Wo ist er – der Berg der Berge? Er ist nicht zu sehen. Die Straße windet sich weiter nach oben. Österreichs höchster Berg bleibt verborgen. Dabei nennt sich das kleine Dorf, das Ziel der Reise, doch Kals am Großglockner. Aber auch im 1324 m hoch gelegenen Ort ist Österreichs höchster Berg nicht zu sehen. Man muss noch ein wenig höher hinauf. Am besten steigt man in Kals in einer der modernen Achtergondeln und fährt auf den 2621 m hohen Cimaross. Der höchste Punkt des sportlichen Skigebiets, das dort oben beginnt, bietet einen prächtigen Blick über die Hohen Tauern mit dem Großglockner als überragenden Mittelpunkt.
Dieses Skigebiet ist für die aus zwölf Weilern bestehende Gemeinde mit ihren knapp 1300 Einwohnern ein Segen. Es hat neuen Schwung gebracht und geholfen, die Abwanderung der Einheimischen zu stoppen. Zu verdanken ist dies der Unternehmergruppe Schultz aus dem Zillertal. Österreichs größter privater Seilbahnbetreiber hatte 2008 den Mut, sich im einsamen Kalser Tal zu engagieren. Mittlerweile ist, wie Vizebürgermeister und Kulturobmann Martin Gratz sagt, Kals auf dem besten Weg, „eine Erfolgsgeschichte zu werden“. Danach sah es lange nicht aus. Alles begann vor zwanzig Jahren: Damals war ein lange geplantes Projekt ad acta gelegt worden, das die Region völlig verändert hätte: Ein großer Stausee in der Dabaklamm mit einer 222 Meter hohen Staumauer. Die Einheimischen setzten sich zur Wehr. Vor allem die Kalser Frauen, die Proteste organisierten und ihren Männern drohten, ihnen nichts mehr zu kochen, falls sie bei der Volksbefragung die falsche Entscheidung träfen. Die Männer hörten auf ihre Frauen. Und so wurde 1989 das Vorhaben – wie es in der Chronik heißt – auf höchster politischer Eben aufgegeben. Doch auch die Investoren, auf die Kals gesetzt hatte, um den Tourismus voranzutreiben, hatten wegen der jahrelangen Diskussionen um den Stausee ihr Interesse verloren. „Und so hatten wir den Anschluss verpasst,“ erzählt Martin Gratz. „Viele unserer Bürger, die keine Arbeit fanden, gingen weg.“
Gratz zufolge musste die Gemeinde eigene Schritte unternehmen. Und sie tat genau das Richtige. Sie stellte die Bildung in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen. „Wir entwickelten ein neues Konzept, das alle berücksichtigte – von den Kleinkindern im Kindergarten bis zu den Erwachsenen.“ Ein neues Schulgebäude wurde gebaut und eine Musikschule sowie ein großer, voll funktionsfähiger Veranstaltungssaal. Das Heimatmuseum zeigt, wie karg und hart das Leben in diesem Hochgebirgstal einst war. Besonders gefragt ist das Glocknerhaus, das Geschichte und Kultur der Region in Wort und Bild anschaulich darstellt – von den ersten Menschen, die vor rund 4000 Jahren in dieses entlegene Tal kamen, bis zur touristischen Erschließung des Großglockners.
Das Dorfleben nahm wieder Fahrt auf. Martin Gratz hat großen Anteil daran. Stolz meint er: „Das Bedürfnis vieler Bürger zurückzukehren, ist mittlerweile sehr groß.“ Es gibt wieder einen Friseur und ein Lebensmittelgeschäft. Die meisten Jobs bietet der Tourismus. Das ist ein Verdienst der Schultz-Gruppe. Das Familienunternehmen, dessen Stammsitz das großartige Skigebiet Hochzillertal/Hochfügen oberhalb von Kaltenbach ist, hatte durch den Ausbau einiger weiterer Skigebiete in Kärten und Tirol seine unternehmerischen Fähigkeiten bewiesen und wurde deshalb vom Land Tirol aufgefordert, sich um das Kalser Tal zu kümmern.
Mit viel Feingefühl und Rücksicht auf die Natur ging die Schultz-Gruppe ans Werk, modernisierte als erstes den maroden Sessellift auf den Cimaross, den der Ortspfarrer lange Zeit abgelehnt hatte, weil der die Sünde ins Dorf brächte, und verknüpfte dann die Pisten von Kals mit denen von Matrei auf der anderen Talseite. "Während in anderen Wintersportgebieten, vor allem in Nordtirol, stark investiert wurde,“ so Martin Gratz, „blieb es bei uns ruhig.“ Das Kalsertal mit den vier einsamen Seitentälern bietet sich für herrliche Schneeschuh-Wanderungen an. Und auf dem Cimaross, dem höchsten Punkt des Skigebiets Großglockner Resort Kals-Matrei, sollte man sich Zeit nehmen für ein Essen in der „Adler Lounge“; das höchstgelegene Gourmetrestaurant Osttirols ist das Reich des Spitzenkochs Walter Hartweger. Eine seiner Spezialitäten, beispielsweise das Spicy Thai Fondue, großzügig gewürztes Hühnerfleisch mit Garnelen, knackigem Gemüse und Pilzen auf einem Ingwer-Zitronengras-Fond, sollte man probieren, ehe man eine der beiden mehrere Kilometer langen Talabfahrten, entweder nach Kals oder nach Matrei, unter die Bretter nimmt, die mit ihren rund 1500 Höhenmetern auch sportliche Skifahrer herausforden.
Beschaulicher geht es auf der familienfreundlichen Blauspitz-Abfahrt zu, die direkt zur perfekten Familien-Unterkunft, dem Gradonna-Mountain Resort oberhalb von Kals führt. Mit diesem Bauwerk ist der Schultz-Gruppe eine beispielhaft umweltfreundliche Anlage gelungen, die auch architektonisch sehenswert ist. Der lang gestrecke, dreistöckige, mit Lärchenschindeln verkleidete Hotelkomplex und die dazu gehörenden Familienchalets sind so in die Landschaft eingebettet, dass man vom Dorf schon genau hinschauen muss, um die Gebäude zwischen den Tannen zu entdecken. Viele Bauteile wurden aus der Umgebung gewonnen, wie die bläulich schimmernden Bodenfliesen in der ausgedehnten Empfangshalle, die aus dem Fels ringsum herausgesprengt wurden. Die Holzabfälle für die einige hundert Meter vom Hotel entfernte Hackschnitzelheizung kommen vom nahen Wald. Und damit die Autos das Landschaftsbild nicht stören, wurde eine großzügige Tiefgarage errichtet, in der alle Fahrzeuge verschwinden. „Viele Einheimische sind froh über das Gradonna,“ sagt Martin Gratz. "Es bedeutet rund 90 weitere Arbeitsplätze und einen zusätzlichen Aufschwung für unsere Gemeinde."
Nähere Informationen:
Tourismusinformation Kals, 9981 Kals am Großglockner, Österreich, Ködnitz 7, Tel: + +43/50212 540, Fax: +43/50212 5402, Email: kals@osttirol.com
Schultz-Gruppe/Zentralbüro für Marketing + Verkauf, A-6272 Kaltenbach, Tel.: +43/(0)5283/2800, Fax: +43/(0)5283/2800-19, E-Mail: martha@schultz.at, Web: www.osttirol-ski.at, www.schultz.at
Unterstützungshinweis:
Die Recherche wurde unterstützt von der Schutz-Gruppe.