London, VK (Weltexpress). Daß das Mißtrauensvotum gegen Boris Johnson von der Konservativen und Unionistischen Partei gestern kläglich scheiterte, das ist bekannt. 148 Mitglieder stimmten gegen Johnson, der nicht nur Parteichef bleibt, sondern auch Premierminister des VK. Zuvor entzogen ihm mindestens 54 Mitglieder nach und nach das Vertrauen und brachten das Mißtrauensvotum in Gang.
Graham Brady, der Vorsitzende des 1922-Ausschusses, in dem Hinterbänkler für Bambule sorgen, verkündete am späten Abend das Ergebnis der geheimen Abstimmung in der Fraktion. 211 von insgesamt 359 Mitgliedern stellten sich hinter Boris Johnson.
Im Unterhaus in Westminster kommt er damit auf rund 59 Prozent Parteigänger. Das reicht fürs Weitermachen als Partei- und Regierungschef. Daß das Ergebnis so und nicht anders ausfallen würde, das wußten Kenner und Kritiker, denn rund 160 Mitglieder, die auch Tories genannt werden, stehen nämlich in Lohn und Brot der Johnson-Regierung. Sie hätten also gegen sich selbst stimmen müssen.
Das hätten die Aufrührer, die sich zudem nicht auf einen Gegenkandidaten und einen Gegenstandpunkt hatten einigen können, vorher wissen müssen. Widerstand in der Partei und nicht nur Protest hat bei den Tories jedoch Tradition. Doch auch Theresa May überstand ein Mißtrauensvotum. Das war im Dezember 2018. Damals ging es oberflächlich um die Scheiß-EU, dieses Mal um Viren aus Wuhan. John Major und Margaret Thatcher mußten ebenfalls mit Mißtrauensvoten leben. Shit happens!
Doch nicht nur wegen des Überwachens und Strafens, des Totalitarismus im Apartheidstaat VK, rumort es im Volk. Die Migranten- und British-Ulster-Politik scheint viele Wähler der Tories zu erzürnen, nachdem die EU und der Brexit erledigt scheinen. Mehr Wähler denn je scheinen zudem von der Tory-Partei zur Labour-Partei unter Keir Starmer umgeschwenkt zu sein. Doch offensichtlich ist Starmer nicht beliebter als Johnson.
Dennoch droht den Mitgliedern der Konservativen und Unionistischen Partei der Verlust der Mehrheit im Unterhaus, denn viele Wähler scheinen nach einem Dutzend Jahren Tory-Regierungen genug zu haben und würden sogar einen Kerl wie Starmer in Kauf nehmen.
An der allgemeinen Wechselstimmung im VK werden die Mitglieder der Tory-Fraktion, die Johnson das Vertrauen entzogen, wohl auch nichts ändern. Ihnen fehlt zudem eine Alternative in Personen und Positionen.
Nicht die nackte Zahl seiner Gegner ist das Klägliche, sondern deren inhaltliche und personelle Alternativlosigkeit.