Das damals neue Fachhochschul-Konzept umfaßte in allen Bundesländern der Bundesrepublik ca. einhundertfünfzig Hochschulen, die neben den Universitäten, Kunst- und Musikhochschulen in der bundesdeutschen Hochschulrektorenkonferenz die Details deutscher Hochschulbildungspolitik festlegten. Jürgen Tippe war vehementer Vordenker gemeinsamer Bildungspolitik aller in der Rektorenkonferenz vertretenen Hochschulen und sicherte den Fachhochschulen und dem Standort Berlin den erforderlichen Einfluß zur Mitgestaltung. Der Schwerpunkt der "anwendungsorientierten Wissenschaft", wie er für die Fachhochschulen proklamiert war, wurde von ihm ausgebaut, u.a. durch die Einführung von studienbegleitenden Praxissemestern und durch Kooperation mit der Wirtschaft bei der Durchführung von Diplomarbeiten. Jürgen Tippe trug wesentlich zum Erfolg des Fachhochschul-Konzeptes bei: Durch die von ihm geförderten Kooperationen mit ausländischen Partnerhochschulen in allen Erdteilen gelangten die Fachhochschulen so auch zu internationaler Anerkennung; zahlreiche Visiten ausländischer Regierungs- und Hochschuldelegationen an der TFH Berlin waren ein deutliches Zeichen dieser Anerkennung, das durch den Austausch von Studierenden und Professorinnen bzw. Professoren praktischen Nutzen für die Ausbildung brachte.
Weiterbildung war ein weiteres Feld, das Jürgen Tippe mit dem Aufbau des Fernstudieninstituts an der TFH Berlin als Hochschulaufgabe definierte. – Die Qualität der Ausbildung war ihm bei allem besonders wichtig: der seminaristische Unterricht in kleinen Gruppen half dabei, die Erreichung dieses Zieles zu sichern: die 8.000 Studierenden wurden von 350 Professorinnen und Professoren und ca. 800 Lehrbeauftragten, die hauptamtlich in der Wirtschaft tätig waren, unterrichtet – der Aufbau von ca. 100 Laboratorien in 14 Fachbereichen wurde als "Back-up" für den praxisorientierten Unterricht sichergestellt, auch dank der Unterstützung seitens der Fördervereine der TFH-Vorgänger-Einrichtungen und der dort engagierten Unternehmen- Kontakte, die Jürgen Tippe zum Nutzen seiner Hochschule pflegte. – Die Erfahrung als Gründungsrektor der TFH aus dem Jahre 1971 ff. erwies sich 1989 nach der Wende als nützlich bei Jürgen Tippes Einsatz als Gründungspräsident der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin-Karlshorst, die in ähnlicher Größe wie die TFH Berlin auf- und auszubauen war. Innerhalb von zwei Jahren war diese Aufgabe von Jürgen Tippe erfolgreich erledigt: für ca. 8.000 Studierende und ca. 350 Professorinnen und Professoren, die alle neu zu berufen waren, funktionierte der Lehrbetrieb in vollem Umfang! Eine der für Jürgen Tippe typischen, großartigen Leistungen, bei denen er alles von sich forderte und für die Sache und die betroffenen Menschen gab! Prägend für alle, die mit ihm wirkten und an seinen Erfolgen teilhaben konnten.
Bei allem beruflichen Engagement war Jürgen Tippe – von Hause aus Mathematiker – auch sportlich und künstlerisch aktiv: im Sommer war er gerne in Gebirgs-Klettertouren – häufig mit Kolleginnen und Kollegen – unterwegs; an der TFH überraschte er manchen "Mitstreiter" durch faszinierend perfektes Musizieren am Piano. Hinzu kam seine Begeisterung für das Schachspiel, das er meisterhaft beherrschte.
Jürgen Tippes Dynamik war mitreißend. Sein gekonnter und sicherer Umgang mit Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen, Studentinnen und Studenten beeindruckte sehr. Ebenso sein phänomenales Gedächtnis, das ihn z.B. treffsicher aus zahlreichen Ordnern den richtigen auswählen und die richtige Seite schlagartig finden ließ, wenn bei Diskussionen im Präsidium damit Hintergrundwissen zu belegen war.
Jürgen Tippe konnte seine Mitmenschen begeistern!
Anfang Juli kam die unfaßbare, überraschende ärztliche Diagnose: Krebs. Der Gründungsrektor und langjährige Präsident der TFH Berlin der heutigen BEUTH HOCHSCHULE FÜR TECHNIK BERLIN, der Gründungsrektor der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft, der heutigen HOCHSCHULE FÜR TECHNIK UND WIRTSCHAFT, ist am 8.8.2009 im Alter von 74 Jahren gestorben.