Lob der Faulheit – Cornelia Trischbergers Ratgeber für Küchenamateure macht „Kochen für Faule“ einfach – Serie: Auftischen für Anfänger (Teil 1/3)

Das handliche Format des 144 Seiten knappen Büchleins gibt den ersten Impuls. Nichts schreckt Kochunlustige mehr ab als bibeldicke Kochlexika, deren seitenlange Rezepte von Fotografien einschüchternd perfekter Gerichte gekrönt werden („Sollte Ihr Boef bourguignon anders aussehen, haben Sie versagt.“). „Kochen für Faule“ genügt eine Seite für zwei Blitzrezepte, Doppelseite für Aufwendigeres. „Aufwendig“ versteht sich entsprechend des Buchtitels nur aus der faulen Perspektive, denn weder langes Überwachen am Herd noch Vorbereiten sind erforderlich. Überdurchschnittlich viel Geld („Den Seeteufel mit den Totentrompeten“), Fingerfertigkeit („…nach Abschaben jeder zweiten Schuppe für die dekorative Musterung“) und Zeit („ …langsam bei minimaler Hitze garen lassen.“), wie sie das Kochen nach nicht wenigen dicken Büchern für angehende Meisterköche erfordert, sind bei Trischberger kein Thema. Das oft erforderliche Arsenal an Küchenutensilien und unbekannte Zutaten ebenso wenig. Statt mit langen Einkaufslisten eröffnen das Buch eine Aufzählung sogenannter Bequemmacher. Hinter der Wortkreation verbergen sich Geräte nicht exotischer als eine Knoblauchpresse und Supermarkt-Produkte, die Kochen „einfach und praktisch“ machen sollen. Ob das Versprechen des Vorwortes bestehen kann, wird von uns an drei Gerichten getestet.

Keiner von uns kann kochen. Aber: Wir sind „Clever, absolut flexibel, experimentierfreudig und haben Appetit auf leckeres Essen“ wie es das Vorwort zusammenfasst. Drei Gerichte werden aus den in „Salat“, „Suppen“, „Omelettes“, „Pasta“, „Fleisch“, „Fisch“ und „Desserts“ gegliederten Rezepten ausgewählt. Aus drei Speisefolgen bestehen auch die im neunten und letzten Kapitel vorgeschlagenen „Menüs für Faule“. Und ein Menü gekocht zu haben würden wir uns gerne rühmen. „Pasta“ scheiterte am Fehlen von Zutaten – Sambal Oelek, Pinienkerne, frischer Limettensaft. Ebenso Suppen und Salate, für die es Artischockenherzen, Forellenkaviar, Balsamico Bianco und noch mehr Sambal Oelek bräuchte. Vermutlich Taktik der Autorin, damit man sich hungrig an den Gorgonzola-Hackbraten (S. 92) wagt. Der ließ sich, inspiriert von der Abbildung, mangels einer Bratenform in einer Kastenkuchenform zubereiten. Zu Kräuterbutter-Brot und Nizza-Crostini (S. 40) passt er perfekt. Kombinieren, abändern oder leicht vereinfachen überstehen die Gerichte ohne Geschmackseinbußen. Exotischere Zutaten tauchen in mehreren Gerichten auf. Mit minimalem Gewürzrepertoire kommt man so zu überraschend raffinierten Gerichten und die „schnellen 4er-Seiten“ liefern Rezepte, die sich in wenigen Minuten zaubern lassen. Hier fand sich die kostengünstige Senf-Vinaigrette (S. 21), die nach noblen Chili-Shrimps (S. 114) statt teurer Sahne-Soße oder Pesto aufgetischt wurde.

Bei den Desserts allerdings nahm Autorin das „Kochen für Faule“ zu wörtlich. Gefüllter Blätterteig macht genauso wenig eine innovative Nachspeise wie angereicherte Schlagsahne. Zum Chili-Obstsalat, in dem das restliche Shrimps-Chili verwertet werden sollte, fehlte wieder Sambal Oelek. Das Himbeer-Mascarpone-Trifle (S. 130) war die im doppelten Sinne letzte Rettung. Das Abschlussgericht gelang mit Kaluah anstelle des Eierlikörs. „Kochen für Faule“. Dass die robusten Rezepte die Nebenwirkungen gemeinschaftlichen Kochens („Hat irgendwer nach dem Hackbraten gesehen?“) überstehen, macht „Kochen für Faule“ trotz kleiner Mankos empfehlenswert für einfache Schnell-Küche. Hier muss abgebrochen werden: Der Kahlua ist offen und es sollen keine Likör-Flecken auf die Buchseiten. Das „Kochen für Faule“ soll weitergehen. Morgen kaufen wir Samba Oelek.

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Titel: Kochen für Faule

Autor: Cornelia Trischberger

Verlag: GU

Jahr: 2009

Seiten: 144

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