werk mit literarischen Bezügen, und fundiert lukullisch mit Rezepten auf rund 77 Seiten. Wie wär’s mit Strangolapetri oder Erwürgter Pfaffe? Dem gefräßigen Klerikalen gefielen die Bällchen der von ihm beraubten Bauersfrau bestens bis sie ihm ganz heiß im Halse stecken blieben sagt die Sage. Pikant-fruchtig mit Spinat, Rosinen und Pinienkernen werden selbige gern bei Pino serviert. Von Pane cotto, der lukanischen Brotsuppe, über Mollica hin zu spezieller Pasta wie Foglie, zu Lagane e Ceci von den Briganten, zu Braciole reichen die Umarmungen der lukanischen Küche: lesen mit Lust und Laune in dem Buch nach einer Idee von Pino Bianco.

Bibliographische Angaben

A’ Muntagnola, Die Basilicata und ihre Küche: Eine Entdeckungsreise, Text von Sigrid Fontana, Rezepte von Angela Matarrese, Beiträge von Carmen Lasorella, Filippo Mele, Christoph Klimke, 176 Seiten, zahlreiche meist s/w Fotos, Alphabetisches Rezeptverzeichnis, Verlag: Transit, Berlin, 2002

Anmerkungen:

Siehe auch die Beiträge La Mamma, Pino und Vino – Ein Abend in der Trattoria a’ Muntagnola von Ole Bolle und die Fotoreportage: Grandiose Gerichte in der Trattoria a‘ Muntagnola von Fritz Hermann Köser.

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