Nur noch Kapitän Torsten Mattuschka bleibt aus dieser Aufstiegs-Generation im Team. Und Mattuschka war es auch, der dem Spiel gestern die Wende brachte. Denn im Duell der beiden noch vom Abstieg bedrohten Mannschaften führten von Beginn an die Gäste aus dem Frankfurter Randbezirk Bornheim sowohl die feinere als auch die gefährlichere Klinge. Niemand sah der Mannschaft an, dass sie seit zehn Spielen nicht mehr gewonnen hatte. Zur Pause hätten sie den Berlinern gut und gern zwei oder drei Tore einschenken können. Aber entweder rette Marcel Höttecke im Union-Tor oder der Pfosten desselben die Null auf dem Pausenstand. „Wir haben ein Grottenspiel gemacht. Die Frankfurter haben den Ball gut laufen lassen, sodass wir gar nicht in die Zweikämpfe kamen“, erklärte später Mattuschka selbstkritisch. Trotzdem hatte sich das eiserne Unionpublikum an diesem sonnigen Nachmittag nie die Laune verderben lassen. Ununterbrochen feuerten sie ihre Spieler an.
Aber erst als nach einer Stunde Unions Trainer Uwe Neuhaus Karim Benyamina und Björn Brunnemann einwechselte, schien das zu fruchten, kam etwas mehr Schwung in das Berliner Spiel. Doch musste dann ein ausgesprochen kurioser Treffer herhalten, um das Blatt zu wenden. In der 69. Spielminute wollte Frankfurts Torhüter Patric Klant einen ihm zugeworfenen Einwurf auf seinen Verteidiger Marc Heitmeier zurückschieben. Indes blieb der Ball zwischen beiden liegen. Mattuschka schaltete blitzschnell, schnappte sich die Kugel und schob sie am verdutzten Gästetorwart in das Netz. „Das war ganz, ganz wichtig“, meinte der Torschütze, „sonst hätten wir heute, glaube ich, gar kein Tor mehr geschossen.“ Für die Bornheimer natürlich eine Katastrophe. Solche Fehler passieren aber gerade Teams, die sowieso eine Pechsträhne haben. „Ich weiß nicht, was wir verbrochen haben“, meinte später dazu der Sportdirektor des FSV Uwe Stöver. „Wir haben das Spiel im Griff und verlieren dann durch einen einzigen Fehler.“Die Frankfurter wollten den Bock trotzdem noch umstoßen und antworteten mit totaler Offensive. Drei neue Spieler wechselte ihr Trainer Hans-Jürgen Boysen in den letzten 17 Minuten ein, die alle auf Hötteckes Tor drückten. Der indes wehrte in der 74. Minute erst einen gefährlichen Freistoß von Jürgen Gjasula und anschließend den Nachschuss von Sascha Mölders aus zwei Metern mit einem sensationellen Reflex ab. Nun boten sich den Hausherren Räume zu kontern an. Den letzten dann nutzen Benyamina und Mosquera zum Endstand, der den Berlinern elf Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone brachte und damit wohl die Klasse sichert.
Das 2:0 aber auch ein Symbol. Der scheidende Rekordschütze legt seinem potenziellen Erben auf. Mosquera ist erst 23 Jahre alt, technisch beschlagen und gilt als großes Talent. Das hat er zwar bislang nur selten ausgeschöpft, aber Neuhaus hält viel von ihm. Die Zuschauer an der Alten Försterei indes hat der Stürmer aus Kolumbien oft zur Verzweiflung gebracht, wenn er sich in fruchtlosen Dribblings verirrte. Aber er hat nun alle Sicherheit und Zeit, viel dazu zu lernen. Immerhin hat die Vereinsführung 100 000 Euro investiert, um den Stürmer zu bekommen, der sich nach vielen Stationen in seinem noch jungen Kickerleben gerade in Köpenick sauwohl fühlt.
Wohin der Weg von Benyamina führt, ist noch ungewiss. „Ich fühle mich 100-prozentig als Berliner und der Verein ist mir ans Herz gewachsen“, sagte er nach dem Spiel. „Gute Zeiten hinter sich zu lassen, fällt immer schwer.“ Auch sein Kapitän lobt Benyamina: „Ohne Karim wären wir gar nicht in die zweite Liga aufgestiegen. Er ist ein toller Sportsmann und deswegen haben wir ihm die Tore gewidmet“, sagte Mattuschka.
Immerhin kann Benyamina noch in fünf Spielen bis zum Ende der Saison sein eigenes Torekonto für Union noch erhöhen. Aber auch so schon wird es in den kommenden Jahren schwierig werden, seinen Vereins-Torrekord zu brechen. Und so lange bleibt seine Trikotnummer 22 bei Union die Benyamina-Nummer.