In den letzten Monaten hat Deutschland gemeinsam mit elf Ländern in geheimen Verhandlungen einen Kompromiss erarbeitet, der auf dem Papier die Interessen sowohl von Walschutz- als auch von Walfangländern berücksichtigen soll. „Der Kompromiss würde den kommerziellen Walfang wieder erlauben. Japan dürfte sogar im Antarktis-Schutzgebiet künftig 400 Zwerg- und zehn der stark bedrohten Finnwale töten. Damit opfert die IWC nicht nur das Walfangmoratorium, sondern auch das Antarktis-Schutzgebiet“, so Altherr.
Der „Kompromiss“ – eine Ohrfeige für Walschützer
Wie wenig der „Kompromiss“ den Walfangländern abverlangen würde, zeigt ein Vergleich der geplanten Quoten mit den Jagdzahlen der letzten Jahre: Der Vorschlag der IWC erlaubt Norwegen jährlich den Abschuss von 600 Zwergwalen – das sind sogar 44 Tiere mehr als das nordeuropäische Land in der letzten Dekade durchschnittlich getötet hat. Island dürfte künftig je 80 Zwerg- und Finnwale im Jahr töten – der Fang im letzten Jahr betrug 125 Finn- und 79 Zwergwale. Japan bekäme laut IWC-Plänen in den nächsten fünf Jahren je 632 Tiere (560 Zwerg-, 50 Sei-, zehn Finn- und 12 Brydewale) – in den letzten Jahren waren es mit 676 bis 800 ohnehin nicht viel mehr Tiere. „Damit würde die bislang eigenmächtige Waljagd diese Länder legitimiert“, sagt Altherr. „Und die Gegenleistung, die der Kompromissvorschlag für die Walschützer vorsieht, ist geradezu lachhaft: Es soll ein neues Walschutzgebiet im Südatlantik geschaffen werden: in einem Gebiet, in dem ohnehin keine Wale gejagt werden.“
Auch Ende des internationalen Handelsverbotes für Wale droht
Wenn die IWC kommerzielle Fangquoten legitimiert, hätte dies auch verheerende Folgen für das internationale Handelsverbot für Walprodukte durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES). „CITES erkennt die Internationale Walfangkommission als höchste Instanz in Sachen Walschutz an. Das Handelsverbot wird nur solange aufrechterhalten, solange die IWC keine kommerziellen Fangquoten vergibt“, so Altherr.
Protestwelle an Ministerin Aigner
„Das BMELV verschleiert gegenüber der Öffentlichkeit die Tragweite des Kompromissvorschlags und verhandelt eifrig weiter, statt die Notbremse zu ziehen“, kritisiert Altherr. Pro Wildlife und andere Verbände haben deshalb eine Protestaktion gestartet, die Ministerin Aigner zu einem umgehenden Kurswechsel auffordert. „Walfang ist nur für Ureinwohner akzeptabel. Walfang von Industrieländern aus rein kommerziellen Interessen muss weiterhin verboten bleiben.“
Weitere Informationen:
www.prowildlife.de/sites/default/files/Factsheet_Walfang_Kompromiss_2010.pdf
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Pressemitteilung von Pro Wildlife e.V. vom 23.04.2010.