Sie sind keine perfekten Wesen, sondern können vergesslich, hässlich oder sorgenvoll sein. Die meisten seiner Engelbilder schuf Paul Klee zwischen 1938 und 1940, in seinen letzten Lebensjahren. Sie sind Ausdruck seiner damaligen Situation mit schwerer Krankheit und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. Klees Engel sind mehrdeutig, sie zeigen Bedrohung, Angst und Zweifel, intellektuelle Distanz, Witz und Heiterkeit.
Nicht selten geraten sie in die Nähe des Teufels: Luzifer, Leviathan oder „Chindlifrässer“ sind diabolische Figuren, die der Künstler aber unmittelbar bei seinen Engeln ansiedelt. Die Nähe von Engeln und Teufeln entspricht seiner Philosophie eines Ausgleichs der Kräfte, die den Gegensatz von Gut und Böse nicht kennt, sondern die Relativität moralischer Wertvorstellungen vertritt.
Erstmals versammelt diese thematische Ausstellung annähernd alle Engelbilder Klees. Sie umfasst rund 80 Zeichnungen, Aquarelle, Gouachen und Gemälde und zeigt bedeutende Leihgaben aus dem Zentrum Paul Klee Bern sowie aus Museen und Privatsammlungen in der Schweiz und Deutschland. Ergänzt wird die Präsentation durch Werke aus dem reichen Bestand der Hamburger Kunsthalle mit Engelsdarstellungen vom Mittelalter bis heute, darunter Arbeiten von Albrecht Dürer, Peter Paul Rubens, James Ensor und Marc Chagall.
Ein Gang durch die Bildgeschichte geflügelter Wesen macht anschaulich, wie Paul Klee zum einen aus ihr schöpft und sich zum anderen von ihr absetzt: Seine Engel haben ihren Grund in der Tradition, sprechen aber doch eine individuelle, persönliche Sprache. In den Kabinetten des Hubertus-Wald-Forums sind alle Ausstellungsbesucher eingeladen, sich kreativ mit Klees Werken zu befassen und seinen Spuren zu folgen. Ausgehend von seiner Aussage „Die Linie ist ein Punkt, der spazieren geht“, zeichnet und betitelt man hier selbst – und schafft wie Klee spannungsvolle Kompositionen aus Bild und Text.