Letzte Ausfahrt Sandhausen – Der 1. FC Union vor dem nächsten Heimspiel

Stadion An der Alten Försterei in Berlin. © Foto: Hans-Peter Becker, Aufnahme: Berlin, 26.10.2016

Der Monat Oktober zeigt sich dieser Tage von seiner schönsten Seite. Die Großwetterlage sorgt für angenehme Temperaturen, das sich mehr und mehr herbstlich einfärbende Laub veredelt das Tageslicht. Schafft es die Sonne, die morgendlichen Nebelschleier aufzulösen, dann wird ein Aufenthalt im Freien zu einem Genuss. Die Verantwortlichen und Profis des 1. FC Union dürften für diese Schönheiten des Herbstes kaum etwas übrig haben. Es erleichtert nur ein bisschen das Training in Vorbereitung auf das Punktspiel gegen den SV Sandhausen am kommenden Samstag in der „Alten Försterei“. Vor der Saison fiel die Begegnung in die Kategorie „grauer Liga-Alltag. Auf Grund der sich seit dem ersten Spieltag entwickelten Konstellation wird das Spiel mit angespannter Aufmerksamkeit beobachtet. Der 1. FC Union, die Mannschaft mit den bisher wenigsten Saisonsiegen und Tabellenletzter muss alles versuchen, den 2. Heimsieg zu landen. Trainer Norbert Düwel hat dafür zu ungewöhnlichen Maßnahmen gegriffen. Die Mannschaft wurde zu einem Kurztrainingslager gebeten und es wurden personelle Konsequenzen angekündigt. Solche Maßnahmen nach erst 9 absolvierten Saisonspielen sind ungewöhnlich, zeigen aber, dass die Verantwortlichen mit einem anderen Verlauf der neuen Spielzeit gerechnet hatten. In einem Interview mit dem Berliner Kurier redete Präsident Dirk Zingler Klartext: „… Ich sehe, dass wir seit Ende vergangenen Jahres und ganz besonders im Jahr 2014 wie ein Absteiger spielen. Das muss man in aller Deutlichkeit so benennen.“

Es geht schlicht und ergreifend bei den Eisernen eine Angst um, die Angst, absteigen zu können. Seit dem Aufstieg im Jahre 2009 wurde in jedem Spieljahr die 40 Punkte Marke überboten. In der allgemeinen Wahrnehmung ist oder war der Verein ein etablierter Zweitligist, der zudem immer ein bisschen unter seinen Möglichkeiten blieb.

Der neue Trainern soll die Mannschaft eigentlich näher an die Tabellenspitze heranführen. Dazu Präsident Zingler im bereits erwähnten Interview: “… Norbert Düwel, ja, bei dem muss ich mich fast entschuldigen. Weil er im Sommer unter einem anderen Anforderungsprofil geholt wurde.“ Die Saisonvorbereitung lief gut, als es ernst wurde kam nichts. Die Hierarchie der Mannschaft wurde von außen verändert, dieser Eindruck drängt sich auf. Für einen Trainer ist es wichtig genau zu wissen, wer die Meinungsführer sind. Über sie läuft der Draht zur Mannschaft. Der Cheftrainer muss nicht beliebt sein bei den Spielern, aber akzeptiert, seine Entscheidungen müssen überzeugen. Für die rein menschlichen Probleme gibt es andere Personen im Trainerstab.

All die neuen Ideen von Norbert Düwel haben bisher nicht gegriffen, seine taktischen Systeme, mal abgesehen vom Heimspiel gegen RB Leipzig, nicht zum Erfolg geführt. Im Gegenteil, Union steht im Abstiegskampf mit einem Trainerneuling auf dem Chefposten. Düwel hat jetzt ein völlig anderes Anforderungsprofil zu bedienen. Ganz schnell muss er aus dem Kader diejenigen herausfinden, die Abstiegskampf können. Jetzt müssen Siege her, auch wenn es die sogenannten „dreckigen“ sind. Dafür muss die Balance der 11 Akteure die auf dem Platz stehen stimmen. Von der Papierform her, konnte man sagen, der SV Sandhausen kommt in dieser Situation gerade recht. Die Mannschaft von Alois Schwarz machte in dieser Saison bislang keinen allzu stabilen Eindruck. Mit 6 Toren in 9 Saisonspielen hat der Angriff die gegnerischen Abwehrreihen nicht gerade in Angst und Schrecken versetzt. 12 Gegentore sprechen nicht für ein großes Abwehrbollwerk, allerdings ist zu berücksichtigen, dass Sandhausen 3 Spiele ohne Gegentreffer beenden konnte. Die Eisernen schafften das lediglich am 1. Spieltag beim 0:0 in Karlsruhe. Sandhausen muss am Samstag auf jeden Fall auf Stammtorhüter Manuel Riemann verzichten, sein möglicher Vertreter, der Österreicher Marco Knaller, soll nicht schlechter sein. Es wird ein Duell zweier verunsicherter Mannschaften werden, eine Prognose ist schwer zu treffen, egal wie viel Sachkenntnis eingebracht wird. Bei einem Blick auf die Wettquoten spricht für Union der Heimvorteil, wer Geld auf einen eisernen Sieg setzt kann den Einsatz höchstens verdoppeln, bei einem Unentschieden verdreifachen und sollte aus Berliner Sicht das Worst Case Szenario einer Niederlage eintreten, würde ein Wetteinsatz darauf vierfach zurückfließen.

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