In Vino Veritas – Auf dem Weinweg der Sinne durch die Steiermark

Steiermark - Wegweiser am Weinweg der Sinne

Saftige Wiesen und kleine Weinhänge prägen die Landschaft um das im 11. Jahrhundert auf einem erloschenen Vulkankegel erbaute Schloss im Südosten der Steiermark. Im Laufe der Jahrhunderte trotze es unzähligen Angriffen und wechselte mehrmals den Besitzer. Seit 1898 ist es im Besitz der Familie Winkler-Hermaden. Sie bewirtschaftet 34 Hektar Rebfläche. „14 verschiedene Rebsorten für Weiß- und Rotweine bauen wir an“, berichtet der Schlossherr: „Welschriesling, Sauvignon blanc, Weiß- und Grauburgunder, Blauer Zweigelt, Pinot Noir, Cabernet Sauvignon und Merlot gedeihen hier.“ Im modernen „Drachenkeller“ 60 Meter unterhalb des Schlosses reifen die Weine in Tanks aus Edelstahl. Im historischen „Löwenkeller“ aus dem 18. Jahrhundert erfolgt weiterhin die traditionelle Fasslagerung, und im „Langen Keller“ die Reifung in Barriques. „Das Holz, aus dem diese Eichenfässer gemacht werden, stammt aus dem eigenen Wald“, so Georg Winkler-Hermaden.

Ein paar Kilometer weiter südlich von Kapfenstein beginnt der „Weinweg der Sinne“. 14 Kilometer schlängelt sich der Pfad entlang der Weinstöcke, durch Wald, Felder und Wiesen. Er startet und endet bei der Gesamtsteirischen Vinothek in St. Anna am Aigen. Hier ist Ljubo Vuljaj der Hausherr. „Ein „Vinothekar“ hat ähnliche Aufgaben wie ein Bibliothekar“, sagt Ljubo und schmunzelt: „Nur ist der Job weniger trocken.“ Seit zehn Jahren verwaltet der 41-jährige Weine aus der gesamten Steiermark. Weine von mehr als 100 Winzern der Region lagern in Flaschen abgefüllt in Regalen des modernen Gebäudes. Die Konstruktion aus Stahl und Glas soll aus der Vogelperspektive fallendes Weinlaub darstellen.

Als Wegweiser auf dem Wanderweg dienen nicht Holzschilder oder farbige Markierungen an Bäumen. Weinflaschen mit Traubenetikett an einem Edelstahlpfahl befestigt zeigen die Richtung an. Weitere Flaschen weisen auf Besonderheiten am Wegrand hin, um die Sinne zu schärfen. So kann man an einer Wasserorgel seine eigene Weinsymphonie komponieren. Im Rosengarten den Duft des Weines durch die Blume erriechen. Im Kräutersitz Platz nehmen, zwischen den Fingern die Gewürze zerreiben und ihre Aromen auf sich wirken lassen.

„Seit 2001 gibt es diesen Weinweg“, erläutert Wanderführer Ewald Wahlhütter. Der größte Teil der mehrstündigen Wanderung verläuft direkt entlang der Reben. Auffällig sind die leuchtend roten, gelben oder rosafarbenen Rosenstöcke vor jeder Rebenreihe. „Heute ist es reine Dekoration“, meint der Wanderführer: „Früher dienten die Rosen als Indikator für Schädlingsbefall.“ Da Rosen sehr anfällig für Mehltau sind, war es ein sicheres Zeichen für den Winzer, wenn sie befallen waren, dass es höchste Zeit war, die Rebstöcke zu behandeln. Im Zeitalter moderner Messtechnik und Schädlingsbekämpfung erfüllen die Rosenstöcke nur noch einen dekorativen Zweck. Besonders gut zu sehen ist diese Tradition vor dem Weinhof Ulrich in Plesch. Auf einer Holzbrücke wandert man hier über den Reben, die sich bis St. Anna erstrecken.

Die Weinflaschen am Wegesrand weisen auch auf Buschenschänken hin. Sie sind vergleichbar mit den Straußwirtschaften an Rhein oder Mosel. Hängt ein Busch vor der Tür, hat der Betrieb geöffnet und lädt zu Wein und Brotzeit ein. Oder man lässt die Wanderung dort ausklingen, wo sie begonnen hat. Mit einer Weinprobe in der Vinothek in St. Anna. „Zuerst neutralisieren wir unseren Geschmack, indem wir ein Stück Weißbrot in steirisches Kürbiskernöl tunken“, erklärt Ljubo Vuljaj und balanciert ein großes Holzbrett mit Käse durch den Raum. Verschiedene Sorten aus der Region sind wie eine Uhr auf dem Brett drapiert. Im Uhrzeigersinn wird vor jeder neuen Weinsorte zunächst der passende Käse gekostet. Erst dann sollen die Sinne den Wein beschreiben. „Der Geschmack trennt nicht nur Sorte von Sorte“, weiß Ljubo: „Auch Boden, Hanglangen und Witterung sind für kleinste Nuancen verantwortlich.“ Zu jedem edlen Tropen hat der „Vinothekar“ eine sinnliche Geschichte parat.

Informationen

Touristinformation Steirisches Thermenland
Radersdorf 75
A-8263 Großwilfersdorf
Tel. 0043 3385 66040
www.thermenland.at

Gesamtsteirische Vinothek
Marktstr. 6
A-8354 St. Anna am Aigen
Tel. 0043 3158 2801
www.gesamtsteirische-vinothek.at
Öffnungszeiten:
März bis Ende August: Di – So, 11 – 18:30 Uhr,
September bis Anfang Dezember: täglich 10 – 17:30 Uhr
Angebot:
Weinwegführungen, Weinproben, Seminare zu den Themen, Wein, Käse, Schokolade

Übernachtung und Wein:
Schloss Kapfenstein / Weingut Winkler-Hermaden Hotel und Restaurant
A-8353 Kapfenstein 1
Tel. 0043 3157 30030 0
www.schloss-kapfenstein.at
www.winkler-hermaden.at
Übernachtung pro Person inkl. Frühstück 66 bis 92 Euro
Verschiedene Wochenpauschalen

Weinbauernhof Pfeifer
Waltra 24
A-8354 St. Anna am Aigen
Tel. 0043 3158 2601
Übernachtung pro Person inkl. Frühstück ab 26 Euro

Grenzlandhof Ulrich
Gießelsdorf 107
A-8354 St. Anna am Aigen
Tel. 0043 3158 2270
www.grenzlandhof.at
Übernachtung pro Person inkl. Frühstück ab 27 Euro

Übernachtung und Wellness bieten sechs Thermenländer in der Steiermark:
Bad Radkersburg
Tel. 0043 3476 2545
www.badradkersburg.at

Bad Gleichenberg
Tel. 0043 3159 2294 0
www.dasKurhaus.at

Loipersdorf
Tel. 0043 3382 8204
www.therme.at

Rogner Bad Blumau
Tel. 0043 3383 5100 9603
www.badblumau.com

Bad Waltersdorf
Tel. 0043 3333 3150
www.badwaltersdorf.com

Sebersdorf
Tel. 0043 3333 22144
www.hoteltherme.at

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