Lausitz – Seen-Sucht nach Schönheit

Schon heute kommen mehr als 200 000 Besucher, um den Landschaftswandel zu bestaunen. In den nächsten 10 Jahren werden etwa 1600 Arbeitsplätze im Tourismus entstehen.

Die Medizin, die der Niederlausitz nach fast 150 Jahren Leben von und mit der Kohle verordnet wurde, hieß IBA: Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land 2000 – 2010. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich eine Denkfabrik, die aus Visionen Wirklichkeit werden lässt. In nur zehn Jahren, so lautete der Master-Plan, soll aus dem geschundenen Lausitzer Revier die größte Wassertourismusregion Deutschlands werden. Mit rund 30 Seen und 14 000 Hektar Wasserfläche. Millionen Kubikmeter Erde wurden dazu bewegt, Kanäle gebaut, riesige Braunkohlenlöcher geflutet. 25 Projekte hatten sich die IBA-Macher zwecks kreativer Nachnutzung der entkohlten Erde ausgedacht. Gezielt wie Akkupunkturnadeln wurden etwa die Kunstlandschaft Pritzen oder die Slawenburg in Raddusch in das Gesicht der Landschaft gesetzt, um auszustrahlen. Dafür zu sorgen, dass die Bürger die Mühen auf sich nehmen, die so ein einschneidender Landschaftswandel mit sich bringt. – Nach zehn Jahren Arbeit ist die Schöpfung nun vollbracht.

Welche Dimensionen die Perestroika für Mensch und Natur hatte, kann man am besten in den IBA-Terrassen in Großräschen erfahren. Das „Besucherzentrum der Internationalen Bauaus-stellung und des Lausitzer Seenlandes“ sitzt wie ein Landschaftsbalkon auf der Kante des ehemaligen Tagebaus Meuro, der zum Ilse-See geflutet wird. Etwa 13 Badewannen Wasser pro Sekunde laufen zurzeit in das riesige Kohlenloch. Trotzdem wird es noch bis zum Jahre 2018 dauern, ehe die Grube gefüllt ist.

Die IBA-Terrassen sind ein idealer Ausgangspunkt für Erlebnistouren. Schon heute kommen jährlich mehr als 200 000 Besucher, um zu bestaunen, wie sich das Mondgesicht der Region in ein touristisches verändert hat. Ob nun mit einer „Jeep-Safari“, einer „Reise zum Mars“ oder per Rad”¦ Auf rund 500 km verbindet der Fürst-Pückler-Weg (auch ein IBA-Projekt) zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Darunter so interessante Relikte der Industriezeit wie die Abraumförderbrücke „F 60“ in Lichterfeld. Das einst größte bewegliche Werkzeug der Welt (502 m lang, 200 m breit und 78 m hoch) ist begehbar und mittlerweile ein imposantes Licht-Klang-Kunstwerk. Mindestens genauso interessant sind die 24 Biotürme von Lauchhammer, die einer mittelalterlichen Burg gleichen. Die 22 m hohen Türme, in denen einst das Abwasser der Braunkohle-Kokerei biologisch gereinigt wurde, sind wie geschaffen für Lichtinszenierungen, Casting-Shows, Theater- und Konzertaufführungen. Vom Leben auf dem Wasser erzählt das „Schwimmende Haus“ im Geierswalder See. Es soll sich recht bald vermehren, ein Wasserdorf werden.

Schon heute ist Europas größte künstliche Seenlandschaft durch schiffbare Kanäle, Rad- und Skaterwegen miteinander verbunden. Einige der Seen laden bereits zum Schwimmen, Surfen und Tauchen ein. Es gibt neue Hotels, Ausflugsrestaurants und Campingplätze. Mit einem großen Finale wird sich die IBA in diesem Jahr verabschieden. Die Auftaktveranstaltung am 24. April lautete: „Paradies 2“. Die erste von sieben Inszenierungen des Schweizer Regisseurs Jürg Montalta stellte sich der Frage: „Alles verloren – Alles gewonnen?“

Was also ist in 10 Jahren aus dem einstigen Industriezentrum der DDR geworden? Vom „rostigen Nagel“ aus, dem 30 m hohen Wahrzeichen des Lausitzer Seenlandes, kann man die Antwort sehen. Wie ein Ausrufezeichen kündet der Stahlfinger an der Mündung des Sornoer Kanals von der touristischen Zukunft der sich füllenden Seenlandschaft.

Reise-Infos: Tourismusverband Niederlausitz e.V., Galerie am Schloss, Steindamm 22, 01968 Senftenberg; Tel.: 03563/60 23 40; Fax: 03563/60 23 42; www.niederlausitz.de

IBA-Veranstaltungsservice, Seestraße 100, 01983 Großräschen, Tel.: 035753/26 118; Fax: 035753/ 26 110; www.iba-see.de

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