Mehr Marco als Marko – Eintracht Frankfurt entfernt sich mit 4:1 gegen Mönchengladbach aus der Abstiegszone

Warum sollte die meist unglücklich spielende Eintracht nicht auch einmal Glück haben? Das Glück liegt in der Höhe der Tore, nicht im Sieg, denn der war in einem abwechslungsreich verlaufenden Spiel wahrlich verdient. Nachdem gleich in der 6. Minute eine Führungstreffer der Eintracht – die Chance! – verschossen wurde, wehrte Markus Pröll mit beiden Fäusten in der 9. Minute grandios das sichere Borussentor ab und wiederholte dies in der 15. Minute, wo er den eigentlich sicheren Treffer durch Marin mit dem Fuß zurückgab. Diesen Chancen stand gleichzeitig ein verfahrenes Spiel gegenüber, so als ob Frankfurt und Gladbach einen Wettbewerb im fahrlässigen Abspiel und hilflosen Ballannehmen durchführen wollten. Schauderhaft. Von daher – abgesehen von Alexander Meier, der in der 18. Minute ein Schüßchen riskierte und eine Minute später einen Riesenschuß an die Latte donnerte –, hätte man so zwischen der 15. Minute bis fast zur 40. in Ruhe außerhalb Kaffee trinken können und hätte nichts versäumt.

Dann aber veränderte das 1:0 Kopfballtor durch Alexander Meier nach schöner Ecke durch Markus Steinhöfer in der 40. Minute alles und das Spiel begann erst richtig: zielgerichtet aufs jeweilige Tor mit Tempo, ja auch mit Witz, ein richtig spannendes Spiel mit interessanten Varianten, mal auf der einen Seite, mehr aber auf der anderen, der Eintrachtseite. So als ob keine Pause gewesen sei, setze die Eintracht ihren Schwung fort und prompt fiel in der 47. Minute so ungefähr von der Grenze des Strafraums aus das 2:0 durch Nikos Liberopoulos. Martin Fenin war eine Enttäuschung, denn allzu oft ließ er sich den Ball abnehmen und blieb stehen, wo er mit dem Ball hätte laufen müssen. Aber in der 55. Minute zeigte er für Sekunden seine eigentlich Klasse: eine wunderschöne, wenngleich erfolglose Aktion. Zu dieser Zeit war das Eckenverhältnis 5:0 beim Spielstand 2:0, jeweils für die Eintracht.

Und nun griff der Schiedsrichter ein. Denn irgendwie muß man ihm schon die Rolle des deus ex machina bei diesem Spiel zubilligen, das durch seine, nicht ganz nachvollziehbaren Entscheidungen an Spannung zulegte. In der 65. Minute fiel Marin im Strafraum der Eintracht. Ob es wirklich ein echtes Foul war, bleibt umstritten, auf jeden Fall pfiff der Schiedsrichter Elfmeter, was aber nicht jeder mitbekam und so Tomas Galasek weiterspielte und das 2.1 erzielte. Glaubte er und viele Zuschauer mit ihm. Dann aber trat Michael Bradley den Elfmeter, den Markus Pröll – richtig stehend – ins Feld zurück abwehrte, wo ihn dann die Eintrachtler aus der Gefahrenzone brachten. Also weiterhin ein 2:0. Nicht lange. Denn diese Szene wiederholte sich. Wieder fiel Marin im Strafraum, diesmal war er zu fest gegen Marco Russ gelaufen. Wieder Elfmeter. Diesmal aber machte Filip Daems ein Tor daraus zum 2.1, wobei Pröll eigentlich richtig stand, aber sich nach unten duckte, während der Ball weit über ihm ins Netz ging.

In der 79. Minute dann die erste Ecke für die Borussen beim Stand von 1:7 und gleich in der Minute drauf die nächste Ecke für die Eintracht 8:1. Michael Fink schlug sie und zwar so paßgenau vors Tor, daß Marco Russ nur noch den Kopf brauchte, um den Ball hinein zu bekommen. Er hat sich anschließend selbst darüber gewundert, wie abwehrfrei die Gladbacher ihrer kurzen, aber auch die langen Torpfosten ließen. Davon konnte dann auch Michael Fink profitieren, der in der 88. Minute mit dem Außenrist den Ball in die völlig ungeschütze kurze Ecke schob.

Anschließende zeigten sich die Eintrachtler entspannt. Chef Bruchhagen atmete öffentlich durch und hält den Klassenerhalt mit dem Vorsprung von 9 Punkten vor dem drittletzten Relegationsplatz für ausreichend, Sphinx Trainer Funkel warnt wie immer, man müsse sich genauso weiter anstrengen, um dabeibleiben zu dürfen, die Spieler äußerten sich zufrieden mit ihrer Leistung, wobei insbesondere der fleißige Christoph Spycher, der nach fünf Monaten Verletzungspause, erstmals wieder dabei war, richtig glücklich war. Und Torhüter Pröll? Ja, das ist eine besondere Frankfurter Geschichte. Schließlich sind hierzulande nicht nur fast alle Spieler durch langwierige Verletzungspausen Ausfälle (Amanatidis, wo bleibst Du?). Statistisch völlig unwahrscheinlich, was auch für die Torbesetzung gilt.

Vor über einem Jahr noch war der 29jährige Markus Pröll die Nummer 1 und wirklich sehr gut. Dann war er lange verletzungsbedingt rippenkrank und die vorherige Nummer 1, der altbewährte Oka Nikolov wehrte so routiniert ab, daß er als neue Nummer 1 öffentlich vom Trainer vorgestellt wurde. In der letzten Sekunde des Trainings vor dem Bundesligaspiel verletzte sich nun Nikolov und Pröll, der bei seinen Einsätzen zwischendurch eine unsichere Rolle spielte, erhielt erneut eine Chance, die er in diesem Spiel auch nutzte. Wie es weitergeht, steht in den Sternen, ist sicherlich auch von der Verletzung des Oka Nikolov abhängig. Aber grundsätzlich ist als weiterer Tormann Ralf Fährmann von Schalke 04 ab dem Sommer verpflichtet, so daß es mit Ersatztormann Jan Zimmermann nun vier Torhüter sind.

Und wenn wir unsere Überschrift, die sich auf die Überlegenheit der Eintracht gegenüber den Borussen bezog, noch einmal genau anschauen, hätte sie leicht abgewandelt auch umgekehrt heißen können: mehr Markus als Marco. Denn allein bei der Eintracht gibt es mit Markus Pröll und Markus Steinhöfer gleich zwei Markusse, zusammen mit dem Borussen Marko Marin und dem Eintrachtler Marco Russ also vier der gleichen Namensherkunft, was für den Modenamen zur Geburtszeit unserer Fußballer spricht, die alle auf den seligen Evangelisten Markus zurückgehen.

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