Klein, stark, schwarz und paßt in jede Parklücke – Probeparken und flottes Fahren mit dem Fiat 500C mitten in München

Fiat 500C
Dieser Fiat 500C ist klein, stark und paßt in die Parklücke beim P1 in München.

Bei welchem Auto haben ich die Qual der Wahl? Eine gute Frage. Die freie Rede ist vom Fiat 500C, mit dem wir eben noch „oben ohne“ über die Maximilianstraße in München fuhren und demnächst über die Maximilianstraße in Berlin fahren werden (darüber ein anderes Mal mehr). Jetzt gilt es, den knuddeligen Kleinwagen, den Kollegen schon mal als „knubbelig“ vorstellen, durch den dichten Verkehr einer Großstadt zu bugsieren, mitten hinein in das Dolce Vita einer latinischer Lebens- und Genusskultur der bajuwarischen Boheme und Bourgeoisie. Wie durch Neapel schlängelten wir uns hupend und gestikulierend am frühen Vormittag vom Stachus in einem großen Bogen durch Schwabing und den englischen Garten bis zum Brenner. Eine gute halbe Stunde brauchen wir für die etwas mehr als 8 Kilometer. Nun sitzen wir im draußen bei gefühlen 30 Grad in einem architektonisch kühlen Hinterhof gleich neben der neuen Oper vor einer Grill und Pasta Bar und löffeln in unseren Latte Machiato. Erste Aufmerksamkeiten nehmen wir entgegen und blättern in Broschüren.

Nicht nur das Dach in den drei Farben, das sich nicht aufrollt sondern auffaltet, ist neu am Fiat 500C, dessen Vorgänger 1957 vom Licht der Großstadt erstmals erfaßt wurde. Damals nannten die Namensgeber den Neuwagen übrigens „Nuova 500“. Neu ist auch, daß das Cabriolet wie beim 500er auch, aufgepeppt werden kann, wie es einem gefällt. „Die Chance, daß sich zwei völlig identisch ausgestattete Fiat 500C begegnen, ist vergleichsweise gering“, steht da und die Variationsmöglichkeiten werden bei den Farbkombinationen mit 29 Möglichkeiten angegeben. Bei der Innenausstattung sind es mit den verschiedenen Designs und Stoffen schon 270 Möglichkeiten und bei der Personalisierung kommen die Autobauer bei über 200 Artikel auf eine halbe Millionen Kombinationen. Donnawetter und Prost Kaffee.

Endlich sitzen wir wieder im „Herzchen“ von Fiat und fahren durch das Herz von München. Die Maximilianstraße in entgegengesetzer Richtung brausen wir über die Isar, vorbei am Bayerischen Landtag, Richtung Bogenhausen und auf der Prinzregentenstraße zurück zum Haus der Kunst. Am Eisbach wollen wir einen Eiskaffee schlürfen. Gesagt, getan. Unter den Palmen der Discothek P1, einer nächtlichen Aufbewahrungsanstalt für Schönlinge und Schnallen, Blaublut- und Geldadel, parken wir das Auto für Junggesellen und Junggebliebene. Am Rande des Englischen Gartens gibt es aber nicht nur Kaffee und Kuchen sondern auch eine Aufmerksamkeit. Für den Fahrer des schwarzen Kugelblitzes wird ein schwarzer Kugelgrill gereicht. Danke vielmals“, sagen wir und wandern zum Eisbach auf dem die Surfer auf einer – für Münchener Verhältnisse – Monsterwelle reiten.

Wir reiten unseren Italiener! Weil die Sonne nicht nur südlich der Alpen lacht, schalteten wir wie die Wilden. Zwischen Türen zu mit Fenster hoch für volle Pulle Klimaanlage und Nacktziehen probierten wir hin und her. Das Stoffverdeck des neuen 500C macht`s möglich. Es reicht bis an die hintere Heckklappe und vermittelt so eingeschränktes Cabrio-Feeling, denn der Blick wird eingeengt, weil die nostaligsch anmutenden Längsholmen und das abgelagerte Dach auf dem Kofferraum die Sicht versperren. Egal, nicht nur in München, auch in Berlin schauen wir nach vorne und fahren weiter – keine 10 Minuten – über den Königsplatz zum Lenbachplatz, wo wir vor der Münchener Niederlassung des Berliner Lutter & Wegner bereits erwartet werden.

Geöffnet ist das voll wintertaugliche Verdeck auf Knopfdruck übrigens in wenigen Sekunden. Schritt für Schritt funktioniert das und zwar erst bis zur Höhe der Glasheckscheibe zurück und dann wird auch diese beheizbare Scheibe, die bei Konstrukteur Dante Giacos noch aus Plastik war, abgesenkt. Wunderbar und wenig windig wie einst in Rimini und an der Riviera.

Jetzt nehmen wir einen Aperitif und schauen in die Pressekonferenz rein, zu der uns Sascha Wolfingen den Weg weist. Steffen Enzenauer, Klaus Schüler und Thomas Kern berichten uns von dem, was in Sachen Marketing, Technik und Pressearbeit getan wurde. Wir hören zu, sehen einen kurzen Imagefilm, jemand stellt eine Frage und dann wird gegessen. Zwischen den Gängen gibt es Eingemachtes: „Mit der Entwicklung der künstlichen Nachfrageankurbelung hat Fiat bestens Schritt gehalten, insbesonderen in den Kleinwagen- und Mittelklassebereichen“, sagt der eine. Ein anderer stellen den Fiat 500C als Kombi in Aussicht und den 2-Zylinder-Motor in mehr als einem Jahr. Den Nachtisch müssen wir uns im Sarcletti abholen, einer Eisdiele an der Nymphenburger Straße. Bei Spaghetti-Eis und Banana-Split blättern wir in den Presseinformationen.

Der Fiat 500C Pop sei das Basismodells, überzeugt jedoch mit reichhaltiger Serienausstattung. Zum Startpreis von 13.800 Euro sind das elektrisch öffnende und schließende Stoffdach, sieben Airbags, ABS, elektronische Servolenkung, elektrische Fensterheber, elektrisch verstellbare Außenspiegel und ein Radio mit CD- und MP3-Player an Bord, um nur einige Details zu nennen, von Anfang an dabei. Vor Schäden beim Parken – wir erinnern uns, nach hinten ist die Sicht nicht günstig – schützen Parksensoren im Heckstoßfänger. Videoüberwachung wäre auch eine Idee, oder?

Ab 15.800 Euro steht der noch edlere 500C Lounge auf dem Hof. Hier finden sich unter anderem Details wie 15-Zoll-Leichtmetallräder, Nebelscheinwerfer, höhenverstellbarer Fahrersitz, Klimaanlage, Lederlenkrad mit Tasten für die Radiofernbedienung, das Bluetooth ®-Infotainmentsystem Blue&Meâ„¢, das HiFi-System Interscope und diverse Chrom-Applikationen.

Auf der Rückfahrt hören wir Radio. Wie der Zufall es will, dreht sich das Gespräch um die Abwrackprämie. Trotz Forderungen von Verbänden, Verkäufern und Verbrauchern wird die nicht allseits beliebte Abwrackprämie, viele Gebrauchtwagenhändler kamen ins Schwitzen, nicht verlängert. Den Betrag von 2.500 Euro bekamen diejenigen, die einen mindestens neun Jahre alten Wagen verschrotten lassen wollten und ein neues Auto mit mindestens Abgasnorm 4, weswegen die Erfinder das Kind auch Umweltprämie tauften, kauften. Aus den Lautsprechern hören wir, wie ein befragter Experte meint, daß manche Rostlaube statt auf dem Schrottplatz in einem Schurkenstaat landete. Wir lächeln wohlwissen.

Das Wintermärchen ist noch vor dem Spätsommer zu Ende gegangen, sagt die Moderatorin, und so werde es beim Klein- und Kompaktwagenverkauf zu einer Abschwächung kommen, meint noch ein Experte. Ein weiterer Weiser aus dem Abendland schreckt nicht davor zurück, künftigen Käufern zu empfehlen, bei der zu erwartenden Rabattschlacht ein Wörtchen mitzureden. Das ist immer gut, denken wir, denn daß auch Fiat-Händler auf alle drei Motoren-Modelle des 500C in Euro5-Norm Nachlässe geben werden, ist so sicher wie steigende Spritpreise.

Womit wir beim wichtigsten Thema wären, wenn es um Autos geht: den Motoren. Der neue 500C unterscheidet sich vom alten Nouvo 500 durch quer installierte Frontmotoren und Vorderradantrieb vom historischen Heckmotor-Layout. Wie im geschlossenen Fiat 500, stehen beim Cabrio drei saubere und sparsame Vierzylinder zur Wahl: zwei Benziner (1.2 8V mit 51 kW / 69 PS und 1.4 16V mit 74 kW / 100 PS) sowie ein Turbodiesel (1.3 Multijet 16V mit 55 kW / 75 PS).

Damit der Kleine auch großen Spaß macht, raten wir zu einer sportlichen Motorisierung mit optional lieferbarer Start&Stopp-Automatik. Im Stadtverkehr ist das von unschätzbarem Vorteil, wenn man mal schnell hier überholen und dort die Spur wechseln möchte. Obendrein spart man bei den Ottomotoren obendrein noch 0,7 Liter, wie Fiat verkündet. Wer eine Automatik-Schaltung bevorzugt – und das werden bekanntlich immer mehr – kann diesen Komfort bei den Benzinern mit Dualogicâ„¢ kombinieren und kommt so in der Stadt auch auf eine drehzahlschonende Fahrweise.

Für Fiat wird die Erfolgsgeschichte mit dem 500er Dank der neuen Cabrio-Variante weitergehen. Und wenn dann noch der 500 als Kombi kommt, dann geht die Geschichte noch weiter. Daher dürfte die gestern in Deutschland und vor einer Woche in den USA zu Ende gegangene künstliche Nachfrageankurbelung überstanden werden.

Bis heute war der Markt zwischen Los Angeles und New York, wie Nachrichtenagenturen vermelden, um 1,26 Millionen Fahrzeuge, also einem Prozent mehr im Jahresvergleich seit Herbst 2007, gewachsen. Leider ist auch in den der Neuen Welt die Bares-für-Rostlauben-Regelung namens „Cash for Clunkers“ ausgelaufen. Der bisher boomende Markt für Kleinwagen wird hüben wie drüben schwerlich weiter wachsen. Aber mit mehr eroberten Marktanteilen, der italienische Autohersteller hat nach Berechnungen des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer zunächst mit rund 100.000 verkauften Fahrzeugen in Deutschland kalkuliert – dank Prämienparty werden es in diesem Jahr aber mehr als 180.000 Fahrzeuge – werden weitere Silberlinge in die Truhen von Fiat-Chef Sergio Marchionne klimpern und dann wird das Motto für den Fiat 500C „Happy to meet you“ nicht nur für Händler, Auto und Käufer sondern auch für den Produzenten so richtig stimmen.

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