Berlin, Deutschland (Weltexpress). Steuern sind ein unerschöpfliches Thema, sie können Fluch sein oder auch Segen. In jedem Fall gehören sie zu unserem Alltag – seit wann denn wohl? Was ist ihre Geschichte?
Christian Sepp hat in einer Sendung von Bayern2 in wenigen Worten die Antwort gegeben: „Steuern gibt es, seitdem Menschen zusammen leben. So sind die ältesten Belege für die Existenz von Steuern an die 5 000 Jahre alt. Denn die Steuern bilden die wichtigste Einnahmequellen des Staates.“
Alle verlässlichen Quellen sind sich darin einig, dass staatliche Steuern erstmals in Ägypten erhoben wurden, und zwar im dritten Jahrtausend vor Christi. Spezielle „Schreiberlinge“ kassierten Einnahmen aufgrund der bäuerlichen Ernteerträge, dazu auch einen speziellen „Nil-Zoll“. Letzterer ist äußerst bemerkenswert, denn er richtete sich nicht etwa auf die schiffbare Nutzung des Nil. Vielmehr war der Wasserstand es Flusses der „Maßstab“ – denn: Je größer die Jahr für Jahr wiederkehrenden Überschwemmungen waren, um so höher wurden die Steuern. Weil diese Überschwemmungen fruchtbaren Schlamm auf die Felder führten, stiegen die Ernteerträge – und davon wollte der Staat profitieren.
Etwa um die gleiche vorchristliche Zeit auch wurden in den Siedlungen Mesopotamiens Abgaben auf die Viehhaltung und den Fischfang erhoben. Mesopotamien ist einen kurzen Exkurs wert.
Es ist das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, dessen Gebiet heute vorwiegend zum Irak gehört. Etwa 2 000 v. Chr. wurde die Region von armenischen Stämmen besetzt. Ihnen folgten Griechen und Perser und schließlich Türken und Araber. Und jedes dieser Völker erhob Abgaben, also Steuern.
Dieser Begriff geht auf zwei germanische Wörter zurück, „sceutan“ und „stiura“, wobei letzterer Begriff des Althochdeutschen die überzeugendere „Wurzel“ für „Steuer“ ist. Denn dieses Wort bedeutete „Stütze“, also „Unterstützung“ oder auch „Hilfe“ und „Beihilfe“.
Ab dem 3. Jahrhundert vor Christi entwickelte sich Rom zur Weltmacht. Die Kosten der unendlich vielen Kriegs- und Eroberungsfeldzüge wurden von den Besiegten und Besetzten eingetrieben. In den besetzten Provinzen litt die Bevölkerung unter dieser Steuerlast – die war immerhin so hoch, dass den Einwohnern Roms ab 167 v. Chr. keinerlei Steuern mehr auferlegt wurden. Was in diesem Zusammenhang von immer mehr Historikern für wahrscheinlich gehalten wird: Die Schlacht im Teutoburger Wald 9 n. Chr. war kein reiner militärischer Verteidigungskrieg der Germanen unter dem Cheruskerfürsten Arminius – die Germanen widersetzten sich vor allem den Steuerhebungen der Römer. Mit Erfolg, wie die Geschichte aussagt.
Banaler wie auch kurios sind einige andere Steuergeschichten:
- Um 69 n. Chr. prägte der römische Kaiser Vespian das Wort „pecunia non olet“, Geld stinkt nicht. Damit begründete er die Erhebung einer Urinsteuer. Denn im Rom jener Zeit pinkelte (und nicht nur das!) jeder an jeder beliebigen Ecke vor sich hin – es stank geradezu zum Himmel. Mit der Steuer ließ Vespian in der Stadt Urinale – Pinkelhäuschen – einrichten.
- Im Altertum des Orient schon war „Der Zehnt“ ein Begriff. Der zehnte Teil einer Ernte musste an den Herrschenden abgegeben werden. Diese Praxis machten sich im Mittelalter die Kirchen Europas zu eigen. Und die Regierenden folgten diesem Beispiel nur zu gern. Sie beließen es nicht bei Naturalien, sondern forderten den Zehnten auch bald in Geld.
- Nahezu unbekannt – weltweit! – sind gewaltige Steuereinnahmen der USA aus den Umsätzen von Indianer-Kasinos. Ja – die heutigen Nachfahren der amerikanischen Ureinwohner betreiben die Glücksspielindustrie in großem Maße. Die Umsätze belaufen sich auf etwa 35 Milliarden Dollar jährlich. Dagegen kommen die Las Vegas-Kasinos gerade einmal auf elf Milliarden US-Dollar.
Das heutige Prinzip der „Allgemeinheit und Gleichmäßigkeit der Besteuerung“ geht auf Adam Smith zurück, Schotte, Begründer der Nationalökonomie (1735 – 1790). Seine 1776 formulierten „Steuermaxime“ mögen heutzutage leicht modifiziert sein – aber grundsätzlich haben sie Gültigkeit.
Zu Segen oder Fluch … Steuerzahler mögen mitunter fluchen, dankbar dagegen sind – wie etwa in diesen Wochen – die Flutopfer.