Matchbox für Machos – Vin Diesel macht seinen Namen Ehre in “Fast & Furious”

Benzin im Blut und hohlraumversiegelt in der Birne: Vin Diesel in "Fast & Furious"

Mit einem solchen lässt sich Dominic Toretto (Vin Diesel) ein. Eigentlich müsste der Richter Dominic am Ende von seinen Vergehen freisprechen. “Toretto” klingt schon nach einer Automarke, der Darsteller trägt das Benzin wörtlich im Namen, was blieb dem Menschen anderes übrig, als mit ein paar hundert Sachen durch die Landschaft zu brettern? Nach seinen für die Handlung nicht weiter wichtigen illegalen Aktivitäten im ersten Teil des filmischen Quartetts der “Fast” und “Furious” irgendwie im Titel kombinierenden Filme hat Dominic der motorisierten Fußgängergefährdung abgeschworen. Doch acht Jahre Autoabstinenz nach dem 2001 erschienen Publikumsmagneten waren für den schnellen Wilden genug. Dass seine Freundin Letty ermordet wird, ist für beide ein Glücksfall. Darstellerin Michelle Rodriguez, die in Dramen wie “Girlfight” bewies, dass sie solche platten Effektfilme wie diesen nicht verdient hat, darf gleich zu Beginn sterben. Vin Diesel – dessen echter Name passt einfach besser auf seine Filmfigur als Dominic Toretto – hat Grund zum Rasen. Als verdeckter Ermittler schmuggelt sich sein alter Bekannter Brian O ´Connor (Paul Walker) in dasselbe mexikanische Drogenkartell, welches Letty getötet hat. Die sind nebenbei spezialisiert auf optisch und technisch aufgemotzte Flitzer.

Auf einem riesigen Bildschirm darf Brian sich seine Karre – natürlich rein zu ermittlungstechnischen Zwecken – aussuchen. Da strahlen selbst harte Kerle mit Kinderaugen. Bunte Spielzeugautos! Superschnell! Mit allen Extras! Kein Wunder, dass die knapp bekleideten Mädchen, die um die Vehikel herumspazieren, lieber miteinander knutschen. Die Männer sind vernarrt in ihre Wagen. Verfahren wirkt folglich die Handlung, aber die Zielgruppe des Films wird das wenig interessieren. Der große Bruder hatte als Kind eine ganze Kiste voller Matchboxautos. Zu Krach- und Kawummlauten sausten die über den Kinderzimmerboden, wirbelten sich überschlagend durch die Luft, um unversehrt auf ihren Rädern zu landen. Ähnliche Unterhaltung bietet “Fast & Furious”. In der Fortsetzung “2 Fast 2 Furious” war nur noch Paul Walker dabei. Als das Karossenkino mit “The Fast and the Furious: Tokio Drift” zur Triologie aufgemotzt wurde, stieg auch er aus. War die Handlung von “2 Fast 2 Furious” notdürftig mit dem Vorgänger verknüpft, hatte “Tokio Drift” praktisch nichts mehr damit zu tun. Der Untertitel von “Fast & Furious” erklärt so ziemlich alles: “Neues Modell. Originalteile” Die alte Leier mit den Typen, die zuerst dabei waren, könnte man es auch formulieren. Im Grunde ist der Film die wahre Fortsetzung von “The Fast and the Furious”. Der mittlerweile zum Aktionstar aufgestiegene Vin Diesel und Paul Walker sind dabei und reihenweise Autos.

Irgendwo im männlichen Zuschauer wartet der kleine Junge. Daher war der handlungsarme “The Fast and the Furious” so erfolgreich. Aufgebretterte Autos standen im Mittelpunkt, ab und zu durfte eine heiße Braut mit der Signalfahne winken, ansonsten gab es spektakuläre Rennen. Zu wenig Autos, zu lahme Rennen wurden dementsprechend bei den folgenden Filmen bemängelt. “Fast & Furious” besinnt sich hier auf seine Wurzeln. In aufwendigen Stunts werden die schicken Vehikel zu Schrott gefahren. Geht die Verfolgungsjagd einmal durch alte Minenschächte, glaubt man, vor der Play Station zu sitzen oder in einem Rennfahrtssimulator. So unversehrt wie letztem entsteigen die Helden ihren Wagen. Da kann der Unfall noch so verheerend sein. “Das wird schon wieder. “, garantiert Dominic dem nach einem Zusammenstoß angeknacksten Brian. Sicher, ist ja alles nur ein Spiel. Sicherheitsgurte oder Airbags braucht da keiner. Handlung und Figuren werden in “Fast & Furious” rücksichtslos überfahren. Zuschauer wird Chris Morgans Werk dennoch finden. Jungs bleiben eben Jungs. “Du hast ´s gut.”, sagt der große Bruder, bevor man zur Kritikerarbeit geht. Aber der Film handelt doch nur von Autos, Rennen und scharfen Beifahrerinnen. “Genau. Toll, oder?”

Titel: Fast & Furious: Neues Modell. Originalteile

Genre: Action

Land/Jahr: USA 2009

Kinostart: 2. April 2009

Regie: Justin Lin

Drehbuch: Chris Morgan

Darsteller: Vin Diesel, Paul Walker, Michelle Rodriguez, Jordana Brewster

Verleih: Universal

Laufzeit: 107 Minuten

FSK: ab 12

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