Lust auf mehr – Das Junge Sinfonieorchester Dresden bot beim Choriner Musiksommer eine professionelle Leistung

Zum zweiten Mal spielte am Sonnabend in der ehrwürdigen Klosterruine das Junge Sinfonieorchester Dresden. Der Name ist nur das Aushängeschild, eigentlich vereint  das Orchester Schüler zweier namhafter Musikgymnasien aus Dresden und Berlin. Am Sächsischen Landesgymnasium für Musik Dresden und und am Carl-Philipp-Emanuel-Bach Musikgymnasium Berlin werden besonders begabte Jugendliche unterrichtet, zu deren Ausbildung auch das Orchesterspiel gehört. Die Klangkörper beider Schulen haben bereits umfangreiche Orchestererfahrung mit namhaften Dirigenten und mit Auftritten in zahlreichen deutschen Städten. An beiden Schulen ist wesentlicher Bestandteil der Ausbildung die Anleitung durch erfahrene Musiker – in Dresden der Sächsischen Staatskapelle und der Dresdner Philharmonie und in Berlin des Konzerthausorchesters unter Schirmherrschaft des Chefdirigenten Lothar Zagrosek. Professionelles Instrumentalstudium leiten Professoren der Musikhochschule Dresden, der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« und der Universität der Künste Berlin.

Zur Geschichte ist ein Umstand anzumerken, über den das Programmheft – unverständlich – schamhaft hinweggeht. Beide Musikgymnasien haben ihre Wurzeln in der DDR, und das hohe Niveau ihrer Musikkultur prägte auch die Kultur der Ausbildung ihrer Schüler. Das Bewußtsein, Träger einer Tradition zu sein, schafft ein Klima von Stolz und Leistungsbereitschaft.

Inspirator der gemeinsamen Konzerte in Chorin ist der Dirigent Tilo Schmalenberg, der seit 1996 in Berlin und seit 2002 in Dresden die beiden Jugendorchester leitet. Die Einladung zum Choriner Musiksommer 2009 brachte ihn auf die »Idee des gemeinsamen Musizierens beider Orchester« – begeistert aufgenommen von allen Orchestermitgliedern hier wie dort.

Am vergangenen Sonnabend zeigte sich ein 80köpfiges Orchester, je zur Hälfte Dresdner und Berliner, in großer Form. Auf dem Programm standen die Sinfonie Nr.9 e-Moll »Aus der neuen Welt« von Antonin Dvorak, die »Nächte der spanischen Gärten« für Klavier und Orchester von Manuel de Falla sowie Estachiones Portenas (4 Tangos) von Astor Piazzolla. Als Solisten brachte Schmalenberg den 18jährigen Südkoreaner Jeonbae Ji mit, Schüler des Bach-Musikgymnasiums Berlin und bereits erfahren als Solist und Kammermusiker.

Das Publikum war begeistert: das Jugendorchester musizierte professionell mit ausgezeichneten Solisten auf der Flöte, Oboe, Englischhorn, Klarinette, Trompete und Violine. Reizvoll war die paritätische oder besser gesagt demokratische Besetzung der Konzertmeister- und Solostellen: im ersten Teil fungierte Sophie Schüler aus Dresden und im zweiten Teil Ailin Amtmann aus Berlin als Konzertmeisterin. Noch beeindruckender ist die geschlossene Leistung, wenn man erfährt, dass beide Orchester lediglich einen gemeinsamen Probentag hatten.

Wäre der enthusiastische Beifall des Publikums Maßstab, dürfte einem baldigen Wiedersehen in Chorin nichts im Wege stehen. Auch auf anderen Konzertpodien wäre den Musikern ein Erfolg sicher. Zum Beispiel könnte die Stiftung Berliner Philharmoniker dieses Jugendorchester ebenso in sein Haus einladen wie die Junge Deutsche Philharmonie und das Bundesjugendorchester. Die finanzielle Förderung durch die Deutsche Bank könnte vielleicht auch ihnen zugute kommen. Das veranstalterische Risiko dürfte nicht groß sein.

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