Berlin, Deutschland; Afrin, Damaskus, Syrien (Weltexpress). Die Wortmeldungen im Weltnetz, die vor einer direkten Konfrontation von türkischer und US-amerikanischer Armee sowie von türkischer und syrischer Arme im Norden Syriens warnen, werden mehr.
Hinsichtlich der zweiten Frontstellung melden nunmehr „Reuters“ und „DPA“ sowie weitere Nachrichtenagenturen und -magazine, dass die syrische Armee den Kurden in Afrin auf Wunsch der YPG helfen solle, den Angriff der Türken, die sich dafür den Titel „Operation Olivenzweig“ ausdachten, abzuwehren.
„RT Deutsch“ (18.2.2018) informiert unter Bezugnahme auf kurdische Quellen „von einem bevorstehenden Einmarsch syrischer Truppen in Afrin“. Nun, die Provinz Afrin gehört zum Staatsgebiet der Arabischen Republik Syrien. Die Staatsgewalt in dieser Provinz geht jedoch nicht von Damaskus aus, sondern von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten, kurdisch: Yekîneyên Parastina Gel (YPG). Die YPG unter Oberbefehlshaber Sîpan Hemo soll dem Staatsoberhaupt in Damaskus, das ist nach wie vor Baschar al-Assad als Präsident, aufgefordert haben, seine Truppe nach Afrin zu schicken, um mit der YPG gegen das türkisches Militär zu kämpfen. Den Türken wird zudem von Kurden vorgeworfen, Giftgas eingesetzt zu haben.
„Nach Angaben des kurdischen Medienkanals Rudaw am Sonntag sprach Sheikho Bilo, ein Beamter der Syrisch-Kurdischen Demokratischen Einheitspartei (PYDKS), von einer Einigung zwischen den SDF und Syrien zum Eingreifen in Afrin um die Grenze vor türkischen Truppen zu schützen“, berichtet „RT Deutsch“ und weist darauf hin, dass die „PYDKS … enge Beziehungen zur YPG in Nordsyrien“ halte, aber „nicht Teil der Koalition der Nordsyrischen Föderation, die von den Kurden als Rojava bezeichnet wird“ sei.
Heute berichtet die syrische Nachrichtenagentur Sana, dass „syrische Volksmilizen … in den nächsten Stunden in Afrin“ einmarschieren würden, „um die Standfestigkeit der Einwohner gegenüber der türkischen Aggression zu unterstützen, die bereits seit vorigem Monat andauert“.
Seit 2011 beherrschen die Kurden in Syrien quasi mehr als weniger drei Regionen im Norden Syriens und bilden längst einen eigenen, allerdings nicht anerkannten Staat. Dass die Kurden endlich ihren eigenen Staat wollen, das ist allen Beteiligten klar. Damaskus will jedoch höchstens eine große Portion Autonomie in einem syrischen Staat gewähren.
Die kurdische Nachrichtenagentur „ANF“ meldete am Sonntag einen bevorstehenden Einsatz der syrischen Armee in Afrin an der Seite der YPG, die von den Vereinigten Staaten von Amerika mit Waffen und Munition unterstützt wird. Die syrische Armee wiederum wird auf Wunsch der Regierung in Damaskus von der Russischen Föderation unterstützt. Wenn es stimmt, was auch „Spiegel-Online“ (18.2.2018) behauptet, dass nämlich „Kurden … sich mit Assad“ verbünden würden, dann stünden den Türken, die an ihrer Seite nicht nur Söldner der islamistischen Kopfabschneider von der FSA haben, noch ernster zu nehmende Gegner gegenüber, als nur die YPG, die sich in Schlachten um Raʾs al-ʿAin und Scharaf ad-Din sowie im Kampf um Kobane einen guten Ruf erworben hat.
Die Türken unter Oberbefehlshaber Erdogan sollten die Kurden von der YPG fürchten. Mit der syrischen Armee und/oder syrischen Volksmilizen an der Seite der YPG wäre es wohl weiser, den Rückzug anzutreten. Aber wer traut Erdogan diese Weisheit zu?
Dass der Krieg weitergeht und nicht zu Ende ist, so viel ist sicher.