Madeira, der schwimmende Garten Portugals, hat mitten im Atlantik Anker geworfen. Nur knapp vier Flugstunden von Deutschland entfernt hat die Blumeninsel alles, was große Reiseveranstalter wie beispielsweise die TUI so schätzen, um ihren rund 60 000 Gästen einen möglichst vollkommenen Urlaub zu bieten: Sonne, traumhafte Natur, komfortable Hotels, interessante Ausflüge und im Winter den ewigen Frühling. Ganz selten einmal sinkt das Thermometer auf Madeira unter 16 ° C. Lange Zeit lockte dieses milde Klima vor allem den europäischen Hoch- und Finanzadel nach Madeira. Sissi war auf der Insel gewesen und Winston Churchill, die Kaiser Beckenbauer, Karl von Österreich und Napoleon. Der, auf dem Weg ins Exil, durfte die Insel zwar nicht betreten, aber wenigstens einige Flaschen Madeirawein ordern. Jetzt, während des Winterhalbjahres sendet Wettergott Petrus der Insel mit schöner Regelmäßigkeit einen leichten, erfrischenden Regen. Und zwar meistens in der Nacht. Das ist gut für die subtropische Blütenpracht. Wie Farbkleckse leuchten die großen Rhododendren, die Weihnachtssterne, afrikanischen Liebesblumen, die Bougainvilleen, die feuerroten Korallenbäume und die Kappokbäume mit ihren rosa-roten Blütenkelchen.
Funchal ist die Hauptstadt der 741 km ² großen Insel. Wie in einem Amphitheater klettert das Häusermeer die Hänge des Bergkessels bis auf 1200 m hinauf. Steigungen von 20 Prozent sind keine Seltenheit. Da ist Kondition gefragt. Nur gut, dass es viele kleine Restaurants in den Gassen der Altstadt gibt, in denen man gut und preiswert speisen kann. Beispielsweise den Espada, einen Degenfisch. Kein Mensch hat ihn je lebend gesehen. Er wird mit einer Angel, an der bis zu 100 Haken befestigt sind, aus einer Tiefe von rund 1300 bis 1500 Metern ans Tageslicht geholt. Der immer geringer werdende Wasserdruck tötet ihn. Sein grätenloses weißes Fleisch ist eine Delikatesse.
Genau genommen ist Madeira gar keine blumige Insel, sondern die blühende Spitze eines alpinen Hochgebirges, das 4000 Metern tief ins Meer hinabreicht. Einst war das Eiland ein feuriger Vulkan, der ständig Magma spuckte, um an Größe zu gewinnen. Die schroff ins Meer abfallenden Felsen sind der Grund dafür, warum es keine Sandstrände auf Madeira gibt. Wer baden will, muss in die hoteleigenen Pools oder er investiert anderthalb Stunden Zeit, um zur Nachbarinsel Porto Santo zu fahren. Dafür aber kann man auf Madeira nach Herzenslust wandern. Immer die Levadas entlang. Das sind Bewässerungskanäle, die wie ein Spinnennetz das Land überziehen.
Die Hälfte der Inselbevölkerung lebt in Funchal, 120 000. Funchal heißt Fenchel, und Fenchel ist eine moderne Stadt mit alten, aristokratischen Gesichtszügen. Quirlig ist das Leben in der Fenchelstadt. Ein Gewirr von Einbahnstraßen macht die Altstadt zum Labyrinth. Da ist es gut zu wissen, was man will. Also… Das alte Zollhaus mit seinen verschnörkelten Steinmetz-Verzierungen ist sehenswert. Und der botanische Garten. Beeindruckend sind die Azulejos, die blau-weißen Fliesenbilder, auf die man häufig trifft. Schön auch das Rathaus mit der Leda-Statue im Innenhof. Monte, Villenvorort von Funchal, ist für die Korbschlittenfahrten berühmt. Einst normaler Nahverkehr, ist die Abfahrt heute Touristenattraktion. In Hafennähe liegt auch die Talstation der gläsernen Seilbahn, die über Funchal hinweg nach Monte fährt. Ein 3,2 km langer, 15minütiger Panoramablick. Und schließlich die Markthalle. Aber sie muss man riechen. Und schmecken. Das ist allemal sinnlicher, als über sie zu schreiben.