Paris, Frankreich (Weltexpress). In ganz Frankreich gehen Männer und Frauen in den Städten auf die Straßen. Bilder und Berichte belegen, dass es Hunderttausende sein müssen. Unter den Demonstranten sind auch immer wieder welche mit gelben Westen. Die Gelbwesten demonstrieren seit über einem Jahr gegen die Bourgeoisie sowie den Staat des Kapitals in Frankreich, in dem die Reichen immer reicher werden und Armen immer ärmer.
Die 62. Demonstration der Gelbwesten richtet sich vor allem die die Rentenpläne von Emmanuel Macron, dem Annika Joeres in „Zeit“ (11.1.2020) eine „Politik wie zu Margaret Thatchers Zeiten“ attestiert. Joeres notiert: „In Marseille stürmten am Freitag streikende Bahnarbeiter direkt auf die Gleise, Anwältinnen besetzten das Justizministerium, Chemiefacharbeiter blockierten Raffinerien. Drei Viertel aller Bürgerinnen und Bürger wollen, dass Macron die Reform komplett aufgibt, seine Sympathiewerte sind im Keller.“
In Frankreich rufen Millionen: „Macron, démission!“ In der BRD rufen „Merkel muss weg“ nur Zehntausende.
Jooeres berichtet: „Innenpolitisch aber hat Macron alle arbeitgebernahen Versprechen eingelöst, aber nahezu alle umweltpolitischen und sozialen abgesagt. Er hat die Arbeitslosenversicherung beschnitten und für Firmen günstiger gemacht. Er hat die Unternehmenssteuer gesenkt und als erste Amtstat die Vermögenssteuer abgeschafft. Diese Idee ist, so berichten es die Investigativjournalisten von ‚Mediapart‘, offenbar nach einem nächtlichen Treffen mit den Chefs der größten Börsenkonzerne Frankreichs entstanden. Aus seiner Nähe zum Kapital und zur ’startup-Nation‘, die er gerne hätte, macht Macron kein Geheimnis. Er fordert junge Menschen auf, ‚Milliardäre werden zu wollen‘ und sagte bei einem Treffen von Unternehmensgründern, es gebe ‚Menschen, die Erfolg haben, und Menschen, die nichts sind‘.“
In der Tat ist Macron ein Mann des Monetarismus. Dass auch in Frankreich der Staat der des Kapitals ist, das müssen Franzosen nicht über den Umweg des Studieren begreifen, diese Erfahrungen machen sie täglich. Und weil darunter auch Massen aus den mittleren Schichten und nicht nur Unterschichten sind, wird der Klassenkampf auf breiter Basis und mit mehr Bewußtsein geführt. So einfach ist das.
Die Arroganz von Herrschaften der französischen Bourgeoisie, die wie Macron Millionen erklären, sie sollten Milliardäre werden, verstehen in Frankreich weit mehr Menschen als in der BRD.
In Frankreich wird nicht nur protestiert, sondern auch gestreikt. Die Pariser Oper sagte am Samstag wegen des Streiks wieder eine Vorstellung ab. Lohnarbeiter der Oper protestieren und streiken seit Woche, so dass immer wieder Veranstaltungen ausfallen. Der Besuch von Oper oder Eiffelturm dürfte schwer fallen, denn Mitarbeiter der Metro beziehungsweise der Pariser Verkehrsbetriebe streiken. In ganz Frankreich streiken Lohnarbeiter der Bahn bereits den 39. Tag in Folge. Nicht alle, aber viele Züge fallen aus.
Bereits am vergangenen Donnerstag sollen nach Angaben der Gewerkschaft CGT 1,7 Millionen Demonstranten in Frankreich auf der Straße statt am Arbeitsplatz gewesen sein. Das Innenministerium teilte die Zahl 452.000 mit.